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Warum Jens Mohr in Hohenlohe Hügel sucht

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Der Marathonläufer Jens Mohr aus Unterohrn hat seine Leidenschaft für Trail-Runs entdeckt und lernt dabei immer wieder neue Wege kennen. Und alles für ein großes Ziel.

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Raus aus dem Haus, los gehts: Jens Mohr hat das große Glück, sofort loszulaufen. Auf seinen zahlreichen Einheiten lernt er die Heimat neu kennen.
Foto: Stefanie Wahl
Raus aus dem Haus, los gehts: Jens Mohr hat das große Glück, sofort loszulaufen. Auf seinen zahlreichen Einheiten lernt er die Heimat neu kennen. Foto: Stefanie Wahl  Foto: Stefanie Wahl

Diesmal wird es Davos. Die Schweizer Bergwelt lockt. Die X-Trails sind Ende Juli sein Ziel, ein Marathon mit 45 Kilometern und 2000 Höhenmetern. Und allmählich wächst der Druck.

Wegen einer hartnäckigen Erkältung hat Jens Mohr Trainingszeit verloren, er weiß um sein Pensum, das ihm in den nächsten vier Monaten bevorsteht. Er trägt ein knallrotes Paar Laufschuhe, eine Tight und ein atmungsaktives Shirt. Darüber eine leichte Jacke. Mehr braucht es nicht, ehe es über die Felder, Stock und Stein, Radwege, aber auch durch den Wald losgeht.

Keine Stadt-Marathons mehr

Der 58-Jährige liebt es schnörkellos und sagt: "Stadt-Marathons und das ganze Geraffel mag ich gar nicht." Nicht mehr. Nach Berlin 2008 trifft der gebürtige Unterheimbacher die Entscheidung - und entdeckt seine Leidenschaft für Trail-Runs. Nicht nur das Laufen ist anders. Auch die Läufer sind es. Unter ihnen herrscht mehr weit mehr Gemeinsinn. Respekt für die Natur. Es geht nicht nur um Zeiten. Noch ein Plus: Die Veranstaltungen sind top organisiert. Das gefällt Jens Mohr.

Sein Problem: "Es ist schwer hier zu trainieren." Dem Hohenloher fehlen lange Steigungen. Die Konkurrenten aus Österreich oder der Schweiz haben ihm einige Höhenmeter voraus, daher nimmt er auf seinen Touren jeden Hügel mit, den er kennt. Jens Mohr läuft bei Wind. Schnee. Hitze. Regen. Immer. Im Dunkeln mit Stirnlampe. "Allein ist es manchmal schon schaurig, da hört man es überall rascheln oder sieht Katzenaugen. Das kostet Überwindung." Dafür spürt er die Jahreszeiten - selbst wenn kalendarische Grenzen immer mehr verschwimmen.

Zehn Kilo mehr

Einst hat Jens Mohr Fußball gespielt, dann das Haus in Unterohrn gebaut. Da ist keine Zeit für Bewegung geblieben. "Das war nix", sagt der schlanke Mann trocken, berichtet von dicken Backen und zehn Kilo mehr. Ein Kollege bringt den gelernten Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin zur Möckmühler Laufgruppe. Aus fünf Kilometern werden zehn, es folgen Halbmarathons und die Premiere über die 42,195 Kilometer. Die Erinnerungen an seinen ersten Bottwartalmarathon sind jedoch schmerzhaft. Das Fazit: nie wieder.

Von wegen. Jens Mohr bereitet sich beim zweiten Anlauf besser vor. Längst sagt er: "Das hat schon etwas mit Sucht zu tun." Trainiert er mal drei, vier Tage mal nicht, werde er "ungemütlich und kribbelig". Beweisen muss er sich aber nichts mehr, er läuft entspannter, lockerer. Es geht ihm ums fit bleiben.

Lohnenswerte Missionen

Längst hat Jens Mohr das Hohenloher Land von einer anderen, unbekannteren, Seite kennengelernt. Auf verschlungenen Wegen, die bestenfalls noch Radfahrer erkunden. Drei Mal die Woche stehen zwölf Kilometer auf dem Plan, am Wochenende ein Lauf mit 30 Kilometern und mehr. Mohr setzt sich Ziele. Die Vorbereitung kostet Zeit, frisst Ressourcen. Doch die Missionen, wie Jens Mohr seine Highlights wie den Lauf in Davos nennt, lohnen sich. Zuvor sind es Zermatt oder Mayrhofen im Zillertal gewesen. Dort gibt er 2020 das einzige Mal auf. Ein Stachel, der den Betriebsratsvorsitzenden der SLK-Kliniken noch immer piesackt und ihm zugleich Ansporn ist.

Jens Mohr hat seine eigene Taktik, lange Trainingläufe durchzuziehen. "Nach fünf bis sechs Kilometern wird es zur Kopfsache", sagt er. Dann lässt er vergangene Rennen Revue passieren, ordnet geschäftliche Dinge oder macht sich Gedanken über das, was ansteht. "So sind schon Reden entstanden", meint er, "und so verrinnen die Kilometer." Kommt er in den Flow, denkt er an nichts mehr, spürt vielmehr eine angenehme Leere.

Seit mehr als zwei Jahrzehnte läuft Jens Mohr nun, längst weiß er, was er verträgt (stilles Wasser) und was nicht (Hitze). Kommt er nach seinen Einheiten zurück, "bin ich einfach nur zufrieden".

 
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