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TSV Weinsberg als Sprungbrett großer Handball-Karrieren

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Die Handball-Abteilung des TSV Weinsberg hat in den vergangenen Jahrzehnten viele gute Handballer ausgebildet und diente als Sprungbrett für höhere Weihen. Wir stellen vier prominente Beispiele vor.

von Dominik Knobloch und Stephan Sonntag
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Foto: dpa  Foto: picture alliance / dpa

An diesem Samstag (20 Uhr) spielt der Oberliga-Zweite Weinsberg beim Tabellenführer TVS Baden-Baden. Im männlichen Jugendbereich ist der TSV aktuell führend in der Region. Es sind gute Zeiten für die 1938 gegründete Abteilung, die in den vergangenen Jahrzehnten viele gute Handballer ausgebildet hat und als Sprungbrett für höhere Weihen diente. Vier prominente Beispiele seien hier aufgeführt.

Benjamin Matschke: Erst am vergangenen Sonntag war der 39-Jährige zuletzt in der Heimat. Als Trainer des Bundesligisten HSG Wetzlar ist der Familienvater gerade im Vorbereitungsstress. Es gilt, den starken fünften Tabellenplatz bis zum Saisonende zu verteidigen. Dass der neue, aus Obersulm stammende Coach gewichtigen Anteil am Höhenflug der Mittelhessen besitzt, steht außer Frage. Dabei war Matschke in seiner Jugend eigentlich ein talentierter Fußballer. "Ich habe erst mit 15 Jahren als Handballer beim TSV begonnen."

Ben Matschke ist heute Trainer des Bundesligisten HSG Wetzlar.
Ben Matschke ist heute Trainer des Bundesligisten HSG Wetzlar.  Foto: schmerbeck

Matschkes Talent hatte TSV-Ehrenmitglied Eberhard Saup erkannt, damals sein Biologielehrer am Justinus-Kerner-Gymnasium. "Er hat mich ins Handball-Schulteam aufgenommen, obwohl ich nie gespielt hatte", muss Matschke heute lachen. Was folgte war ein kometenhafter Aufstieg: mit 16 Jahren feierte der Spielmacher bereits sein Debüt in der Landesliga-Mannschaft von Axel Mayer, ein Jahr später in der ersten Mannschaft von Thomas König. "Axel und Thomas haben mich gefördert und gefordert", ist Matschke dem TSV-Trainer-Duo noch heute dankbar. König wurde in den kommenden Jahren ein Mentor für das aufstrebende Talent. Gemeinsam wechselten sie 2002 zum Zweitligisten Kornwestheim, später zu den Eulen Ludwigshafen. Nachdem Matschke dort 2015 das Traineramt von König übernahm, hat er sich als Erstliga-Coach etabliert.

An seine Anfangszeiten denkt er gerne zurück: "Sonntags um 17 Uhr waren alle in der Halle. Montags gab es kein anderes Thema in der Schule. Ich habe viele tolle Charaktere kennengelernt. Es gab ganz viel Geselligkeit und manchen Trollinger-Lemberger."

Laut Thomas König der beste Weinsberger Handballer: Peter Baumann.
Laut Thomas König der beste Weinsberger Handballer: Peter Baumann.  Foto: TSV Weinsberg

Peter Baumann: Den gebürtigen Weinsberger hat der Handball bis nach Island geführt. Als Junioren-Nationalspieler absolvierte er dort einst drei Länderspiele. "Das war schon mit das Größte, was ich sportlich erreicht habe. Da waren Größen wie Volker Zerbe dabei, der damals schon Bundesliga-Spieler war. Und ich bin aus dem Dorfverein Weinsberg gekommen und habe mit ihnen zusammengespielt", sagt der heute 53-Jährige. Ab der C-Jugend habe er immer in der württembergischen Auswahl gespielt, "bis sich dann irgendwann einmal der DHB gemeldet und mich zu einer Sichtung eingeladen hat". Und Baumann wusste zu überzeugen. "Die haben sich wohl gedacht, dass ich gar nicht so schlecht bin", erinnert er sich mit einem Schmunzeln.

Auch auf zwei Jahre 2. Liga mit Pfullingen kann Baumann nicht ohne Stolz zurückblicken: "Das war auch ein Highlight - genau wie die vielen Jahre in Horkheim, wo wir dann auch in die 2. Liga aufgestiegen sind. Viele sagen, es hätte bei mir auch noch mehr rausspringen können - ich kann und will das nicht beurteilen. Ich wollte nie großartig die Heimat verlassen und für mehr hätte ich auch damals schon in die weite Handball-Welt ziehen müssen. Das war nicht unbedingt mein Erstreben."

Die handballerische Heimat blieb für Baumann immer Weinsberg, wo der wurfgewaltige Rückraumspieler seine aktive Karriere ausklingen ließ. Auch in seinen drei Jahren als Trainer führte er den TSV bis in die Oberliga.

Oliver Heß wechselte aus der TSV-A-Jugend direkt zum TV Flein.
Oliver Heß wechselte aus der TSV-A-Jugend direkt zum TV Flein.  Foto: Veigel

Oliver Heß: Der baumlange 33-Jährige ist wieder regelmäßig in der Weibertreuhalle anzutreffen. Der Horkheimer Drittliga-Spieler trainiert die D-Junioren des TSV. Damit schließt sich ein Kreis, denn ebendort genoss auch Heß viele Jahre zuvor seine Ausbildung. "Ich hatte eine bunte Mischung an Trainern, von Edin Hadzimuhamedovic, über Bernd Bordon und Tobias Bürgel bis zu Michael Sander. Allen gemein war, dass erfolgsorientiert trainiert wurde", erinnert sich Heß. Den größten Erfolg feierte der Linkshänder unter Hadzimuhamedovic 2006 mit der A-Jugend-Verbandsligameisterschaft. Doch mit Beginn der Aktivenzeit verließ Heß seinen Heimatverein.

"Mit Tim Landenberger hatte der TSV damals einen guten, jungen Linkshänder im Team, daher bin ich zum TV Flein gewechselt, da ich dort größere Chancen sah, regelmäßig zu spielen." Ausgerechnet zum Lokalrivalen, der sich damals vor dem TSV den Relegationsplatz sicherte und in die Oberliga aufstieg. "Das wusste ich bei meiner Zusage aber noch nicht", sagt Heß. "Ich bin heute dem gesamten Bezirk Heilbronn-Franken dankbar für alles, was er mir ermöglicht hat."

Flein wurde für Heß das Sprungbrett in Richtung Bundesliga. Stationen in Herrenberg, Erlangen und den Eulen Ludwigshafen folgten, ehe er 2017 zum Drittligisten nach Horkheim wechselte. "Meine Karriere lief schrittweise. Ich hatte Glück, immer zum richtigen Zeitpunkt zu wechseln, um weiterzukommen."

Thomas König prägte neun Jahre die Geschicke des TSV.
Thomas König prägte neun Jahre die Geschicke des TSV.  Foto: TSV Weinsberg

Thomas König: Neun Jahre prägte der 58-Jährige als (Spieler-)trainer den TSV. "Ich habe da viel gelernt und auch einige Fehler gemacht", gibt er im Rückblick zu. König wollte mit dem TSV unbedingt über die Viertklassigkeit hinauskommen - was jedoch nicht gelang. Als er 2003 zum Zweitligisten Kornwestheim wechselte, sagte König ernüchtert im Stimme-Interview: "Ich fühlte mich als einsamer Rufer in der Wüste. In Weinsberg wäre mehr möglich gewesen."

Heute blickt der Heilbronner mit mehr Wohlwollen zurück. "Die Rückendeckung für den Handball ist ein Markenzeichen in Weinsberg. Wenn es nach dem Spielen zu Theo Liedloff in den Hirschen ging, oder ins Hotel Weibertreu zu unserem damaligen Jugendleiter Manfred Schröder", erinnert sich König. Alle anderen hier aufgeführten Größen hatte der spätere Bundesligacoach unter seinen Fittichen. Wer war der Beste? "Peter Baumann ist schon einmalig - ein genialer Handballer." Heute sind seine Söhne Sven und Jan prägende Figuren des Oberligateams.

 
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