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Bad Wimpfen
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Jederzeit kann der Piepser ertönen

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Auf der Rettungswache der Malteser in Bad Wimpfen sind die Sanitäter am Wochenende rund um die Uhr einsatzbereit

Von Steffan Maurhoff
Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz: Jonah Gärtner (links) und Felix Lau checken die Ausrüstung im Rettungswagen, damit er gleich wieder einsatzbereit ist.
Fotos: Steffan Maurhoff
Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz: Jonah Gärtner (links) und Felix Lau checken die Ausrüstung im Rettungswagen, damit er gleich wieder einsatzbereit ist. Fotos: Steffan Maurhoff  Foto: Maurhoff, Steffan

Wie der Dienst an diesem frühen Sonntagmorgen wohl verlaufen wird? "Es gibt Tage, da weiß man nicht, wohin", sagt Rettungssanitäter Felix Lau (32) von seinen Einsätzen auf der Malteser-Rettungswache in Bad Wimpfen. "Aber dann gibt es auch wieder Tage, da fragt man sich, ob die Einsatzleitstelle einen vergessen hat."

Dass Lau am Abend zuvor mit Notfallsanitäter Jonah Gärtner (28) den 24-Stunden-Dienst an diesem Wochenende überhaupt antreten kann, ist bei den Maltesern in Wimpfen erst seit wenigen Monaten möglich, denn seit Juli 2023 gibt es in der Steinstraße, hinter dem Kornhaus-Lagergebäude, die erforderlichen Ruheräume. Seinerzeit ist die Rettungswache aus den beengten Verhältnissen beim Kloster in der Talstadt ausgezogen - in eine Interimslösung mit Containern.

Für Einsätze rund um die Uhr: Personal gesucht

Allerdings sind die Container neben dem Garagengebäude für die Rettungsfahrzeuge nicht immer rund um die Uhr besetzt. Von Montag bis Donnerstag sind die Malteser hier in zwölf-Stunden-Schichten im Einsatz, ab Donnerstagabend übers Wochenende in 24-Stunden-Schichten. Das soll sich ändern: Die Malteser suchen Personal für erweiterte Einsatzmöglichkeiten auch an den übrigen Wochentagen.

Die Dienste verlaufen höchst unterschiedlich. Sie können beginnen wie für Felix Lau und Jonah Gärtner am Abend zuvor. Kaum haben die beiden Medizinstudenten aus Heilbronn ihren Dienst gegen 20 Uhr angetreten, ertönt ihr Piepser. Die integrierte Einsatzleitstelle in Heilbronn meldet einen Patienten der SRH-Klinik in Bad Wimpfen, der unter Atemnot leidet. Er ist in der Klinik bereits unter ärztlicher Aufsicht, soll in ein anderes Krankenhaus verlegt werden - also kein Einsatz mit Signal.

Fahrt mit Patient in die Notaufnahme am Plattenwald

Bei Fahrten ohne Martinshorn und Blaulicht müssen die Retter nicht die gesetzliche Hilfsfrist einhalten - je nach Landkreis zwischen zwölf und 15 Minuten. In diesem Fall sind sie jedoch ohnehin wenige Minuten später vor Ort, die diensthabende Ärztin übergibt den Patienten. Er bekommt Sauerstoff, ist ansprechbar, kann aber nicht aufstehen. Also wird er vom Krankenhausbett auf die Trage mit Rollen umgelagert und zum Rettungswagen gebracht. Die Fahrt führt zum Plattenwaldkrankenhaus, in der Notaufnahme kann der Mann sicher übergeben werden, und es geht zurück nach Wimpfen. Dort wird der Rettungswagen gecheckt, damit er gleich wieder startklar ist: Ist das Thermometer vor Ort? Ist der Testdurchlauf fürs Beatmungsgerät okay? Alles muss griff- und einsatzbereit sein.

Einsätze aller Art: Alles ist jederzeit möglich

Neues Domizil in Bad Wimpfen: In den Containern im Hintergrund sind die Ruheräume, der Gemeinschaftsraum mit Küche und ein Lagerraum untergebracht.
Neues Domizil in Bad Wimpfen: In den Containern im Hintergrund sind die Ruheräume, der Gemeinschaftsraum mit Küche und ein Lagerraum untergebracht.  Foto: Maurhoff, Steffan

Felix Lau berichtet: "Viele denken beim Rettungsdienst an spektakuläre Unfälle. Aber die meisten unserer Einsätze sind internistisch." Atemnot, Schmerzen in der Brust - in etwa 70 Prozent der Fälle sind sie bei so etwas vor Ort. Aber es gibt auch Platzwunden, Oberschenkelhalsbrüche, Verkehrsunfälle, Suizide. All das ist jederzeit möglich. In den frühen Morgenstunden passiert es gelegentlich, dass es zu Seniorenheimen gehen muss - wenn beim nächtlichen Rundgang ein Bewohner in einer Notlage oder in schlimmem Zustand entdeckt wurde.

Ein gutes Zeichen: wenn ein Kind (noch) schreit

Gut, dass Felix Lau und Jonah Gärtner langjährige Routine haben und sich auch privat sehr gut verstehen. "Es ist gut zu wissen, wie der andere tickt", sagt Lau. Dann stehen sie auch Einsätze durch, die selbst Routiniers belasten können. Etwa, wenn Kinder betroffen sind. Jonah Gärtner deutet nur an, was er meint: "Wenn ein Kind schreit, dann ist das erst mal gut."

Nach den Einsätzen geht es zurück zur Rettungswache. Bis zum nächsten Piepser. "Neulich", berichtet Lau, "war es etwas unangenehm." Einsätze um 21.30 Uhr, um 3 Uhr, dann wieder um 5 Uhr. Dazwischen kaum Schlaf. "Die Verteilung ist total unterschiedlich", sagt der Rettungsassistent. "Aber das ist es ja auch, was den Job ausmacht."

Die Malteser: Für Menschen in Notlagen da

Schlichte Ausstattung: Blick in einen Ruheraum der Sanitäter.
Schlichte Ausstattung: Blick in einen Ruheraum der Sanitäter.  Foto: Maurhoff, Steffan

Die Malteser im Stadt- und Landkreis Heilbronn sind seit etwa 40 Jahren mit ehren- und hauptamtlichen Diensten vertreten. Die Bezirksgeschäftsstelle befindet sich im Kloster Bad Wimpfen am Lindenplatz. Die Angebote und Leistungen reichen vom Rettungsdienst über Kinder- und Jugendhospizarbeit und Hausnotruf bis zum Menüservice.

Die Malteser sind eine internationale katholische Hilfsorganisation. "Wir helfen Menschen in Notlagen, unabhängig von deren Religion, Herkunft oder politischer Überzeugung, in Deutschland und weltweit", heißt es auf der Homepage. In Deutschland engagieren sich rund 51. 000 Malteser ehrenamtlich. Mit fast 35.000 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind die Malteser auch einer der großen Arbeitgeber im Gesundheits- und Sozialwesen. "Die Malteser kümmern sich um Menschen, die Hilfe benötigen. Dabei spielt es keine Rolle, warum sie in Not geraten sind."

 
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