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Bodenschatz und Familientradition: Zu Besuch im Reimold-Steinbruch in Mühlbach

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Steinmetze seit Generationen – ein Besuch bei Jens und Daniel Reimold im Steinbruch in Eppingen-Mühlbach.

Von Marc Gössele
Daniel Reimold zeigt, wie ein Meisterstück aussieht. Und wie Präzise daran gearbeitet wird. Foto: Gössele
Daniel Reimold zeigt, wie ein Meisterstück aussieht. Und wie Präzise daran gearbeitet wird. Foto: Gössele  Foto: Gössele, Marc

Mühlbach kann sein 200 Millionen Jahre altes Geheimnis nicht lange für sich behalten: In dem Eppinger Teilort stehen auffällig viele Bauten aus Sandstein. Das ehemalige Rathaus von 1903 etwa, ein Jugendstil-Bau, ist ein richtiger Hingucker. Darüber schaut majestätisch der schlanke Turm der evangelischen Kirche über den Ort im Kraichgau.

Zum Ursprung dieser Schönheiten soll es gehen. Hinauf in den Wald, wo sich ein Steinbruch versteckt. Ins Natursteinwerk Friedbert Reimold. Seniorchef Jens Reimold erklärt erstmal das buchstäblich Grundlegende am Ort: „Der Sandstein ist hier zehn Meter mächtig. 15 Meter sind Keuper, Ton und Erdreich. Genauer gesagt, gewinnen wir Schilfsandstein der Keuperformation.“

Die Reimolds begleiten den Weg der Steine von der Gewinnung bis zur Fertigung

Der ist typisch für die Region. Alles rings umher steht auf diesem Grund, den ein flaches Schilfmeer, das hier einst war, hinterließ. In vergangenen Jahrhunderten wurden viele, vor allem repräsentative Bauten aus Sandstein errichtet. Und die Reimolds, Vater Jens und Sohn Daniel, beide Steinmetzmeister, wissen damit umzugehen. Den ganzen Weg der Steine entlang.

Wie läuft das ab, die Verwandlung des Sandsteins vom Ursprung bis hin etwa zum Maßwerk eines gotischen Kirchenfensters? Die Reimolds bauen, geologisch gesehen, Weichgestein ab. Für den Menschen aber definiert sich weich anders als in der Geologie. Es braucht viel Energie, einen Sandstein zu spalten.

Das ist gut zu sehen bei der Arbeit, die Felix Stein und Nico Kesel gerade verrichten. Sie bearbeiten Blöcke, die für Außenanlagen, im Gartenbau vielleicht, verwendet werden. Den ersten Schritt erledigt eine Presse. Jens Reimold erklärt: „Die Kante der Presse liegt mit 70 Tonnen auf dem Stein auf. Das spaltet ihn.“ Es geschieht ganz unspektakulär, meist reißt das Material glatt vertikal durch. 70 Tonnen, das sind ein Leopard-2-Kampfpanzer, auf dem noch ein kleiner Zug Infanterie Platz genommen hat. Das zum Thema Weichgestein.

Ohne Mühe spaltet Nico Kesel einen 500 Kilogramm schweren Block mit Keilen. Föto: Gössele
Ohne Mühe spaltet Nico Kesel einen 500 Kilogramm schweren Block mit Keilen. Föto: Gössele  Foto: Gössele, Marc

Tradition und Moderne zusammen in einem Handwerk

Sind die Blöcke gespalten, werden sie in Form gebracht. Das geschieht mit elektrischen Bohrmeißeln und geht ganz flugs. Fertig ist ein Sandsteinblock für Außenanlagen. Ab in den Garten. Dann brauchen Kesel und Stein Nachschub. Hier wendet Nico Kesel eine traditionelle, sehr geschickte Methode an. Ein Sandstein von etwa 500 Kilo, schätzt Reimold grob, liegt bereit. Kesel bringt nur vier Bohrlöcher mit der Maschine an. In diese Löcher kommen Keile. Dann braucht es nur wenige, fast sanfte Schläge mit einem schweren Hammer auf die Keile. Und schon sackt der Riese beinahe gemütlich auseinander. Glatt durch, in der gewünschten Stärke. Jens Reimold erklärt’s: „Der Stein wird ganz gezielt entlang eines Naturlagers getrennt. Dann geht es relativ leicht, wie bei Holz entlang der Faser.“

Fertigen In der Werkhalle der Reimolds steht eine Fertigungsanlage, wie sie auch in der Metallverarbeitung eingesetzt wird. Nur größer ist sie hier. In der verarbeitet Daniel Reimold gerade Sandstein, den die beiden Meister als hochwertig einstufen. Ein Teilstück eines Rundbogen-Portals wird daraus, das einmal eine Stuttgarter Stadtvilla zieren soll. Hier wird millimetergenau gearbeitet.

Jens Reimold sagt: „Früher war man in unserem Handwerk der Meinung, dass sich bei unseren geringen Stückzahlen Maschinen gar nicht lohnen.“ In der Fertigungsanlage liegt gar ein Einzelstück. Daniel Reimold erklärt den Nutzen: „Früher hätte ein Steinmetz für dieses Stück drei bis vier Tage gebraucht. Heute dauert das noch sechs Stunden.“

Das eigentliche Handwerk bleibt die höchste Kunst

Dann kommt die Kür. Daniel Reimold, der auch Restaurator ist, holt eine Arbeit, die er bei seiner Meisterprüfung hergestellt hat. Ein Relief, das von Laub umrankte Weintrauben zeigt. Die Wölbungen der einzelnen Trauben, das sich wellende Weinlaub: alles ganz plastisch. Wie lange mag die Herstellung gedauert haben? Mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit antwortet der Juniorchef: „Das waren auch sechs Stunden.“

Die Reimolds arbeiten nun in sechster Generation im Mühlbacher Steinbruch. „Wir sind seit nachweislich 130 Jahren ein Familienbetrieb“, sagt Seniorchef Jens Reimold. 

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