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Man kennt die Fahrgäste fast per Namen

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Im ersten Zug nach Neudenau um 5 Uhr sitzen fast immer die gleichen Menschen, es sind Stammfahrer.

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Freie Platzwahl: Im ersten Zug des Tages von Heilbronn nach Neudenau um 5 Uhr morgens bleiben die meisten Sitze leer.
Freie Platzwahl: Im ersten Zug des Tages von Heilbronn nach Neudenau um 5 Uhr morgens bleiben die meisten Sitze leer.  Foto: Michael Nachreiner

Heilbronn schläft noch um 5 Uhr. Nur wenige Menschen sind schon unterwegs. Wenn es jemanden zu so früher Stunde aus dem Haus treibt, dann ist es meist die Arbeit. „Ich stehe jeden Tag um 2.30 Uhr auf“, sagt eine Heilbronnerin, die anonym bleiben möchte. Am Bahnsteig von Gleis zwei am Hauptbahnhof der Käthchenstadt wartet sie auf den ersten Zug in Richtung Osterburken. Sie muss zur Arbeit nach Bad Friedrichshall und nutzt die paar Minuten Wartezeit, bis der Zug einfährt, um sich noch eine schnelle Zigarette zu gönnen.

Meist sind es nur an die 30 Fahrgäste

In der Regionalbahn 18 um 5.04 Uhr, dem ersten Zug am Morgen in Richtung Osterburken mit Halt unter anderem in Neudenau, ist sie eine von nur drei Fahrgästen. „Wer öfter diese Strecke zu dieser frühen Stunde fährt, weiß, dass es immer an die 30 Leute sind, die den Zug nutzen“, berichtet der Kundenbetreuer der Südwestdeutschen Landesverkehrs-GmbH (SWEG), der aus Datenschutzgründen nicht mit vollem Namen genannt werden darf. „Es sind immer die selben Gesichter, die meisten sind Stammfahrer.“ Man baue fast schon eine persönliche Beziehung zu den Passagieren auf. „Wenn mal einer fehlt, macht man sich schon so seine Gedanken“, sagt der Böckinger, der vor wenigen Tagen seinen 21. Geburtstag gefeiert hat.

Nicht nur deshalb arbeite er gerne früh morgens. „Die Frühschicht ist ruhiger als die Spätschicht“, sagt der Kundenbetreuer. Sein Arbeitstag beginnt dann kurz vor fünf und endet rund zehn Stunden später gegen 14.45 Uhr. „Ich stehe lieber früh auf und habe dann noch etwas vom Tag“, berichtet der 21-Jährige.

Gegen 5.30 Uhr steht in Neudenau die Welt noch still

Nach nur 20 Minuten Fahrtzeit ist der Zug in Neudenau. Auch hier scheint die Welt noch stillzustehen, so wie knapp eine halbe Stunde vorher in Heilbronn. Ein Mann hat aber den Zug verlassen. Sein Arbeitsbeginn in der Glasfabrik ist kurz nach halb sechs. „Das ist mein ganz normaler Arbeitsbeginn – jeden Morgen“, sagt der 39-jährige Untergriesheimer, der ebenfalls anonym bleiben möchte. Ob es ihm schwer falle, so früh aufzustehen? Nein, lautet seine Antwort. „Jetzt noch nicht“, sagt er und fügt mit einem Lächeln hinzu: „Vielleicht später einmal.“

Der Heilbronnerin, die bereits in Bad Friedrichshall wieder ausgestiegen ist, machen ihre Arbeitszeiten dagegen schon etwas zu schaffen. „Man gewöhnt sich natürlich daran, immer so früh aufzustehen. Aber am Ende der Woche bin ich schon immer müde.“

Auf der Rückfahrt wird sich schon angeregt unterhalten

Deutlich voller ist der Zug auf der Rückfahrt nach Heilbronn. Und es ist auch betriebsamer. Während auf dem Weg nach Neudenau jeder der wenigen Fahrgäste seinen Gedanken nachgehangen ist, haben sich in Richtung Heilbronn hier und da im Zug kleine Grüppchen gebildet, die sich schon angeregt unterhalten und die neuesten Neuigkeiten austauschen. Es gibt aber auch Menschen, die sind in ihre Sitze gesunken und nutzen die Zugfahrt, um noch ein paar Minuten Schlaf rauszuholen.

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