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Kulturstätten im Weinsberger Tal und in den Löwensteiner Bergen

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Kerner-Haus in Weinsberg, ehemalige Synagoge in Obersulm-Affaltrach, Manfred-Kyber-Museum in Löwenstein oder das Bausparmuseum in Wüstenrot: Die Region ist reich an Kulturgeschichte. Auf Spurensuche im Weinsberger Tal und in den Löwensteiner Bergen weisen zahlreiche Museen den Weg.

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"Das merkwürdigste und eigenwilligste Haus in ganz Schwaben": das Kerner-Haus in Weinsberg. Foto: Archiv/Guido Sawatzki
"Das merkwürdigste und eigenwilligste Haus in ganz Schwaben": das Kerner-Haus in Weinsberg. Foto: Archiv/Guido Sawatzki  Foto: Sawatzki

"Der Reisende glaubte nicht in Schwaben gewesen zu sein, wenn er nicht das Kernersche Haus besuchte", ist von dem Schriftsteller, Philosophen und Theologen David Friedrich Strauß überliefert, der als Freund von Justinus Kerner mehrfach in Weinsberg zu Gast war.

"Das merkwürdigste und eigenwilligste Haus in ganz Schwaben" nannte Strauß das Anwesen des Weinsberger Amtsarztes und Dichters Kerner, das im 19. Jahrhundert zum Treffpunkt der Romantik wurde und - auch dank der regen Friederike Kerner, dem Rickele - Persönlichkeiten von überall her anzog.

Bedeutende Gedenkstätte der schwäbischen Romantik

Seit 1907 im Besitz des Justinus-Kerner-Vereins, steht das 1822 am Fuß des Burgbergs erbaute Haus mit Garten und Geisterturm heute unter Denkmalschutz. Und zählt neben dem Schiller-Nationalmuseum in Marbach zur bedeutendsten Gedenkstätte der schwäbischen Romantik.


1920, als sich der Kerner-Verein und der Frauenverein zusammenschließen, kommen die Burgruine Weibertreu, das Kerner-Denkmal und später das Alexanderhäuschen, Kerners Gästeherberge, hinzu: ein museales Ensemble und Weinsbergs kleine Kulturmeile, die nicht nur das Wirken Justinus Kerners veranschaulicht, sondern dem Besucher ein Stück schwäbischer Literatur- und Geistesgeschichte vermittelt.

Das Weibertreumuseum dokumentiert die List der Frauen

Die Geschichte der Treuen Weiber von Weinsberg aus dem 12. Jahrhundert und die Bluttat während des Bauernkriegs 1525 dokumentiert das Weibertreumuseum. Außerhalb liegt der Rappenhof, der zeitweilige Wohnsitz von Juliane von Krüdener. Ein Zimmer im Gutsgasthof erinnert an die Beraterin des russischen Zaren und zu ihrer Zeit erfolgreiche Schriftstellerin aus deutsch-baltischem Adel.

Raum für wechselnde kulturelle Veranstaltungen bietet seit ihrer Restaurierung 1994/95 die Baukelter Weinsberg. Einst als herrschaftliche Kelter erbaut, wurde das heute eingetragene Kulturdenkmal seit dem Bauernkrieg immer wieder zerstört, neu aufgebaut und diente nach der Machtergreifung der Nazis bis zum Luftangriff im April 1945 der NSDAP als Parteiheim.

Ein eigenes Kulturhaus in Obersulm

Als eine der wenigen Gemeinden im Landkreis Heilbronn verfügt Obersulm über ein eigenes Kulturhaus. Hier in in der Teilgemeinde Affaltrach finden unter anderem in Kooperation mit der Volkshochschule Unterland verschiedenste Kulturveranstaltungen statt: Kabarett, Musik, Lesungen.

Backsteingebäude mit bewegter Vergangenheit: In der ehemaligen Synagoge in Obersulm-Affaltrach ist das Museum zur Geschichte der Juden im Landkreis und in der Stadt Heilbronn untergebracht. Foto: Archiv/Mario Berger
Backsteingebäude mit bewegter Vergangenheit: In der ehemaligen Synagoge in Obersulm-Affaltrach ist das Museum zur Geschichte der Juden im Landkreis und in der Stadt Heilbronn untergebracht. Foto: Archiv/Mario Berger  Foto: Berger

Kulturelle Veranstaltungen mit Gästen bietet - neben zwei Dauerausstellungen - auch die ehemalige Synagoge in Obersulm-Affaltrach. 1851 in der einstigen Judengasse (heute Untere Gasse) erbaut, war die Synagoge bis 1938 das Gotteshaus der jüdischen Gemeinde Affaltrach, die heute nicht mehr existiert. 1988 wurde in dem Backsteingebäude das Museum zur Geschichte der Juden im Kreis und in der Stadt Heilbronn eingerichtet.

In Obersulm-Weiler steht das größte Schul- und Spielzeugmuseum in Baden-Württemberg. Fast ein kleines Museumsdorf mit fünf Gebäuden, widmet sich der Komplex den Lernprozessen im Leben des Menschen.

Die Geschichte der Waldglashütten

Im Dachgeschoss des ehemaligen Schul- und Rathauses in Wüstenrot ist ein Heimat- und Glasmuseum untergebracht. Die Geschichte der Waldglashütten in den Löwensteiner Bergen wird greifbar, aber auch die Ortsgeschichte und die seiner Auswanderer.

Das Manfred-Kyber-Museum in Löwenstein dokumentiert den Nachlass des Autors und Tierschützers. Foto: Archiv/ Stefan Maurhoff
Das Manfred-Kyber-Museum in Löwenstein dokumentiert den Nachlass des Autors und Tierschützers. Foto: Archiv/ Stefan Maurhoff  Foto: Maurhoff

Das Bausparmuseum in Wüstenrot erzählt vom Drogisten und Publizisten Georg Kropp, dessen Verein "Gemeinschaft der Freunde" 1924 die erste Bausparkasse wurde.

1923 ließ sich der Schriftsteller, Theaterkritiker, Dramatiker, Lyriker und Übersetzer deutschbaltischer Herkunft Manfred Kyber in Löwenstein nieder. Bekannt für seine außergewöhnlichen Tiergeschichten, begann er in den 20er Jahren, sich für den Tierschutz zu engagieren. Tierversuche waren für den bescheiden und zurückgezogen Lebenden eine "abendländische Kulturschande". 1925 erschien sein Buch "Tierschutz und Kultur".

Mit seinen Gedanken seiner Zeit voraus

Das Manfred-Kyber-Museum im Freihaus in Löwenstein dokumentiert seinen Nachlass und erzählt, warum er seine letzten Jahre hier verbrachte, 1930 den Welt-Tierschutzpreis erhielt und mit seinen Gedanken seiner Zeit teils voraus war. Auf dem Waldfriedhof bestattet, liegt Manfred Kyber neben der Grabstätte von Friederike Hauffe, der Seherin von Prevorst.

Frauenlist: Mehrere Wochen belagerte König Konrad III. 1140 die Weinsberger Burg. Laut Bericht der Kölner Königschronik versprach Konrad den Frauen auf der Burg freien Abzug und, "dass jede forttragen dürfte, was sie auf ihren Schultern vermöchte". Die Frauen nahmen den König beim Wort, trugen ihre Männer auf dem Rücken hinunter und retteten ihnen das Leben, da der König Wort hielt. Als Treue Weiber von Weinsberg bekannt, gaben sie der Weibertreu vermutlich im 18. Jahrhundert ihren Namen.


 
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