In Bad Rappenau entdecken, wie der Kraichgau schmeckt
Der Bummel über den Wochenmarkt in Bad Rappenau ist eine Wonne und eine Rundreise für die Sinne.

Als Reha-Patient hat der Bönnigheimer Uwe Langer vor etwa sieben Jahren Bad Rappenau näher kennengelernt. "Ich bin damals mit Krücken hierher gehumpelt", berichtet er auf dem Wochenmarkt, auf dem an diesem Samstag um 11 Uhr richtig Trubel ist. "Dann habe ich bei der Stadt angefragt, ob sie einen Käsehändler brauchen können." Konnten sie.
Käse aus Deutschland, der Schweiz, Italien und Frankreich

Seitdem ist Langer mit seinem Käseangebot aus Deutschland, der Schweiz, Italien und Frankreich einer der Anbieter auf dem Markt in der Fußgängerzone. Anfangs nur mittwochs, seit vier Jahren auch samstags. "Hier ist immer was los", erzählt er und packt ein Stück selbstgemachte Paglierna Piemonge ein, ein herrlich cremiger Camembert.
"Eine Bewerbung als neuer Marktbeschicker ist jederzeit möglich", berichtet Roland Deutschmann vom Bad Rappenauer Ordnungsamt, der auch das Marktwesen der Stadt unter seinen Fittichen hat. Wer mag, könne sich also gern melden: "Derzeit haben wir auf dem Marktgelände in der Fußgängerzone noch Kapazitäten für weitere Angebote."
Die meisten Anbieter sind seit Jahren dabei

Derzeit sind mittwochs regelmäßig sechs Stände vor Ort, samstags sieben. Saisonal kommen tageweise noch Einzelangebote dazu. "Die meisten Händler sind seit einigen Jahren dauerhaft als Beschicker vor Ort. Es gibt aber immer wieder Anfragen und gelegentlich neue Beschicker, vorwiegend aus Nebensortimenten wie Feinkost, Kaffeeprodukten oder Süßwaren." Einer, der schon seit dem Jahr 2000 nach Bad Rappenau kommt, ist Michael Schütt von Michaels Garten aus Aglasterhausen. Der Gärtner verkauft Bio-Ware, seine Leidenschaft sind frische Produkte, hauptsächlich saisonale Ware mit wenig Aufwand ("Ich habe kein Kühlhaus.") Außer dem Markt in Bad Rappenau vertreibt er sein Obst und Gemüse nur noch über den eigenen Hofladen. Geerntet wird ein bis zwei Tage vor dem Markttag, an dem es dann morgens um 5 Uhr losgeht.
Nach dem Corona-Boom: Branche spürt Rückgang
Seit 7.30 Uhr steht Schütt an diesem Samstag auf dem Markt. In Corona-Zeiten, so denkt er zurück, "lief es bombastisch": Die Leute wollten oder konnten nicht in die Supermärkte, kauften lieber an der frischen Luft ein. Inzwischen spüre die Branche die Inflation. Und die Lust der Leute, wieder in den Urlaub zu fahren und stattdessen an einem anderen Ende zu sparen.
Damit Aromen nicht in Vergessenheit geraten

Seit 38 Jahren ist der Stand des Fruchtkontors Biermann-Sonnenburg in Bad Rappenau vertreten. "Wir haben den Markt hier miteröffnet", berichtet Renate Biermann-Eppel. Beschickt werden täglich Märkte in der Region mit Produkten hauptsächlich aus der Pfalz oder auch aus Frankreich. In Bad Rappenau gibt es ein treues Publikum, Menschen, die besonderen Wert auf Qualität und Frische legen. "Diesen brillanten Duft und diese Aromen - das findet man einfach nicht im Supermarkt." So wie bei den Charentais-Melonen aus Frankreich, die Biermann-Eppel an diesem Samstag dabei hat. Sie ist stolz, so etwas anbieten zu können. "Das sind ja Aromen, die sonst in den Nebel der Vergessenheit geraten."
Den Mönchsbart kann man essen

Für ihre Kundinnen und Kunden hat sie auch manchen guten Rat. Was macht man mit dem Mönchsbart aus Italien? Das Gemüse wird mit Zwiebeln und Knoblauch angedünstet, dann kommt Sahne dazu. "Ein bisschen einkochen. Dazu Pasta und Parmesan. Ein Gedicht." Claudia Sowada aus Bad Rappenau hört aufmerksam zu, kauft ein Bund des grünen Krauts und nascht gleich ein bisschen davon. "Das schmeckt ja auch so schon super." Das Rezept merkt sie sich natürlich. "Ich freue mich darauf, neue Sachen auszuprobieren."
Erdbeeren aus dem Kraichgau
Von Anfang an beim Wochenmarkt in Bad Rappenau dabei ist Dagmar Bauer vom Erdbeer- und Gemüse-Bauer aus Grombach. "Ich gehöre zum lebenden Inventar in Bad Rappenau", sagt die 69-Jährige und lacht. Ein kleiner Schwatz mit Kunden ist bei ihr immer drin. Und natürlich der Geschmack vom Land der 1000 Hügel. Was für sie den Kraichgau ganz besonders ausmacht? "Die Erdbeeren". Na logisch.
Zahlen und Fakten
Den Wochenmarkt in Bad Rappenau gibt es seit Mai 1985. Die Stadt möchte mit dem Markt zusätzlich zum Angebot, das es mittlerweile in etlichen Supermärkten vor Ort gibt, für ein weiteres regionales Angebot an frischen Waren, vorwiegend Lebensmittel, für die Bevölkerung schaffen, erklärt Ordnungsamtsleiter Roland Deutschman.
Geöffnet ist der Markt mittwochs und samstags. Laut Satzung beginnt der Wochenmarkt offiziell in den Monaten Mai bis September um 7 Uhr, in den übrigen Monaten erst um 8 Uhr und schließt jeweils um 12.30 Uhr. "In der Praxis endet der Markt aber oft erst gegen 13 Uhr oder kurz danach, je nach Kundenfrequenz", berichtet Deutschmann. Parken kann man gleich in der Nähe hinterm Rathaus und in der Rathaustiefgarage.