„Backen ist einfach eine Leidenschaft“: Nächtlicher Hochbetrieb in der "Brotschmiede"
Die Bäckerei „Die Brotschmiede“ setzt auf Bioland-Qualität und verkauft bereits ab 5.30 Uhr frische Brötchen und Brezeln. Damit das möglich ist, wird in der Backstube in der Nacht gebacken.

Die Straßen in Kirchheim sind dunkel und verlassen, weder Autos noch Fußgänger sind um 3 Uhr morgens unterwegs. Nur in einem Gebäude in der Karlstraße brennt Licht und durch ein gekipptes Fenster strömt der Duft nach frischem Brot nach draußen. In der „Brotschmiede“ sind Inhaber Benjamin Schrempf und sein Team bereits seit Stunden auf den Beinen, damit Brezeln, Brötchen und Süßstückchen pünktlich ab 5.30 Uhr in der Auslage der Bäckerei liegen.
Zusammen mit drei weiteren Bäckern steht Schrempf seit etwa 20 Uhr am Vorabend in seiner Backstube, der Betrieb läuft in der Nacht auf Hochtouren. Um 3 Uhr morgens sind die Brote bereits gebacken und kühlen auf langen Holzbrettern nebeneinander aufgereiht aus. Frisch aus dem Ofen kommen Brötchen und Hefegebäck. Jeder Handgriff sitzt, alles geht ganz schnell – und das muss es auch.
Nachtschicht in der Bäckerei "Die Brotschmiede" in Kirchheim – frische Brezeln und Brötchen schon vor 6 Uhr zu kaufen
Denn nur so ist es möglich, dass „Die Brotschmiede“ in der Früh ein großes und vor allem frisches Sortiment anbieten kann. „Unsere Kunden sind es gewohnt, dass sie bereits um 5:30 Uhr ihre warme Brezel bei uns bekommen und erwarten das auch. Vielleicht haben wir sie auch ein bisschen verwöhnt“, erklärt der 39-Jährige aus Brackenheim-Meimsheim.
An drei Verkaufsstellen gibt es ab den frühen Morgenstunden bei „Die Brotschmiede“ frische Backwaren: in Kirchheim, Talheim und in der Markthalle in Obersulm. Hinzu kommt der „Brottruck“, der auf den Wochenmärkten in Leingarten, Bad Rappenau und Heilbronn unterwegs ist.
Das hat auch finanzielle Gründe. „Mit einer Filiale allein würde das Geld nicht reichen“, sagt Schrempf. „Wir müssen wachsen, wenn wir bestehen wollen. Und gute Mitarbeiter sind schwer zu finden und zu halten. Da muss ich sie auch gut bezahlen können.“

Bei seinen Backwaren setzt Schrempf aus jahrelanger Überzeugung auf Bioland-Qualität. Bei seinen Kunden kommt das gut an – auch, wenn er hin und wieder erklären muss, „warum das Brot manchmal kleiner ist“, die Brötchen nicht alle gleich aussehen oder er und sein Team nicht mehrmals täglich Brezeln nachbacken.
"Leben ohne Rhythmus": Leben als Bäcker bringt Herausforderungen mit sich
Dass Schrempf heute seine eigene Bäckerei mit insgesamt über 30 Angestellten führt, war beim Start in sein Berufsleben noch nicht abzusehen. „Ursprünglich habe ich Elektriker bei meinem Papa gelernt. Aber nach drei Monaten habe ich doch gemerkt, dass das nichts für mich ist“, erzählt der 39-Jährige. Stattdessen folgte er seine Intuition und begann seine Ausbildung in einer Bäckerei.
Bis heute ein Schritt, den der Bäcker nicht bereut hat – auch, wenn der Beruf viele Herausforderungen mit sich bringt. „Es ist ein Leben ohne Rhythmus“, erklärt er. Denn wer dann arbeite, wenn die meisten anderen schlafen, müsse besonders gut planen, um ausreichend Zeit für Familie und Freunde zu finden. Hinzu komme eine Bezahlung, die mit Jobs in Großkonzernen nicht mithalten könne.
Was ihn trotzdem seit vielen Jahren in der Backstube hält? Die Liebe zu seinem Beruf: „Backen ist einfach eine Leidenschaft“, betont Schempf. „Wir können unseren Kunden bereits am frühen Morgen mit frischen Brötchen und einer heißen Tasse Kaffee ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Das ist ein schönes Gefühl und ein toller Start in den Tag.“

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