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Seit 20 Jahren bei Bürkert in Ingelfingen in der Nachtschicht: Für Bernd Köhler ist die Nacht der bessere Tag

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Bernd Köhler arbeitet schon sein ganzes Berufsleben bei Bürkert, dort ist er seit mehr als 20 Jahren in der Dauernachtschicht beschäftigt. Macht er an den Wochenenden auch die Nacht zum Tag?

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Mehrspindeldrehmaschine in Fertigungshalle bei Bürkert in Ingelfingen.
Mehrspindeldrehmaschine in Fertigungshalle bei Bürkert in Ingelfingen.  Foto: Arweiler, Sarah

Draußen ist es noch stockfinster und feuchtkalt, die Sonne wird erst in gut zwei Stunden zum Schichtwechsel antreten. Bernd Köhler wird dann schon im Feierabend sein. Die Kollegen von der Frühschicht übernehmen gegen 5.30 Uhr. Bei vielen hat dann zu Hause noch nicht einmal der Wecker geklingelt.Die Nacht ist für Bernd Köhler die produktivste Zeit des Tages. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet der Bürkert-Mitarbeiter in der Nachtschicht. „Das ist nicht jedermanns Sache“, gibt er unumwunden zu.

„Ich habe Kollegen, die haben nach zwei Wochen Nachtarbeit aufgegeben. Der Körper hat sich dagegen gewehrt.“Bei Bernd Köhler sträubt sich nichts gegen das nächtliche Arbeiten. Doch wie schaut es am Wochenende aus? Fordert sein Biorhythmus, auch dann die Nacht zum Tag zu machen? Der groß gewachsene Mann zuckt mit den Schultern. „Ganz einfach: Ich gehe um 0 Uhr ins Bett, schlafe die Nacht durch und stehe morgens wieder auf.“ Als wäre es nie anders.

Das Werk 6 bei Bürkert als Zweites Zuhause

Das Bürkert-Werk 6 in Criesbach ist wie sein zweites Zuhause. 60 CNC-Maschinen verrichten hier rund um die Uhr ihre Arbeit. Sie fräsen, stanzen, bohren ununterbrochen und produzieren so 1,2 Millionen Teile pro Monat. In der Fertigungshalle herrscht deshalb ein konstanter Geräuschpegel, es riecht nach Öl. Beides nimmt Bernd Köhler kaum noch wahr.

Köhler ist der Nachtschichtcoach. Neben seiner eigentlichen Arbeit an der Fräse ist er dafür zuständig, dass die Produktivität auch nachts hoch ist. Außerdem ist er Hauptansprechpartner, wenn es an einer Maschine Schwierigkeiten gibt. Alles, was außerplanmäßig passiert, wird in einer großen digitalen Tafel, dem Shopfloor-Board, notiert. Es erfasst alle Informationen zu jeder Maschine, zu allen Arbeitsschichten zeigt den aktuellen Stand der Produktivität an.

Heimliches Gähnen

In der Fertigungshalle ist die Stimmung unter den Kollegen locker. Ein heimliches Gähnen hinter vorgehaltener Hand? Fehlanzeige. „Wir sind alle in unsere Arbeit vertieft, in der Nachtschicht gibt es kaum Ablenkung. So lässt es sich gut arbeiten“, weiß Köhler. Das ist mit ein Grund, weshalb viele das nächtliche Arbeiten schätzen. Ein weiteres Bonbon: Neben dem Nachtzuschlag fühlen sich die Wochenenden der Bürkert-Nachteulen länger an als bei jenen mit üblichen Arbeitszeiten. Der Grund: freitags ist schon morgens um 6 Uhr Schluss, ehe es am Sonntagabend um 22 Uhr wieder zur Arbeit geht. 

Früh morgens mit der Bäckertüte nach Hause  

Bernd Köhler arbeitet bei Bürkert in Werk 6 seit mehr als 20 Jahren in der Nachtschicht.
Bernd Köhler arbeitet bei Bürkert in Werk 6 seit mehr als 20 Jahren in der Nachtschicht.  Foto: Arweiler, Sarah

Auch früher, als Köhlers Kinder noch kleiner waren, hat seine Nachtarbeit bestens ins Familienleben gepasst, erzählt er. Wenn die Schicht zu Ende war, ist er morgens pünktlich zum Frühstück mit der Bäckertüte heimgekommen. Danach sind die beiden Jungs zur Schule, der Papa ins Bett. Mittags, wenn andere Väter arbeiten waren, war Bernd Köhler immer zu Hausen und die Kinder abends noch zu Bett bringen, ehe er um 22 Uhr zum Schichtwechsel wieder in Werk 6 stand.

Kinder bringt Bernd Köhler heute zwar nicht mehr zu Bett, die Maschinen warten aber noch immer geduldig auf ihn. Solange sich sein Körper nicht gegen die nächtliche Arbeit zu wehren beginnt, wird er das auch in Zukunft so weitermachen. Als gäbe es keine Tagarbeit.

Nachtschicht bei Bürkert. Die Stimmung unter den Kollegen ist locker, jeder ist in seine Arbeit vertieft.
Nachtschicht bei Bürkert. Die Stimmung unter den Kollegen ist locker, jeder ist in seine Arbeit vertieft.  Foto: Arweiler, Sarah

Wo steckeen überall Bürkert-Produkte drin?

Bürkert entwickelt und produziert Komponenten im Bereich der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik von Flüssigkeiten und Gasen für mehr als 300 verschiedene Branchen – von der Lebensmittelindustrie bis zur Medizintechnik. So regelt beispielsweise in dem Zahnarztstuhl ein Bürkert-Komponenten, dass für den Patienten zum Mundausspülen automatisch Wasser in den Becher läuft. In der Autowaschanlage steuern Ventile das Ein- und Ausschalten von Wasser und Schaum. In der Medizintechnik sind die Komponenten von Bürkert in Dialysegeräten zur Blutreinigung verbaut oder in Beatmungsgeräten, die während der Corona-Pandemie für viele Erkrankte lebensrettend waren. Bernd Köhler fasst zusammen: „Unsere Teile sind nahezu überall drin – man sieht sie nur nicht.“

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