Nachtangeln am Neumühlsee: Jagd auf unsichtbare Räuber
Mit kleinen Fischen will Alexander Limbach die ganz Großen locken. Ein seltener Besucher schwimmt vorbei ...

Zwei grüne Lichter schweben über dem Wasserspiegel. Auf dem stillen Neumühlsee regen sie sich um Mitternacht kaum, unter dem schwarzen Himmel, wo Wolken den Mond verdecken. Die Lichter markieren die Lage der Köder, die Alexander Limbach, Vorsitzender des Angelsportclubs Waldenburg, an zwei seinen zwei Ruten hat. "Manchmal wartet man stundenlang, manchmal kommt man mit dem Fische-Herausziehen gar nicht hinterher." In dieser Nacht macht er Jagd auf Raubfische: Zander, Hechte und inzwischen auch Welse schwimmen in dem Waldenburger See.
Die Lichter hängen an den Schnüren der Ruten, die auf einem Ständer am Ende des Stegs für die Angler stehen - gegenüber der Badestelle am Campingplatz. Der Bereich für die Schwimmer ist abgetrennt vom größeren Teil des Sees, wo die Sportfischer angeln.
Weißfische aus dem See als Köder
Seit etwa 19 Uhr ist Limbach schon am Wasser. Dort hat er sich die Köder beschafft, mit denen er – in toter Form – die Raubfische an den Haken locken will. Etwa 15 Weißfische hat er gefangen und in einem Eimer gesammelt: Rotaugen, Rotfedern und Lauben - "davon haben wir unzählige im Neumühlsee". Raubfische befischt man in der Nacht. Man könne nie sicher sein, dass man einen fängt, berichtet Limbach. Die Frage, welche Faktoren wie beschaffen sein müssen, könne man nicht genau beantworten. "Witterung und Luftdruckveränderungen wirken sich aus." Kurz vor einem Gewitter habe er gute Erfahrungen gemacht.
An seinen Angelruten auf dem Steg glimmen ebenfalls Knicklichter: ein grünes an der linken, an der rechten ein rotes. Sie wären im Stockdunkeln sonst nicht zu sehen. Limbach benutzt aber auch eine Taschenlampe, um sich zurechtzufinden. Die Angeln sind mit Sensoren ausgestattet: Wenn ein Fisch am Haken hängt und das über der Wasseroberfläche schwebende Licht nach unten gezogen wird, registriert ein Gerät an der Angel den Zug an der Schnur - ein lautes Piepsen ertönt. Sowohl vom Rutenständer als auch von einem Funk-Bissanzeiger, den Limbach an einem Band um den Hals hängen hat.

Und plötzlich fiept es, gegen 0.30 Uhr. Limbach eilt zur Angel und beobachtet: "Wenn ein Zander an der Angel ist, muss man erst mal warten. Die Fische sind schlau", sagt er, in Richtung linkes grünes Licht über das Wasser blickend. Der Räuber beißt erstmal nicht richtig zu - und wenn er spürt, dass an der vermeintlichen Beute in seinem Maul gezogen wird, lässt er sie los. Es brauche einige Momente, bis der Fisch den Köder schluckt.
Biber rüttelt an Licht
Jedoch: Das grüne Licht wackelt nur ein bisschen über der Wasseroberfläche. Es war kein Fisch an der Angel. Im Dunkel der Wasseroberfläche ist ein schwarzer Schatten zu erkennen, der durch den Neumühlsee schwimmt. "Das ist der Biber", sagt Limbach erstaunt. "Den habe ich bisher nur zwei Mal gesehen", auch wenn er schon seit einiger Zeit am Neumühlsee seine Burg baut.
Limbach nimmt die Rute in die Hand, dreht an der Rolle und holt den Haken samt nicht gefressenem Köder ein. Mit Wucht peitscht er ihn wieder in die Luft. Er landet etwas weiter weg vom Steg als zuvor.
Naturbeobachtung ist reizvoll
Immer wieder ertönt ein leises Plätschern, abseits der beiden grünen Lichter über dem Wasser. "Das sind die Raubfische, die auf der Jagd sind" - nur halt in der Stunde nach Mitternacht nicht dort, wo Limbach die Köder positioniert hat. Es flattert im Baum: Ein Nachtvogel macht sich auf. Die Natur wahrzunehmen, "das ist, was das Nachtangeln so schön macht", sagt Limbach. Er wird noch einige Stunden am Neumühlsee verbringen. Ob dann noch ein Raubfisch an die Angel geht, wird zur Nebensache.