Herausforderung Nachtschicht: Was Pflegefachkräfte im Alexander-Stift rund um die Uhr leisten
Im Alexander-Stift in Neckarwestheim kümmern sich Pflegefachkräfte rund um die Uhr um die Bewohner. Die Nachtschichten sind besonders herausfordernd, denn es ist viel zu tun.
Um 5 Uhr morgens brennt im Alexander-Stift in Neckarwestheim nur auf dem langen Flur im Eingangsbereich Licht. Die Bewohner des Pflegeheims schlafen noch, nicht jedoch Gina Herold. Die 26-Jährige aus Gemmrigheim arbeitet hier als examinierte Pflegefachkraft und kümmert sich in ihrer Nachtschicht um 39 Personen.
Während die stationären Pflegeplätze und die Demenzpflegeplätze am Tag von mehreren Pflegekräften bereut werden, ist Herold nachts allein für beide Stockwerke verantwortlich. Von 20 Uhr bis 6:30 Uhr ist die 26-Jährige ununterbrochen im Einsatz, damit es den Bewohnern an nichts mangelt. Ihre Aufgaben sind dabei vielfältig – und fordernd.
Nachtschicht im Alexander-Stift in Neckarwestheim – drei Kontroll-Rundgänge
„Das Elementarste der Nachtschicht sind die drei Rundgänge, die ich mache“, erklärt Herold. Um 22 Uhr, 1 Uhr und 4 Uhr läuft sie in jedes Zimmer und überprüft, ob es den Bewohnern gut geht. Manche benötigen eine individuelle Betreuung. Dann muss Herold die Bewohner beispielsweise umlagern, um ein Wundliegen zu vermeiden oder bei Inkontinenz die Einlagen wechseln.
Besondere Aufmerksamkeit gilt in der Nacht den Bewohnern, die im Sterben liegen. Auch die Begleitung am Lebensende gehört im Alexander-Stift zu den Aufgaben der Pflegekräfte. Herold liegt das am Herzen: „Natürlich schaue ich dann nachts viel öfter ins Zimmer und überprüfe, ob der- oder diejenige etwas von mir benötigt. Das kann ein Medikament sein, das Halten der Hand oder auch ein Gespräch.“ Die persönliche Ansprache sei besonders wichtig.
Zusätzlich zur Betreuung der Bewohner ist die 26-Jährige aus Gemmrigheim in ihrer Nachtschicht auch für Organisatorisches verantwortlich. So bereitet sie beispielsweise die Medikamente für den kommenden Tag vor oder aktualisiert die Diensttafel. Doch egal, was sie in den zehneinhalb Stunden nachts erledigt: Alles muss dokumentiert werden, damit später nachvollziehbar ist, was sie getan hat.
Pause nicht immer möglich: Nachtschicht im Pflegeheim besonders herausfordernd
Herold arbeitet bereits seit sechs Jahren im Alexander-Stift in Neckarwestheim, auch ihre Ausbildung absolvierte sie dort. Trotzdem sei kein Tag wie der andere. „Diese Nacht hatte ich beispielsweise noch gar keine Luft. Wenn ein Bewohner nach mir klingelt, muss die Pause eben warten. Manches Mal bleibt auch keine Zeit zum Durchatmen übrig, weil einfach so viel zu tun ist“, erklärt sie.
Eine Herausforderung, der nicht jede Pflegefachkraft auf Dauer gewachsen ist. Hinzu kommen wechselnde Schichten, Wochenend- und Feiertagsdienste, die oftmals schwer vereinbar mit Familie und Privatleben sind.
„Der Beruf wird auch verhältnismäßig schlecht bezahlt für die psychischen und körperlichen Anstrengungen“, sagt Herold. Die politische Situation habe es in den letzten Jahren eher noch schwerer gemacht, eine Entlastung sei nicht in Sicht.
"War einfach total mein Ding" – Pflegefachkraft erklärt Liebe zu ihrem Beruf
Trotzdem entschied sich die 26-Jährige nach ihrem Abitur für diesen Beruf. Während eines Sozialpraktikums in der 8. Klasse hatte sie verschiedene Bereiche in der Pflege kennengelernt. „Es war einfach total mein Ding. Ich habe dann zwar trotzdem zuerst ein Studium angefangen, aber schnell gemerkt, dass mich das unglücklich macht“.
Jetzt studiert Herold wieder – bleibt ihrem Fachgebiet mit dem Studiengang „Angewandte Pflegewissenschaften“ jedoch treu. „Das Gefühl, wenn ich in meinem Beruf arbeite, ist schwer zu beschreiben. Es macht mich einfach glücklich. Ich fühle mich besser, wenn ich hier arbeite.“