Mit einer Zeitungsausträgerin in Abstatt durch die Nacht
Während die meisten Menschen schlafen, macht sich Brigitte Jörke-Hohl auf den Weg zur Arbeit. In Abstatt sorgt sie dafür, dass die Tageszeitung pünktlich zum Frühstück im Briefkasten landet.

Die Arbeit beginnt für Brigitte Jörke-Hohl an diesem frühen Montagmorgen an der katholischen Kirche St. Martin in Abstatt. Morgens gegen 4 Uhr holt sie die Pakete ab, die für sie hinterlegt wurden. Ihr Inhalt: Rund 80 Ausgaben der Heilbronner Stimme.
Vor wenigen Stunden noch wurden die Tageszeitungen gedruckt, verpackt und in handlichen Stapeln in der gesamten Region verteilt. Dort warten sie auf die zahlreichen Zusteller, die die Zeitungen am Ablageort aufsammeln und in die Briefkästen stecken. Eine von ihnen ist Brigitte Jörke-Hohl, die an diesem Januarmorgen versucht, noch schneller zu sein als sonst. Denn es ist kalt geworden, das Thermometer ist in dieser Nacht in den Frostbereich gerutscht. Und es bläst ein kalter Ostwind. "Kälte macht mir nichts aus, dagegen kann man etwas tun", sagt die 58-Jährige. Ihr Motto in dieser Nacht: "In Bewegung bleiben." Und schon geht's los.
Schlechtes Wetter macht Zeitungsausträgerin Brigitte Jörke-Hohl (fast) nichts aus
Ihr Weg führt zunächst die Schozachstraße hinunter. Abstatt wirkt wie ausgestorben. Wenigstens brennen die Straßenlaternen die Nacht hindurch. "Das ist nicht in jeder Gemeinde der Fall", weiß Jörke-Hohl. "Das erleichtert die Arbeit schon sehr".

Während ihr Rollwagen auf dem Bürgersteig stehen bleibt, geht sie von Haus zu Haus, öffnet Gartentore und verstaut die Zeitungen in den Briefkastenschlitzen und -röhren. Auf einem Abschnitt erhält nahezu jeder Haushalt ein Exemplar. "Das ist eine gute Straße für die Heilbronner Stimme", schmunzelt Jörke-Hohl.
Die 58-Jährige trägt die Zeitungen immer zu Fuß aus. Auch bei schlechtem Wetter. Schlechtes Wetter heißt bei Brigitte Jörke-Hohl in erster Linie Regen. "Dann steht in den meisten Zeitungsröhren das Wasser, so dass man die Zeitung in den Briefkasten wirft und hofft, dass sie zeitig gefunden wird." Dass sie bei Regen ihre Runde mit dem Auto abfährt, kommt für sie nicht infrage. "Immer in Bewegung bleiben", lautet ihr Credo.
Nach der Schozachstraße biegt sie in die Lindenstraße ab.
"Einen Büro-Job kann ich mir heute nicht mehr vorstellen"
Nachts zu arbeiten, macht Jörke-Hohl nichts aus. Normalerweise schläft sie vorher ein bisschen und danach auch noch mal. Seit drei Jahren macht sie das nun schon. Derzeit vertritt sie eine Stammzustellerin in Abstatt. Als sogenannte Springerin wird sie immer dort eingesetzt, wo es an Personal fehlt. Die Arbeit mache ihr viel mehr Spaß als ihr vorheriger Job bei einer Bank. "Da saß ich den ganzen Tag im Büro. Das kann ich mir heute nicht mehr vorstellen. Jetzt bin ich an der frischen Luft und habe Bewegung".
In dieser Nacht hat Brigitte Jörke-Hohl rund 80 Zeitungen zugestellt, und dafür etwa 90 Minuten gebraucht. "Das Schöne ist, dass ich bereits am frühen Morgen meine Arbeit erledigt habe", sagt sie. Der ganze Tag gehöre jetzt ihr.
Dann startet sie in den Feierabend.

Stimme.de