In der Ölmühle Erlenbach kommen die Produkte auf kurzem Weg in die Flasche
Die Erlenbacher Ölmühle legt Wert darauf zu wissen, was genau in der Flasche ist. Deshalb werden die Zutaten selbst produziert. Und auch sonst wird hier sehr nachhaltig gearbeitet.

Während andere schon im Feierabend oder kurz davor sind, herrscht in und um die Erlenbacher Ölmühle an verschiedenen Stellen noch Hochbetrieb. Christiane Kerner hat gerade im eigens eingerichteten Vorführraum für den nächsten Tag eingedeckt. Da kommt nämlich eine Gruppe zur Betriebsbesichtigung vorbei. Im Vorführraum können die Besucher einige Öle und deren Zutaten, das sogenannte Saatgut, anschauen, erfühlen und kosten. Fertig - jetzt ist Zeit für die Kinder. Ihr Ehemann und Geschäftsführer des Familienbetriebs, Stefan Kerner, kommt gerade vom Feld zurück und organisiert ein paar Dinge für den nächsten Tag. In all dem Gewusel behält er den Überblick.
Erlenbacher Ölmühle: Im Herbst steht die Kürbisernte an
Derweil ist Mitarbeiter Michael Kurz noch mit dem Traktor auf einem Feld zwischen Ölmühle und der A6 zugange. Es ist Herbst und das bedeutet: Kürbisernte. Mit einem speziell ausgetüftelten Pflug "Marke Eigenbau" schiebt Kurz die Kürbisse auf dem naturnahen Feld zusammen, bis sie in Reih und Glied nebeneinanderliegen. Dort können sie noch etwas nachreifen, bis sie von einem - ebenfalls speziell für Kürbisse konstruierten - Vollernter mit einer Art integriertem "Igel" aufgespießt und in einer Trommel zerschlagen werden. "Das ist laut und schmutzig, eine ordentliche Sauerei", erklärt Stefan Kerner und lacht. Was ihn am Ende interessiert, sind die Kerne. Diese landen nach dem Reinigen und Trocknen im eigenen Saatgutlager. Neben diesem werden gerade Teile des stattlichen Landmaschinenfuhrparks mitsamt Zubehör gewartet.

Nach getanem Tagwerk hat der 41-Jährige nun endlich die Zeit, das zentrale Gerät des Unternehmens anzuwerfen: die Ölpresse. Bei allem Drumherum ist sie es, die das selbst produzierte Saatgut, also die Samen und Kerne von Raps, Nüssen, Kürbissen und Co., letztlich zu dem Produkt veredelt, das die Ölmühle verkauft. Aus einem Lagersilo, das eine Etage höher stationiert ist, fließt vollautomatisch im richtigen Tempo die Saat nach und nach in die Presse. Überhaupt spielen möglichst exakte Einstellungen der Maschine bei der Speiseölproduktion eine entscheidende Rolle. Denn kaltgepresstes Öl, bei dem möglichst viele Vitamine erhalten bleiben, braucht beim Pressen eine Temperatur zwischen 32 und 40 Grad Celsius.
Das Herzstück ist die Ölpresse

Heute ist Raps dran. Das aus den Kernen herausgequetschte Öl wird in einem Gefäß aufgefangen und die Reste der Saat quellen aus einer anderen Öffnung als 8,5 Millimeter dicke und rund fünf bis acht Zentimeter lange schwarze Würste heraus. Sie sind kein Abfall, sondern vielmehr ein Nebenprodukt und werden Öl-Pellets genannt. Allerdings haben sie nichts mit den Pellets für die Heizung zu tun, sondern sie dienen als Tierfutter. Das verkauft die Ölmühle an Bauern mit Tierhaltung in der Region. Bis zum nächsten Morgen ist die Presse fertig und das Öl kann abgefüllt werden. Hier beginnt dann die Handarbeit. Zwei Mitarbeiterinnen füllen das Produkt in Flaschen ab und versehen jede einzeln per Maschine mit Etiketten.
"Wir waren schon Pioniere, als wir 2008 angefangen haben. Es war learning by doing. Wir sind mit viel Euphorie gestartet und haben auch Lehrgeld gezahlt", blickt Stefan Kerner zurück auf die Anfänge. Immer wieder huschen seine Eltern durch die Räume. "Wir helfen natürlich überall im Hintergrund mit, anders geht es nicht", verrät Mutter Claudia Kerner. Zu tun gibt es genug, neben Anbau und Produktion muss das Öl ja auch noch im Hofladen und im Online-Shop verkauft werden.
Wie bei der Ölmühle in Erlenbach alles begann
Den Hof hat Stefan Kerner von seinen Eltern übernommen. Zuerst im Erlenbacher Ort angesiedelt, später an die Randlage bei der Autobahn verlegt, hatten Claudia und Erwin Kerner von 1960 bis 1999 neben Feldern auch Tiere gehalten. Während der Hof das produzierte Saatgut an Ölmühlen verkaufte, kam Sohn Stefan Kerner die Idee, selbst Öl zu herzustellen und direkt zu vermarkten, bei dem möglichst alles aus Eigenproduktion stammt.