Kneipenbesuch in Bad Friedrichshall: Und über allen wacht Lemmy Kilmister
Treffpunkt und Bühne: Die Kneipe beim Rathaus hat ihr Stammpublikum. Das ist los um Mitternacht in der Ortsmitte.

Bad Friedrichshall breitet Bands die ganz großen Bühnen aus. Es ist eine der wenigen Städten im nördlichen Landkreis Heilbronn, vielleicht sogar die einzige, in der sich Rock- und Metalmusiker in gleich zwei Kneipen, nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt, manchmal im Wochenrhythmus die Klinken in die Hand geben. Die Rockfabrik setzt die Beats dem Verkehrslärm auf der B27 entgegen, sie liegt gleich unter einer Brücke der Verkehrsachse und unweit des Bahnhofs. Die andere ist Lemmy"s, beim Rathaus gegenüber, tagsüber unscheinbar versteckt im ersten Obergeschoss eines größeren Gebäudekomplexes mit Glücksspiel, Bekleidungs- und Schuhgeschäft. Auch wenn mal keine Musiker zu erleben sind, Gäste schauen auf jeden Fall vorbei.
Der Name ist Programm, Lemmy fehlt natürlich nicht. Darf nicht fehlen. Gegenüber dem Eingang gehört dem mittlerweile verstorbenen Motörhead-Sänger Ian Fraser Kilmister, Lemmy genannt, auf einem Porträt die Wand fast ganz allein. Vor dem großen Plakat sitzen an diesem Abend um Mitternacht Felix, Katelyn und Nadja. Sie sind spontan hergekommen, wollen sich unterhalten und Spaß haben. "Lemmy"s ist gut", sagt die 19 Jahre alte Katelyn aus Weinsberg. Dass sie vor Lemmys Porträt sitzen? Zufall.
Lemmy's in Bad Friedrichshall lockt Besucher - mit und ohne Bands
Die Kneipe, vor vielen Jahren als Dorfkrug bekannt geworden, hat sich als Bühne etabliert. An zurückliegende Auftritte erinnern etliche Plakate, die an einer Wand hängen. Wenn Musiker da sind, schaut Cillian aus dem Bad Friedrichshaller Stadtteil Kochendorf eher nicht vorbei. Unter anderem sei dann zu viel los. Dafür ist der 23-Jährige von Freitag auf Samstag mit einer Gruppe da, um Beer Pong zu spielen.
Kurzfassung der Regeln des Trink- und Geschicklichkeitsspiels: Zwei Mannschaften stehen sich an einem Tisch gegenüber und versuchen abwechselnd, mit einem Tischtennisball die Becher beim Gegenüber zu treffen. Dann gibt es noch Ergänzungen, etwa wenn mehrere Bälle in einem Becher landen. Am Ende ist das Bier weg, ein Team bezahlt die Runde. Wem das zu langweilig ist, wirft als Rechtshänder den Ball mit der linken Hand, über Kopf oder mit geschlossenen Augen, zählt der 25 Jahre alte Nico die weiteren Techniken auf. Für Laien hört sich alles ziemlich kompliziert an. Die Gruppe beruhigt. Ein paar Mal spielen, dann passt es schon.
In der Stadt gibt es legendäre Gaststätten und Kneipen

Bad Friedrichshall hat wenige Gaststätten, dafür aber legendäre wie den umgebauten Bahnhof in Kochendorf namens Nordbahnhöfle, Schnitzel Charly, das Panorama in Untergriesheim oder das Klubheim bei der Grundschule Hagenbach. Lemmy"s-Fans bevorzugen aber ihre Anlaufstelle und dort die besondere Atmosphäre, das Gemütliche, das ihnen auch zur ganz späten Stunde geboten wird. Diesen Abend kümmert sich Sarah Krebs um die Besucher. Sie bedient dieses Mal allein, kennt viele an diesem Abend und plaudert mit ihnen. So viel Zeit muss sein. "Es gibt nur Lemmy"s", sagt Beer-Pong-Spieler Nico über die Kneipen-Wahl an diesem Abend. "Es ist das einzige, das hier offen hat", ergänzt Yannik.
Das sehen die Bad Friedrichshaller VfB-Fans des Klubs Salzbomber genauso. Die Truppe kommt aus Stuttgart, erlebte das Spiel im Stadion, mit dem der Bundesligist auf der Tabelle ganz nach vorn gekommen ist. Diesen Kick wollen sie nun gemütlich ausklingen lassen. "Wo willst du sonst hin?", fragt Jochen Bürker. Alles andere sei an diesem Abend zu. Die Laune an dem Tisch ist gut. "Als Tabellenführer lebt es sich sehr gut", sagt Jochen Haak.