Besuch bei den Bulldogfreunden Neudenau: Alte Schlepper lassen Männeraugen leuchten
Wenn die Bulldogfreunde Neudenau mit Schleppern unterwegs sind, passiert es mitunter, dass sich Passanten die Ohren zuhalten. Für die 20 Vereinsmitglieder jedoch klingt das Rattern der Fahrzeuge wie Musik.

Es ist ruhig in der Gartenstraße. Und das, obwohl sich in Kürze die Bulldogfreunde Neudenau in der Scheune der Familie Wagner treffen werden. Ein mehrstimmiges Knattern, Tuckern und Röhren? Am frühen Donnerstagabend wartet man darauf vergeblich. Angesichts des kalten, regnerischen Wintertages ziehen es die meisten Mitglieder vor, zu Fuß oder mit dem Auto zu kommen. Beide Tore der Scheune sind geöffnet. Ein grüner Schlepper thront von außen gut sichtbar in dem Raum, der mit seinen Werkzeugen, Eisenschränken und Regalen fast unwillkürlich an eine Autowerkstatt erinnert. „Eine Deutz D 25.1 S aus dem Jahr 1960“, sagt Jörg Wagner stolz, während er auf den 25 PS starken Dieselschlepper zeigt.
Langgehegter Wunsch
Den Traum, eines Tages Besitzer eines alten Traktors zu sein, habe er lange gehegt. Mit seiner Frau verabredete er, bis zu seinem 40. Geburtstag mit der Anschaffung zu warten. Als das Platzproblem gelöst war, gab es kein Halten mehr. Er lacht kurz auf. „Man wird sofort süchtig.“ Seine „Sucht“ hat er auf Sohn Florian übertragen, der mit 28 Jahren das jüngste Vereinsmitglied ist.
Schwierige Ersatzteil-Beschaffung
Gemeinsam haben sich die beiden Kfz-Mechaniker mehr als drei Jahre lang einem besonderen Projekt gewidmet: der Restauration eines Schlüters S 25 aus dem Jahr 1959. Das rot lackierte Schmuckstück steht abgedeckt im rückwärtigen Teil der Scheune. Nur für besondere Ausfahrten und Veranstaltungen verlässt es diese. Jörg Wagner holt ein Buch heraus, in dem er die Arbeitsschritte mit Fotos festgehalten hat. „Um Ersatzteile zu bekommen, sind wir durch ganz Deutschland gereist“, berichtet er.

Gründung im Jahr 2008
Ein Knattern ist von der Straße her zu hören. Vergleichsweise leise. Aber das liegt daran, dass es sich bei dem Gefährt von Rolf Rohrmos um einen Eicher ES 202, sprich: einen Schmalspurtraktor, handelt, der früher in steilen Weinlagen zum Einsatz gekommen ist. „Mit diesem ist man im sechsten Gang schnurstracks auf dem Berg“, schwärmt das Gründungsmitglied der Bulldogfreunde. 2008 hatten sich einige Männer zu einem losen Verbund zusammengeschlossen, ein „nicht eingetragener Verein“ sei schließlich leichter zu gründen.
Teil des Heimatvereins Neudenau
Seit Anfang dieses Jahres sind die 20 Mitglieder als „Interessengemeinschaft“ nun aber Teil des Heimatvereins Neudenau – und so schaut auch dessen Vorsitzender, Michael Fähndrich, an diesem Abend vorbei. „Wir widmen uns ja dem Erhalt von Kulturdenkmälern. Von daher passen die Bulldogfreunde sehr gut zu uns.“ 313
Teilnahme am Stadtfest in Neudenau
Es wird bei den Treffen nicht nur gefachsimpelt, sondern auch auf die kommenden Monate geblickt. Ein Höhepunkt: Das Fest zum 50-jährigen Bestehen Neudenaus, bei dem der Verein mit Schleppern und Oldtimern das Programm bereichern wird. Die Teilnahme an verschiedenen Ausfahrten steht ebenfalls an. Drei Vereinsmitglieder lassen es sich zudem nicht nehmen, mit ihren Schleppern samt Sattel- oder Campingwagen in den Urlaub zu fahren. Dass sie bestenfalls mit Tempo 20 unterwegs sind, störe allenfalls die Verkehrsteilnehmer hinter ihnen. „Zum Glück sehen wir ja nur die Fahrer, die uns entgegenkommen – und die freuen sich immer über unseren Anblick“, sagt Otto Schropp schmunzelnd.