Gesamtdistanz weiter als bis zum Mond: Darum ist der Bad Wimpfener Bürgerbus ein Erfolg
Andere Gemeinden im Raum Heilbronn stellen ihren Bürgerbusbetrieb ein. In der Stauferstadt hat das Gefährt seit der Einführung im Jahr 2011 schon mehr als 425.000 Kilometer zurückgelegt.
Gemütlich und angenehm tingelt das Fahrzeug durch die malerische Langgasse Bad Wimpfens. Während zwei Fahrgäste aus dem Fenster schauen, ihren Gedanken nachhängen und sich an der angenehmen Kulisse erfreuen, unterhält man sich auf den vorderen beiden Plätzen des Bürgerbusses angeregt über Energiepreise.
Da hält der Bad Wimpfener Bürgerbus auch schon wieder kurz an einer der 25 Haltestellen. Gerade, als die ältere Dame beim Thema Nachzahlungen angekommen ist, stellt sie fest: "Hier muss ich raus. Tschüss zusammen." Sie verlässt den Bus, ein junger Mann steigt ein, bezahlt den Preis von einem Euro, nimmt Platz und Bürgerbus-Fahrer Ernst Schmid versetzt das Mobil mit seinen acht Sitzplätzen wieder in Bewegung.
Bad Wimpfen: Bürgerbus verbindet wichtigste Punkte der Stauferstadt
Schmid gehört seit acht Jahren zum ehrenamtlichen Fahrerteam, das 37 Personen umfasst. Täglich sind in Bad Wimpfen zwei Arbeitsschichten des Bürgerbusses zu besetzen, der seine Fahrgäste vom Bahnhof über die Seniorenanlage in der Fleckensteinstraße, die Edeka- und Rewe-Märkte und das SRH Gesundheitszentrum wieder zurück zum Bahnhof befördert. Die erste Schicht beginnt unter der Woche um 7 Uhr und endet kurz nach 12 Uhr. Nachmittags geht es in der zweiten Schicht von 13 bis gegen 18 Uhr weiter. Samstags fährt der Bus von 9.45 bis 13 Uhr. Sonntags gibt es keinen Bürgerbus-Verkehr.
An diesem Dienstag, kurz nach 11 Uhr, fährt Schmid seine letzte einstündige Rundtour für heute. Ein Großteil der Plätze ist belegt. "Es macht riesigen Spaß", sagt der Rentner aus Bad Wimpfen. "Man kennt die Leute, die mitfahren, und kommt mit ihnen ins Gespräch." Die Menschen sind dankbar, dass es das Angebot gibt. "Manche bringen mir eine Butterbrezel mit oder werfen eine Münze in die Trinkgeldkasse", sagt Schmid und lacht.
Pro Woche im Schnitt 350 Fahrgäste im Bad Wimpfener Bürgerbus
Ildiko Moricz gehört zu den Stamm-Fahrgästen im Bad Wimpfener Bürgerbus. Vier oder fünf Mal pro Woche sitzt sie in dem öffentlichen Fahrzeug. "Ich nutze den Bürgerbus, um zum Einkaufen zu kommen, wenn ich Arzt-Termine habe oder um Freunde zu besuchen." Und auch auf die wechselnden Jahreszeiten ist der Bus gut eingestellt: "Im Sommer ist es kälter als draußen - und im Winter wärmer", berichtet Moricz.
Seit dem 28. Februar 2011 dreht das 6,43 Meter lange Fahrzeug seine jeweils zwölf Kilometer langen Runden durch die Stauferstadt - unter dem Motto "Bürger fahren für Bürger". In Flein zum Beispiel wurde der Bürgerbus vor zwei Jahren eingestellt. In Bad Wimpfen ist das vom Bürgerbusverein und von der Stadt getragene Projekt ein Erfolgsmodell: Mehr als 178.000 Fahrgäste hat der Bus in den vergangenen 13 Jahren befördert. Dabei ist bislang eine Gesamtstrecke über 425.000 Kilometer zusammengekommen - eine weitere Distanz als bis zum Mond. Dort hin sind es lediglich 384.400 Kilometer. Derzeit nutzen durchschnittlich 350 Menschen pro Woche den Bus.
Bürgerbus in Bad Wimpfen: Fester Fahrplan entscheidend
"Das Wichtigste ist: Unser Modell fährt verlässlich nach einem festgelegten Fahrplan", sagt Rudi Holzmann, Zweiter Vorsitzender des Bürgerbusvereins. Fahrgäste müssen ihn nicht extra bestellen oder sich mit stetig wechselnden Daten auseinandersetzen. "Die Zeiten sind auf den Fahrplan der Bahn abgestimmt und wir fahren die wichtigsten Stationen für Einkäufe und Arztbesuche an. Gerade für Senioren ist das eine enorme Alltags-Erleichterung." Der Festpreis von einem Euro je Fahrt - unabhängig vom Ziel - sorgt für Transparenz.
"Einmal im Monat treffen wir uns zur Fahrerbesprechung", berichtet Reinhold Korb, Geschäftsführer des Bürgerbusvereins. "Dabei geht es familiär zu. Die Getränke bezahlen wir vom Trinkgeld. Wir überlegen, ob wir den Streckenverlauf noch weiter optimieren können oder diskutieren besondere Vorkommnisse im Bus."
Arbeitsschichten im Bad Wimpfener Bürgerbus stets besetzt
Ungewöhnliche oder gar unerfreuliche Ereignisse gibt es selten. Grundsätzlich gelinge es immer, die Arbeitsschichten zu besetzen. Auch kurzfristig bei Krankheitsfällen. Nur einmal sei es in den 13 Jahren vorgekommen, dass der Bus nicht planmäßig am Morgen losgefahren ist. Korb: "Der Fahrer hatte verschlafen."
Kurz nach 12 Uhr fährt auch das Fahrzeug an diesem Dienstag zunächst nicht mehr weiter. Fahrer Ernst Schmid und die verbleibenden Gäste steigen aus. Seine Schicht im Bad Wimpfener Bürgerbus ist vorüber. Am Nachmittag geht es dann mit einem anderen Fahrer wieder weiter - für insgesamt vier jeweils einstündige Runden durch die 7400-Einwohner-Stadt.
Bürgerbus-Angebot wird in Bad Wimpfen immer wichtiger
Als der Bürgerbus vor 13 Jahren gestartet ist, haben sich die Bad Wimpfener Stadtverwaltung und der Bürgerbusverein das Ziel gesetzt, mindestens 120 Menschen pro Woche zu befördern. Der Durchschnitt ist mittlerweile das Dreifache.
Für Reinhold Korb, Vorsitzender des Bad Wimpfener Bürgerbusvereins, ist die hohe Nachfrage auch auf den demografischen Wandel sowie die Lage der Stauferstadt zurückzuführen: "Es gibt immer mehr ältere Menschen. Für die ist ein solches Angebot enorm wichtig. Darüber hinaus nutzen Touristen den Bürgerbus auch einfach für eine gemütliche Stadtrundfahrt."
Stimme.de
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