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Frühstück mit Stadtbahn-Blick im Bretzfelder Bahnhof Busch

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Während die Züge kommen und gehen, starten die Gäste im Bretzfelder Hotel und Restaurant Bahnhof Busch genussvoll in den Tag.

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Suzana Farago (links) ist so etwas wie die gute Seele des Hauses. Zusammen mit Sabine Püschel richtet sie das Frühstücksbuffet für die Gäste.
Suzana Farago (links) ist so etwas wie die gute Seele des Hauses. Zusammen mit Sabine Püschel richtet sie das Frühstücksbuffet für die Gäste.  Foto: Tschürtz, Andreas

Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Gegen 7 Uhr, wenn Trauben von Schülern mit Ranzen, Turnbeuteln und Rucksäcken aus den Schulbussen purzeln, wird es anders zugehen am Bretzfelder Bahnhof. Aber jetzt, um 6 Uhr, trotzen nur ein paar wenige Frühaufsteher der feuchten Morgenkühle. Und eine einsame Amsel sucht am verwaisten Bahnsteig in Fahrtrichtung Öhringen den sprichwörtlichen frühen Wurm.

Drinnen, im ehemaligen Bahnhofsgebäude, seit 2011 Zuhause des Hotels und Restaurants Bahnhof Busch, ist mehr los. Es duftet nach Rührei und Kaffee. Eine Gruppe Weinabfüller sitzt beim Frühstück und steht kurz vor dem Aufbruch.

Markus Busch hat ein großes Herz für den Weinanbau und stets ein freundliches Wort für seine Hotelgäste.
Markus Busch hat ein großes Herz für den Weinanbau und stets ein freundliches Wort für seine Hotelgäste.  Foto: Tschürtz, Andreas

"Die Männer sind bei uns im Weingut und haben heute viel Arbeit vor sich", sagt Markus Busch, Hotel- und Weingutchef in einem. Was ganz praktisch ist, um ab und zu Helfer auf dem Hof komfortabel unterbringen zu können. In der Regel nutzen aber Monteure, Geschäftsreisende und regelmäßig auch Urlaubsgäste die zehn Hotelzimmer.

Die Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung kommen zu Familienfeiern, im Sommer in die Außenbewirtschaftung oder von Freitag bis Sonntag ins Restaurant. Eine Bahnhofskneipe für Zugfahrende ist das Hotel Busch nicht. Diese stehen sich stattdessen draußen am Bahnsteig die Füße in den Bauch - die S4 lässt auf sich warten.

Frühstücksei und Croissants

Davon bekommt Hotelgast Theo aus den Niederlanden nichts mit. Der Geschäftsmann widmet sich ganz seinem Ei und den Croissants. Früher sei er in ein größeres Hotel gegangen. Aber dann habe er den Bahnhof Busch entdeckt. Und hier findet er es gemütlicher. "Im Sommer bringe ich auch das Rad mit. Es ist eine sehr schöne Gegend."

"Als wir vor zwölf Jahren angefangen haben", erzählt Markus Busch, "waren wir unter den Winzern einer der ersten Betriebe mit Übernachtung." Das Konzept passe zur Vermarktung der eigenen Weine. Firmen und Urlaubergruppen buchten gerne ein Weinerlebnis mit Übernachtung: "Je nach Saison nehmen wir die Gruppen mit in den Wengert. Dort erleben sie erst die Trauben am Stock und später bei einer Verkostung im Weinkeller und zum Essen im Restaurant, was wir daraus machen."

Um das Wohl der Gäste kümmert sich ein kleines Team um Sabine Püschel (Organisation), Suzana Farago (gute Seele des Hauses) und Köchin Daniela Schumertl. Auf der Speisekarte stehen Gerichte vom Zwiebelrostbraten mit Spätzle bis zu Schweinemedaillons mit Gorgonzolasoße. Jetzt aber ist Frühstückszeit und danach schaut, wenn nötig schon ab 5.30 Uhr, Suzana Farago. "Wir sind da sehr flexibel", sagt sie und legt etwas Obst am Buffet nach.

Familienbetrieb im Wandel

Früher haben Buschs selbst Frühstück gemacht oder den Check-in der Gäste. Aber die Vermarktung seiner Weine führt Markus Busch mittlerweile durch halb Deutschland. Und mit dem monatlichen Besen auf dem Greuthof in Bretzfeld-Dimbach, fünf Stellplätzen für Wohnmobile und vielen anderen Arbeiten im Familienbetrieb sind Ehefrau Elvira und die drei Kinder ebenfalls ordentlich eingespannt. "Der Betrieb hat sich gewandelt", sagt Markus Busch.

Unterm Großvater ein kleiner Hof mit einer Handvoll Schweinen, Kühen, Hühnern und etwas Landwirtschaft, bauten die Eltern Karl und Helga in den 1980ern einen Vollbetrieb mit Schweinen auf. Der Junior formte nach seiner Winzerausbildung 2002 und dem Weinbautechniker in Weinsberg das heutige Weingut. "Wo früher unsere Kühe standen, stehen jetzt Stahltanks und im alten Sandsteinkeller die Barriquefässer."

Auch im Restaurant hat sich mittlerweile einiges getan. Es ist 7 Uhr vorbei, die Schlacht am Frühstücksbuffet ist geschlagen, auf den Bahnsteigen ist nach dem Sturm wieder Ruhe eingekehrt.

Sabine Püschel hat im Bahnhof Busch den Überblick über alles.
Sabine Püschel hat im Bahnhof Busch den Überblick über alles.  Foto: Tschürtz, Andreas

Sabine Püschel und Suzana Farago werden jetzt Abräumen und die Tische umstellen - für eine Abendveranstaltung. Derweil ist es draußen richtig hell geworden. Und die Amsel, die geht schon wieder auf Jagd - nach einem jetzt allerdings nicht mehr ganz so frühen Wurm.

Bahnhofsgeschichte: Mitte der 1980er Jahre zieht die Bahn ihren letzten Schalterbeamten vom 1862 eröffneten Bahnhof Bretzfeld ab. 1994 zieht der letzte Mieter, eine Fahrschule, aus. 2001 kauft die Gemeinde der Bahn das heruntergekommene Gebäude ab und verkauft es 2006 für 25.000 Euro an die Wengerter- und Landwirtfamilie Busch aus Dimbach. Diese investiert laut Hohenloher Zeitung einen siebenstelligen Betrag, renoviert das denkmalgeschützte Gebäude und eröffnet 2011 das "Hotel Bahnhof Busch". Seit der Stadtbahneröffnung im Jahr 2005 hält in Bretzfeld die Linie S4, Züge der Bahn fahren durch.

 
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