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Im Heilbronner Containerterminal werden Waren aus aller Welt umgeschlagen

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Einen verspäteten Zug, das kennt wohl jeder. Aber eine Verfrühung? Gibt es das Wort im Zusammenhang mit der Bahn überhaupt? Im Heilbronner Containerterminal offenbar schon. Und das ist nicht das einzige Kuriose an diesem besonderen Ort.

Von Stefanie Pfäffle
Mit dem riesigen Reachstacker werden die Container von den Waggons auf Lastwagen oder zurückgeladen. Für diese Gefährte braucht man einen speziellen Führerschein.
Mit dem riesigen Reachstacker werden die Container von den Waggons auf Lastwagen oder zurückgeladen. Für diese Gefährte braucht man einen speziellen Führerschein.  Foto: Pfäffle, Stefanie

Als die Reporterin pünktlich um 14 Uhr vor der geplanten Ankunft am KTHN, dem Kombi Terminal Heilbronn, erscheint, sind die Container per Schiene schon längst da, zum größten Teil sogar abgeladen. "Er kam heute 49 Minuten zu früh an", meint Harald Zeller, Geschäftsführer des KTHN und der IGS, einem der betreibenden Partner, bedauernd. Das heißt aber nicht, dass es hier am Hafen nichts zu sehen gibt.

Was die Augen sofort größer werden lässt, sind diese riesigen Gefährte, die über das Gelände rollen. Es sind Reachstacker und es gibt drei davon. Das ist quasi die extreme Weiterentwicklung eines Gabelstaplers, nur statt Gabeln haben diese sehr weit, bis zu zwei Containerlängen ausziehbare Greifarme, weswegen sie manchmal auch Greifstapler genannt werden. Damit holen die Fahrer, die einen speziellen Führerschein brauchen, die Container auch schon mal aus der zweiten Reihe. "Das neueste Gerät ist um drei Dezibel leiser und verbraucht dank seinem hydrostatischen Antrieb rund ein Drittel Treibstoff weniger", erläutert Zeller die Riesen.

Der Containerterminal könnte viel mehr leisten, wenn mehr Schiffe kämen

 Foto: Pfäffle, Stefanie

Nicht das einzige Großgerät am Hafen, denn da gibt es ja auch noch den Kran, der bis zu 100 Tonnen von einem Binnenschiff auf einen Lkw und umgekehrt umschlagen könnte - wenn denn Schiffe kämen. Vergangenes Jahr legten gerademal zwei am 150 Meter langen Kai an, wenn, dann passiert das eher für besondere Projekte. "Die Crux sind die Schleusen", seufzt Harald Zeller von der Spedition Wüst, die mit IGS und der Firma Schmidt, das Containerterminal vor sechs Jahren aus dem Dornröschenschlaf geweckt haben.

Ansonsten läuft es gut. Kunden wie Audi und Würth haben ihren Containerverkehr auf die Schiene umgelagert, berichtet er. Gerade im vergangenen Jahr, als sich tausende Container in den Häfen stauten, habe sich gezeigt, wie wichtig solche regionalen Terminals seien. "Das hat uns viele Kunden gebracht." Rotter weißt auf den geografischen Vorteil hin. Ohne das KTHN müssten die erst nach Kornwestheim und von da aus dann, gegen die Fracht nennt man das, per Lkw zurück in die Region. Die Gesamtleistung mache es dem Kunden einfacher, umzusteigen, denn zusätzlich wird Fläche als Depot angeboten, die Partner bringen leere Container und schlagen diese nach Verpackung wieder um. Sogar große Seereedereien lagern Container zwischen.

Ein Zug mit 25 Containern ersetzt 25 Lastwagen

 Foto: Pfäffle, Stefanie

Je drei Züge aus Hamburg und Bremerhaven kommen jede Woche an oder verlassen das Terminal. Dabei arbeitet ITG mit der Schweizer Bahn zusammen. Auf dem Gelände befinden sich zwei Gleise. Der rund 700 Meter lange Zug wird gedrittelt, ein Drittel wartet am Güterbahnhof auf die Weiterfahrt, denn etwa die Hälfte der Ladung ist für Heilbronn, die andere für Schweinfurt vorgesehen. Auf einem Zug sind 25 Container geladen - das ersetzt 25 Lkw. "Wir haben abertausende Ladungen von der Straße geholt und alles, was die Straße entlastet, ist gut", betont Zeller. Platz ist auf dem Gelände für 1500 TEU, ein TEU ist ein Container mit einer Länge von 20 Fuß. Da ginge also noch mehr. Was vermutlich auch kommen wird, wenn sich die Maut Ende des Jahres stark erhöht. "Da werden die Schienen Zulauf bekommen, aber auch die Binnenschiffe."

In der Zwischenzeit sind die Waggons wieder beladen worden und Wagenmeister von der Bahn haben jeden Container auf seine Standfestigkeit und deren Papiere kontrolliert. Die Lok kann kommen und ihre Waggons wieder abholen.

Mit dem ersten Betreiber lief es nicht so richtig an

Im Jahr 2012 wurde der Containerterminal am Heilbronner Hafen neu eröffnet, lief aber mit dem ersten Betreiber nie so richtig an. Vor sechs Jahren belebten die Firmen Wüst, Schmidt und IGS das Gelände und das Angebot neu. Verpächter ist die HNVG. Das Kombi Terminal Heilbronn (KTHN) ist ein trimodales Terminal, das Schiene, Binnenschiffe und Straße verbindet. Über die Schiene sind die deutschen Seehäfen Hamburg und Bremerhaven angebunden, Schiffe könnten aus Rotterdam und Antwerpen anfahren. Es gibt aber auch innereuropäische Ladung, die hier umgeschlagen wird, zum Beispiel geht Streusalz aus Heilbronn nach Österreich.

 
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