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Jagsttal
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Mit den Adlern überm Jagsttal kreisen

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Bei den Drachen- und Gleitschirmfliegern in Mulfingen werden bei herrlichem Ausblick Erlebnisse ausgetauscht.

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An guten Flugtagen und beim Pokalfliegen Ende August ist immer viel Betrieb am Aufbauplatz des Vereins.
Fotos: privat (2)/Tscherwitschke
An guten Flugtagen und beim Pokalfliegen Ende August ist immer viel Betrieb am Aufbauplatz des Vereins. Fotos: privat (2)/Tscherwitschke  Foto: Tscherwitschke, Yvonne

Der rot-weiß-gestreifte Windsack hängt hinter Walter Hofmann an der Fahnenstange. Kein Wind. Deshalb ist es heute Abend auch ruhig auf dem Mulfinger Gaisberg. Schade. Denn ist Südwestwind, dann füllt sich zu dieser Zeit der Berg mit all jenen, die nach einem schönen Flug über das Jagsttal - und meist sogar darüber hinaus - zurückkommen, berichtet Walter Hofmann. Er ist Vorsitzender der Drachen- und Gleitschirmflieger Hohenlohe in Mulfingen.

Seit 1977 gibt es den Verein. 1985 hat Walter Hofmann seine Ausbildung, den L-Schein, gemacht. "Mich hat schon als Kind alles fasziniert, was mit Fliegen zu tun hat", berichtet er von seiner Kindheit mit selbstgebastelten Fliegern, ferngesteuerten Modellfliegern und dann dem Drachen. "Ich bin nie nicht geflogen", blickt er auf die Zeit zurück. Meist Drachen. Fünf Jahre lang ist er Gleitschirm geflogen. "Da hatte ich mir dreimal hintereinander beim Drachenfliegen die Schulter ausgekugelt und mir dann zum Heilen die fünf Jahre Pause verordnet", erinnert er sich. Ganz ohne kann er aber nicht, deshalb der Umstieg auf den Gleitschirm. Überhaupt ist es ein schönes Miteinander von Drachen- und Gleitschirmfliegern am Berg und auf den Schleppgeländen des Vereins bei Ailringen, Simprechtshausen und Schmalfelden.

Im Aufzug steil nach oben

Zweimal im Jahr treffen sich Vereinsmitglieder, um den Startplatz von Brombeeren und Sträuchern zu befreien. Damit einem schönen Flug nichts im Weg steht.
Zweimal im Jahr treffen sich Vereinsmitglieder, um den Startplatz von Brombeeren und Sträuchern zu befreien. Damit einem schönen Flug nichts im Weg steht.  Foto: Tscherwitschke, Yvonne

Diesen Sommer, berichtet Walter Hofmann, habe es oft ganz extrem hohe Flüge gegeben. "Im Bart so 2500 Meter hoch, das ist schon etwas Besonderes", berichtet er. Mit dem Bart bezeichnen die Flieger die Stelle, in der sich die warme Luft erhitzt und nach oben steigt. Die Thermik sorgt dann manchmal dafür, dass es wie im Aufzug steil nach oben geht. Solche extremen Höhen seien früher sehr selten vorgekommen. Diesen Sommer hätten es mehrere Flieger erlebt. Walter Hofmann auch. Es wäre ein Tag gewesen, richtig Strecke zu machen, bei dieser Startüberhöhung. "Aber es war so bockig, da hab ich nach eineinhalb Stunden sicherheitshalber begonnen, zu landen."

Fluggeschichten des Tages austauschen

Von der Rampe, also dem Startplatz aus, sieht man schon den Landeplatz, 150 Meter weiter unten, auf einer Wiese an der Jagst. Wer dort landet, der packt zusammen und kommt wieder hoch an den Startplatz. Die Gleitschirmflieger sind immer recht schnell fertig. Sowohl beim Auf- wie beim Abbau. Beim Drachen, der aktuell so um die 25 Kilogramm wiegt, dauert es etwas länger, bis alles wieder verstaut und im Packsack ist. "So 20 Minuten", sagt Hofmann. Wenn dann alle abgebaut haben, dann treffen sich die Flieger gern noch zum Abschlussbier. Da werden dann die Fluggeschichten des Tages ausgetauscht. Ein Highlight für alle: "Wenn man zusammen mit einem Vogel fliegt", schildert Walter Hofmann, wie es sich anfühlt, wenn die Menschen gemeinsam mit den Vögeln, in seinem Fall einem Steinadler, Flügel an Flügel in einem Bart kreisen.

Früher, erinnert sich Walter Hofmann, sind die Vereinsmitglieder häufig umsonst zum Berg gekommen. Statt des vorhergesagten - und notwendigen Südwestwinds - war eben Flaute. Oder schlimmer noch: Rückenwind. "Die Möglichkeiten, zu sehen, wann es welchen Wind gibt, sind mittlerweile so gut geworden", sagt Hofmann. So ist kaum noch jemand umsonst am Berg. Und so ist heute Abend gewiss: Niemand stört die Ruhe und den Ausblick auf die Jagst, über der gerade zwei Gabelweihen kreisen.

 
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