Ein Morgen auf dem Bauernhof der Bitzfelder Familie Weibler
Auf dem Bauernhof steht die Zeit nie still. Die Familie Weibler in Bretzfeld-Bitzfeld ist morgens um 7 Uhr bereits voll in ihrem Element. Kühe werden gemolken, Kälbchen gefüttert.

Jeder hat seine Aufgabe. Familie Weibler geht routiniert ihren Arbeiten nach. Die Tiere auf dem Bauernhof in Bretzfeld-Bitzfeld spielen die erste Geige. Um 7 Uhr am Morgen ist von Müdigkeit keine Spur. Draußen im Hof steht Elisabeth Weibler (54). Vor ihr ein Bottich, in den über einen Schlauch aus dem Stall frische Milch fließt. "150 Liter passen rein", erklärt sie. Als der runde Tank gut gefüllt ist, dreht sie den Hahn zu, schließt einen Stecker mit Starkstrom an und drückt eine Taste auf einem Display des Gefäßes. Die Milch wird auf 41 Grad erhitzt. Katze Luna streicht der Bäuerin um die Beine. Die stellt für sie einen kleinen Becher mit frischer Milch auf den Boden. Als hätte er es gerochen, kommt Charlie, ein Großer Schweizer Sennenhund, um die Ecke. Frische Milch schmeckt auch ihm.
Hühner und Gänse schnattern aufgeregt
Solange die Milch erhitzt wird, kümmert sich Elisabeth Weibler um das Federvieh. "Ich lasse die Hühner raus." Gut gelaunt stiefelt sie zum Hühnerstall. Eigentlich ist es ein kleines Häuschen aus Holz. Von drinnen dringt aufgeregtes Schnattern. Tür auf - etwa 20 Hühner, ein paar Gockel und vier Gänse laufen raus. Ein Ganter mit braun-grauem Hals bekommt wie jeden Morgen seine Streicheleinheiten von Elisabeth Weibler. Die 54-Jährige füllt Schalen mit frischem Wasser und gibt Futter aus.
Dauer des Melkens ist von Kuh zu Kuh unterschiedlich
Im Stall läuft seit 6 Uhr die Melkanlage. Ruhig stehen etwa zehn Kühe in einer Reihe. Bernd Weibler (54)und sein Sohn Martin (24) sowie einige Helfer putzen die Euter ab, stülpen die Sauger, Melkbecher genannt, über die Zitzen. Über Schläuche läuft die Milch in einen Tank. "Manche Kühe sind in fünf Minuten gemolken, andere brauchen bis zu einer Viertel Stunde", sagt Bernd Weibler. "Die langsamste gibt den Takt vor." Erst wenn sie fertig gemolken ist, werden die Kühe aus dem Melkstand entlassen und die nächsten kommen an die Reihe. Es dauert etwa zwei Stunden, bis alle Tiere durch sind. Anschließend wird sauber gemacht und abends noch mal gemolken.
Die Hofübernahme ist gesichert

Die Hof ist seit Generationen in Familienbesitz. Senior Ernst Weibler ist mittlerweile 95 Jahre alt. Seine Enkelin Katrin ist mit 21 Jahren die Jüngste im Bunde. "Ich wüsste nicht, was mir mehr Spaß machen würde", sagt sie und schaut, dass die beiden Kälbchen, die erst einen Tag alt sind, auch richtig trinken. Sie absolviert ein duales Studium Landwirtschaft. Ihr ältester Bruder Simon (30) kümmert sich an jenem Morgen ums Futter. Außerdem ist er als Winzer für die Weinberge verantwortlich.
Tochter Lisa (28) hat Soziale Arbeit studiert und hilft viel im Büro, erzählt Mutter Elisabeth Weibler. Drei von vier Kindern verfügen über eine landwirtschaftliche Ausbildungen, beziehungsweise ein fachspezifisches Studium - die Hofübernahme scheint gesichert. Als junger Mann übernimmt Bernd Weibler den Betrieb vom Vater. Der sagt damals: "Deine Schulden möchte ich nicht haben", erinnert sich Bernd Weibler an die Zeit, als er Mitte 20 ist und den Hof aussiedelt. "Aber ich war total euphorisch."
Prämien wie in der Automobilindustrie gibt es nicht
Die Selbstständigkeit gefällt ihm, die Arbeit auf dem Hof macht ihm Spaß. "Es ist der schönste Beruf der Welt", sagt Bernd Weibler und ergänzt: "Wenn Geld keine Rolle spielt." Der Milchpreis sinke gerade, die Kosten aber bleiben hoch. Heute sei er derjenige, der seinen Kindern sage, "lernt was Gescheit"s". Wenn Bernd Weibler hört, dass die Automobilbranche ihren Mitarbeitern satte Prämien zahlt - bei Audi sind es mehr als 8000 Euro -, schüttelt er ungläubig den Kopf.
Sie macht Wassergymnastik, er ist Gemeinderat
Freitags helfen junge Leute auf dem Hof mit. Felix Schreyer (16) beispielsweise absolviert eine Ausbildung zum Landwirt an der Landwirtschaftlichen Berufsschule in Öhringen, zu der ein Mal in der Woche ein Praxistag in einem Betrieb gehört.
Freie Zeit ist knapp. Elisabeth Weibler macht zwei Mal die Woche Wassergymnastik im Bretzfelder Lehrschwimmbecken. "Danach bin ich frisch geduscht, und muss dann noch mal in den Stall", lacht sie. Ehemann Bernd ist Gemeinderat. "Ich bin Bitzfelder. Wir haben nette Leute hier, eine schöne Landschaft, das liegt mir am Herzen", begründet er sein Engagement für den Ort. Nur am Sonntag nimmt er sich manchmal eine Stunde Zeit, um auf dem Sofa auszuruhen. Der Papierkram muss schließlich auch irgendwann erledigt werden.
Gegen 20 Uhr endet ein Arbeitstag, erzählt Elisabeth Weibler. Eine letzte Runde mit Hund Charlie - dann ist endgültig Feierabend.
Alles für die Milch
Auf dem Bauernhof der Familie Weibler im Bretzfelder Ortsteil Bitzfeld leben etwa 175 Kühe und 175 Muttertiere mit ihrer Nachzucht, "dazu zwei Väter", sagt Bernd Weibler. Am Tag geben die Kühe etwa 3500 bis 4000 Liter Milch. Diese wird zur Hohenloher Molkerei Hofgut mit Sitz in Schwäbisch Hall transportiert. Das Unternehmen produziert beispielsweise Joghurt, Milchmischgetränke, Sahne und Butter und natürlich Frisch- und H-Milch für den Einzelhandel.

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