Theodor Heuss schreibt sich, entgegen seiner Vorfahren, nicht mit ß. Das hat einen einfachen Grund: Ihm gefiel das Doppel-s besser. Dass seine Unterschriften damit allerdings als nicht rechtsgültig angesehen werden könnten, hat er dabei nicht bedacht. Trotzdem ist er heutzutage nur als Heuss bekannt.
Rundgang durch Haßmersheim: Auf den Spuren von Pippi Langstrumpf
So fern und doch so nah – Der Stammbaum der Pippi Langstrumpf führt bis in das Schifferdorf Haßmersheim und auch der erste Bundespräsident Theodor Heuss hat Verbindungen zu der selbstbewussten Romanfigur.

Ruhig ist es um 13 Uhr in den Straßen von Haßmersheim. Die kleine Tafel Nummer Acht des historischen Rundgangs durch das Schifferdorf hängt unbeachtet am Laternenmast. Obwohl sie eine Entdeckung enthüllt, die auf den ersten Blick unbedeutend erscheint: Die Tafel erklärt, welche Verbindung zwischen Pippi Langstrumpf und dem ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss besteht.
Fritz Müßig, Hobby-Genealoge und Heimatforscher mit dem Schwerpunkt Ahnenforschung, beschäftigt sich seit Jahren mit den Familien aus Haßmersheim und leitet dort auch den Arbeitskreis „Genealogie und Heraldik“ der Volkshochschule Mosbach. Was hat das alles jetzt aber mit Pippi Langstrumpf zu tun?
Ein Schwedischer Seefahrer gilt als Realvorbild für Pippi Langstrumpfs Vater
Fritz Müßig erinnert sich: „Es kam ein Anruf aus München, und der Anrufer fragte: ‚Kennt ihr den Ehemann der Pippi Langstrumpf?‘ Wir haben es zunächst für einen Scherz gehalten, aber der Anrufer konnte uns das recht schnell erklären.“
Pippis Vater, Efraim Langstrumpf, hat ein reales Vorbild: den schwedischen Seefahrer Carl Emil Pettersson. Er soll bei einer seiner Fahrten in der Südsee Schiffbruch erlitten und auf der Insel Tabar vor Neuguinea bei Kannibalen Zuflucht gefunden haben.
Dort heiratet er Singdo, die Tochter des Königs, und bekommt mit ihr neun Kinder. Die älteste Tochter, Elsa Maria Pettersson, gilt als Vorbild der Pippi Langstrumpf. Die Geschichte des Seefahrers und seiner Familie wurde in den schwedischen Zeitungen erzählt, woraus Astrid Lindgren auch ihre Informationen und Inspirationen haben soll.
„Der Anrufer hat ein Schreiben von einem gewissen Herrn Hörler gefunden, das aber nur noch zur Hälfte erhalten ist. Darauf ist das Wappen von Haßmersheim abgebildet. Deshalb habe ich mich auf die Suche gemacht“, erzählt Fritz Müßig weiter.
Der Heimatforscher beginnt daraufhin sofort seine Recherche in den Archiven der Stadt und der Kirche und stellt die Verwandtschaftsverhältnisse fest: Etwa zehn Jahre vor Carl Emil Pettersson macht sich Carl Robert Heinrich Hörler aus Haßmersheim ebenfalls auf den Seeweg und gründet eine Kopra-Plantage auf Ontong-Java, einer Insel bei Neuguinea.
Dort heiratet er die Einheimische Nakei und bekommt mit ihr drei Kinder. Sein Sohn Harry Arnold Hörler heiratet Elsa Maria Pettersson. Somit kommt die Familie des Ehemanns der Pippi ursprünglich aus dem Schifferdorf am Neckar.
Aus der Ferne kommen die Nachfahren und schauen sich den ehemaligen Familiensitz an
Dort stehen heute noch zwei Häuser, die vor mehr als 100 Jahren der Familie Hörler gehörten. Der heutige Besitzer Klaus Schmitt erinnert sich an einen außergewöhnlichen Besuch im Jahr 1997. Damals kamen mehrere Personen zu ihm, die extra einen Übersetzer dabei hatten.
Sie erklärten, dass sie Nachfahren der Familie Hörler seien und sich in Haßmersheim ihre Wurzeln anschauen wollten. Dass sein Haus einmal im Besitz der Familie Hörler gewesen war, wusste Schmitt zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Er wurde erst mal aufgeklärt und hat dann den Fremden gerne das Haus gezeigt.
2000 wiederholte sich das Ganze noch mal. „Diesmal kam einer aus Nürnberg, der hat dort studiert und wollte sich auch das Haus ansehen, das habe ich ihm natürlich gerne gezeigt“, so Schmitt.
Er habe dem Besucher auch ein Brett mitgegeben, welches er bei sich im Schuppen gefunden hat. Darauf sind die Initialen der Familie Hörler zu lesen. „Das Brett hängt jetzt im Wohnzimmer in Australien“, freut sich Schmitt.
Ein letztes Mal bekommt der Haßmersheimer 2004 Besuch, diesmal von Maria Chan, der „Tochter der Pippi Langstrumpf“. Auch sie schaute sich das Haus an, das einst ihrer Familie gehörte.
Theodor Heuss’ Wurzeln finden sich in Haßmersheim
Doch wie hängt das alles mit unserem ersten Bundespräsidenten zusammen? Darauf weiß Fritz Müßig die Antwort. Er hat sich den Stammbaum der Familie Hörler genauer angesehen und festgestellt, dass die Mutter von Carl Robert Heinrich Hörler, Catharina Christine, eine geborene Heuß war und aus derselben Ahnenreihe wie der Bundespräsident stammt. Somit ist das Realvorbild der Pippi Langstrumpf mit einem Verwandten Theodor Heuss’ verheiratet.