Brennerei in Gundelsheim: Wie der Geschmack in den Gin kommt
Armin Englert aus Gundelsheim hat schon vor dem großen Hype mit Gin-Brennen begonnen – sogar Tomaten und Tabak hat er schon dazu verarbeitet

Seine Erfahrung, seine Rezepte und Kreationen stecken in vielen Spirituosen. Armin Englert stellt für seine Kunden Obstbrände und Liköre her, sein Hauptgeschäft sind inzwischen aber Gins. Dass sie aus seiner Brennerei kommen, ist nicht immer ersichtlich auf der Flasche. „Das macht mir aber nichts aus.“ Armin Englert verkauft auch seinen eigenen Gin, den Pauls-Gin, benannt nach seinem Vorgänger. Paul Clauß betrieb die Brennerei bereits als Armin Englert noch ein Kind war und in der Nähe wohnte. „Hier gab es immer alles, was Kinder zum Spielen brauchten – einen Bulldog und Wasser“, erinnert er sich. Später lernte Englert auch das Schnapsbrennen von Paul Clauß und übernahm 2005 dessen Brennerei.

Die Dampfbrennerei in der Steinbachgasse gibt es bereits seit 1936. Gin stellt Armin Englert erst seit 2016 darin her. Er macht das unter anderem im Auftrag seines Freundes Joachim Bärtl, dessen Frau und einem weiteren Paar. Die Freunde hatten damals die Idee, einen eigenen Gin zu brennen. „Das war noch vor dem Hype“, betont Joachim Bärtl, der alle paar Monate vorbeikommt, um mit Armin Englert bei der Herstellung seines Cranky-Turtle-Gins zu helfen. Gegen 8 Uhr starten sie und brennen bis circa 14 Uhr. In dieser Zeit entsteht der Inhalt für knapp 120 Flaschen. Abgefüllt wird der frische Gin aber erst nach einer Ruhezeit.
Ingwer und Zitrusschalen als besondere Zutaten
Den Ansatz, das sogenannte Mazerat, hatte Armin Englert 48 Stunden vorher vorbereitet. Darin sind die Botanicals, wie die Zutaten eines Gins heißen. Bei Joachim Bärtls Gin sind die besonderen Zutaten neben Wacholder, Koriander und Rosmarin, Ingwer sowie Orange und Limette. „Ingwer war damals nicht so alltäglich, als wir das Rezept entwickelt haben“, sagt Armin Englert. Heute gebe es Gin in allen möglichen Geschmacksrichtungen. Er selbst habe bereits Kaffee-, Tabak-, Tomaten-Gin und viele andere Kreationen hergestellt.

„Jetzt müssen wir uns aber beeilen, sonst haut´s uns den Dampf raus“, warnt Englert mit Blick auf den Dampfkessel, der mit Holz befeuert wird. Nachdem das Mazerat in die Brennblase gefüllt ist, schüttet Joachim Bärtl Wasser dazu. Die beiden Männer verarbeiten heute 30 Liter Rohalkohol. Dieser geschmacksneutrale Alkohol wird durch die Botanicals und den Brennvorgang veredelt, erklärt Englert. Wichtig sei auch die Steuerung der Temperatur, um alle Aromen herauszulösen. Zuerst lösten sich die Zitrusaromen, was man in dem kleinen Raum schnell riecht.
Der Dampf und der Alkohol steigen nach oben, laufen durch das sogenannte Geistrohr an der Decke hinüber in einen Kühler. Der fertige Gin, der am Ende herauskommt, hat 85 Prozent Alkohol. „Den müssen wir dann noch auf Trinkstärke runtersetzen“, erklärt Englert. Das heißt nichts anderes, als ihn mit Wasser zu verdünnen. Am Ende soll er 47 Prozent haben. Der Anspruch des Brenners dabei: „Was ich mache, muss pur gut trinkbar sein“. Auch wenn ihm bewusst sei, dass Gin oft mit Tonic Water gemischt werde.
Kunden kommen aus vielen Städten in Deutschland
Joachim Bärtl und seine Partner trinken ihren Gin aber nicht nur selbst, sondern verkaufen ihn auch an befreundete Bars, an Läden oder an ein Hotel in seiner Heimat Nürnberg. Dass er den weiten Weg nach Gundelsheim kommt, um seinen Gin brennen zu lassen, hat damit zu tun, dass er mit Armin Englert befreundet ist. Aber auch ihm fremde Kunden kämen inzwischen von weiter her zu ihm, sagt Englert.
Im Gin-Brennen habe er sich einen Namen gemacht. Die Rezepte habe er zumeist „im geheimen Büchlein“. Seine Kunden könnten somit nicht wo anders hingehen. Es gebe aber auch die andere Variante, dass Kunden mit einer fertigen Mischung an Zutaten kämen, um diese brennen zu lassen. Denn Schnaps brennen darf nicht jeder. Wer die Erlaubnis hat, wird vom Zoll streng überprüft. Jede Füllung in der Brennblase muss angemeldet sein.
Alle Menschen, die zu ihm mit einer Idee für einen Gin kommen, seien sehr interessante Personen, findet Armin Englert. „Meist mit einer kreativen Ader.“ Hinter jedem Gin stehe auch eine Geschichte. Zum ein oder anderen hätten sich bereits Freundschaften ergeben.
Nur eigenes Obst kann zu Schnaps gebrannt werden
Armin Englert betreibt in Gundelsheim nicht nur seine Brennerei, sondern auch ein Saftmobil. Als drittes Standbein hat er touristische Angebote wie Gin-Brennen für Gruppen oder Führungen im Angebot. Wer bei ihm Obst zu einem Brand machen lassen möchte, muss dieses Obst selbst geerntet haben. So will es das Gesetz. Joachim Bärtl wollte ursprünglich nämlich Himbeergeist bei ihm herstellen. Mit gekauften Himbeeren dürfe er das aber nicht, erklärt der Brenner. So sei später die Idee für einen Gin gekommen.
Kommentare öffnen
Stimme.de
Kommentare