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Bad Rappenau
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Ab 18 Uhr haben Tänzer im Kurhaus die Tanzfläche ganz für sich allein

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Auch in der Verschnaufpause zwischen den beiden Einheiten des Tanzcafés halten manche Besucher die Füße nicht stilll.

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Tanzen seit über 40 Jahren zusammen: Edda (82) und Klaus Placht (81) auf der Tanzfläche im Bad Rappenauer Kurhaus. 
Foto: Andreas Veigel
Tanzen seit über 40 Jahren zusammen: Edda (82) und Klaus Placht (81) auf der Tanzfläche im Bad Rappenauer Kurhaus. Foto: Andreas Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Die letzten Akkorde sind verklungen, der Saal im Kurhaus lichtet sich allmählich. Nach drei Stunden mit lockeren Standard- und Lateintänzen - Walzer zu "Something stupid" und "Can you feel the love tonight" oder Jive zu "Mambo No. 5" - herrscht Aufbruchstimmung: Hier und da werden die Tanz- durch Straßenschuhe ersetzt, die Taschen für die Heimreise unter den Arm geklemmt und der letzte Schluck Wasser aus dem Glas geleert. Ein Herr steckt Kassiererin Eva Remmele den Beitrag für den Tanzabend ab 19 Uhr zu, wenn es weitergeht. Weitere drei Stunden mit ambitionierten Hobbytänzern stehen an.

Die Tanzpaare - unter ihnen sind Stammgäste, die seit vielen Jahren nach Bad Rappenau zu den Tanzcafés kommen -, verabschieden sich überschwänglich voneinander. Manche sind von weiter her angereist, aus dem Großraum Mannheim, Heidelberg, Ludwigsburg oder Stuttgart, für ein paar Stunden Geselligkeit bei Tanz und Gesprächen mit Freunden und Bekannten.

Auch Klaus und Edda Placht aus Bretten sowie Petra und Marc Ströhle aus Angelbachtal wollen aufbrechen. Das Tanzcafé ist für sie mehr als ein Treffpunkt. Durch die gemeinsame Freude am Tanzen lernten sich die Vier kennen, schlossen Freundschaft. Das Tanzen gehört zu ihren liebsten gemeinsamen Aktivitäten: Es macht Spaß, hält körperlich und geistig fit, ist für alle Altersgruppen geeignet. "Ein super Sport", sind sich die Vier einig. "Tanzen ist wichtig für die Seele", sagt Petra Ströhle, es könne so manches verheiratetes Paar aber auch an seine Grenzen bringen. Nach Bad Rappenau lockt es die Hobbytänzer auch, weil es sonst kaum Gelegenheiten gibt zum Tanzen. Die Auswahl an Tanzcafés im Land ist nicht mehr sonderlich groß. "Wir gehören zu den wenigen, die noch Tanzcafés anbieten", sagt Sabrina Uka vom städtischen Kulturamt, vor vier Jahren übernahm sie die Organisation. In Bad Rappenau haben die Tanznachmittage, die das Kulturamt an zwei Sonntagen im Monat von Februar bis November anbietet, aber schon seit Jahrzehnten Tradition und sind im Kalender vieler Gäste fest verankert. Im Oktober soll das Angebot um einen Line-Dance-Kurs ergänzt werden.

Seit einem Jahr können die Bad Rappenauer Tanztreffs wieder stattfinden. Der Zulauf habe nach der Pandemie zugenommen, sagt Sabrina Uka. Dass das Angebot sehr geschätzt wird, zeige sich auch daran, dass die Teilnehmer aufmerksam darauf achten, dass es unter optimalen Bedindungen stattfinden kann. Ist die Musik beispielsweise zu leise oder zu laut, wird das rasch weitergegeben. Etwa an Kurhausmusiker Marco Prosén. Der 56-Jährige kam vor rund acht Jahren in den Tanzcafékosmos. "Ich hatte das schon länger im Auge gehabt, es hat mir gefallen", sagt Prosén. Vorkenntnisse im Tanzen sowie ein entsprechendes Vorprogramm konnte er damals schon vorweisen. Wiederkehrende Liederwünsche der Tänzer hat er inzwischen in sein Repertoire aufgenommen, rund 200 Stücke umfasst es speziell für das Tanzcafé. Dass das Tanzen dabei im Mittelpunkt steht und er die Leute nicht erst auffordern muss, kommt ihm entgegen, sagt Prosén. Viel unternimmt er nicht während der Pause. Vielleicht vor dem Kurhaus ein bisschen Sonne tanken, überlegt er: "Die Zeit geht immer schnell rum."

Auch nach drei Stunden haben Bianka Gerold und Rolf Jahn nicht genug. Die beiden Amateurtänzer sind zum dritten Mal beim Tanznachmittag in Bad Rappenau, von dem sie über Bekannte erfahren haben. Die Pause vertreiben sich die Pforzheimer damit, einige Samba-Schritte auszuprobieren - das geht sogar ohne musikalische Begleitung. Schließlich wollen sie ausnutzen, dass die Tanzfläche leer ist. "So viel Platz haben wir sonst nicht", sagt Rolf Jahn lachend.

Diesen Monat erzählen wir 24 Geschichten aus Bad Rappenau, eine über jede Stunde des Tages. Morgen lesen Sie im Regionalteil den Stimme-Bericht von der Lokaltour mit Chefredakteur Uwe Ralf Heer.

 
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