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Wo sich eine Burg an die nächste reiht

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Das Schozach- und Bottwartal ist reich gesegnet mit alten Gemäuern in lieblicher Landschaft. Alle Burgen garantieren schöne Ausblicke. Die eine oder andere hat noch mehr zu bieten.

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Auf der Stettenfels bei Untergruppenbach kann man beim mittelalterlichen Burgfest eintauchen in die Welt der Ritter − das nächste Mal ist das von 16. bis 18. September möglich.
Foto: Archiv/Schmidt
Auf der Stettenfels bei Untergruppenbach kann man beim mittelalterlichen Burgfest eintauchen in die Welt der Ritter − das nächste Mal ist das von 16. bis 18. September möglich. Foto: Archiv/Schmidt  Foto: Schmidt

Sie sind wie an einer Schnur aufgefädelt: Das Schozach- und Bottwartal ist gesegnet mit einer ganzen Reihe von Burgen - oder besser gesagt: Die Höhen, wahlweise bewaldet oder beweinbergt, die sich aus den Tälern in die Höhe recken, sind damit bestückt. Zu allen alten Mauern führen Rad- und Wanderwege. Und bei allen ist eine wunderbare Aussicht der Lohn der Wanders- oder Radlersmüh". Hier und da kann man den Lohn auch zu sich nehmen: in Form von Erfrischungen aus einer Burgküche.

Eine untergegangene Welt

Während vor allem an Sommerwochenenden zum Beispiel auf der Stettenfels ganz schön was los ist, hat man die Ruine Helfenberg fast immer für sich - und kann sich, umgeben von dicken Mauern, hineinphantasieren in eine untergegangene Welt. Wer weiß, vielleicht hat ja gerade hier, an dieser Stelle, ein Rittersmann um ein Burgfräulein geworben? Oder köchelte es da drüben in einem Topf über einer Feuerstelle?

Irgendetwas ist immer zu richten

Die steinernen Zeitzeugen sind schön anzusehen, wie sie sich pittoresk, mitunter beinahe romantisch in die hügelige Umgebung einfügen mit den Löwensteiner Bergen im Hintergrund. Den Besitzern - egal ob Privatleute oder Kommunen - steht der Sinn vermutlich nicht besonders nach Romantik. Ihnen stehen eher die Haare zu Berge: bei dem Gedanken daran, wie viel Geld ihre Jahrhunderte alten Gemäuer verschlingen. Irgendwas ist ja immer zu richten. Otto Normalmensch muss das zum Glück nicht bekümmern. Er kann sorgenlos Burgen-Hopping betreiben. Wem die hier vorgestellten Anlagen nicht ausreichen: Es gibt noch mehr davon. Zum Beispiel die Ruine Wunnenstein bei Großbottwar. Oder Schloss Liebenstein in Neckarwestheim. Dieses wird allerdings schon dem Zabergäu zugeordnet.

Viele Infos im Netz

Zu allen Anlagen finden sich viele Infos im Netz. Also flugs die Suchmaschinen befragt, die Schuhe geschnürt, und los geht's. Die Touristikgemeinschaft Heilbronner Land zum Beispiel hat Touren konzipiert, bei denen man gleich mehrere Burgen passiert.

 


Burg Stettenfels

Die Burg Stettenfels in Untergruppenbach ist bekannt für ihre Veranstaltungen.
Foto: Archiv/Kunz
Die Burg Stettenfels in Untergruppenbach ist bekannt für ihre Veranstaltungen. Foto: Archiv/Kunz  Foto: Kunz

Die Stettenfels ist die bekannteste Burg im Schozachtal. Von Heilbronn sind es nur ein paar Kilometer zur Burg mit ihrem Biergarten und der famosen Aussicht. Die Anlage kann zwar nicht besichtigt werden, aber einige Räume sind dennoch zugänglich - etwa bei Kunstausstellungen und Konzerten. Wer will, kann sich auch einmieten und Feste feiern. Oder man vergnügt sich bei den Freilichtspielen im Burggraben. Oder, oder... Irgendwas ist hier immer geboten.

Mit der Bezeichnung ist es übrigens so eine Sache: Ist die Anlage, die im 11. Jahrhundert erbaut wurde und zeitweise im Besitz der mächtigen Fugger war, nun eine Burg, oder ist sie ein Schloss? Sie hat Merkmale von beidem. Der inzwischen verstorbene Burgenexperte Karl-Heinz Dähn hatte deshalb die Bezeichnung Burgschloss verwendet.


Burg Wildeck

Wein spielt früher wie heute eine zentrale Rolle auf der Wildeck bei Abstatt. Foto: Christiana Kunz  Foto: Kunz, Christiana

Die Herren von Heinriet ließen die Burg vermutlich zwischen 1250 und 1330 errichten. Die exakten Ursprünge liegen im Dunkeln. Ende des 15. Jahrhunderts kam die Wildeck an die Grafen von Löwenstein. Sie betrieben dort bereits im 16. Jahrhundert Weinbau, und um Wein dreht sich bis heute alles rund um das Anwesen.

Rund zwölf Hektar Rebfläche stehen im Ertrag für das Staatsweingut, das zur Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) in Weinsberg gehört. Das Versuchsgut hatte großen Anteil an der Entwicklung der Rebsorten Dornfelder und Samtrot.

Das große Burgzimmer mit herrlichen Ausblicken in alle vier Himmelsrichtungen kann man über die Gemeinde Abstatt mieten. Zur nächsten Burgruine ist es übrigens gar nicht weit: Helfenberg liegt nur etwa einen Kilometer entfernt.


Burgruine Helfenberg

Von der Burg Helfenberg steht im Wesentlichen nur noch der Wohnturm. Foto: Archiv/Dirks  Foto: Dirks

Vom Parkplatz nahe dem Dorf Helfenberg ist es nicht mehr weit zum Burgturm, der früher fünf Stockwerke hatte. Wer hierher kommt, tut es nicht, weil er mit einem Bier oder Eis belohnt werden will. Stattdessen wird Sommerstille mit Vogelgezwitscher und mit Grillenzirpen serviert. Kostenlos und überreichlich.

Die Ursprünge der Burgruine Helfenberg reichen zurück in die Zeit der Staufer. Vermutlich wurde die Burg um 1250 erbaut. Heute ist nicht mehr viel vorhanden. Das Wesentliche ist der frühere Wohnturm der Herrschaft. Ob es wohl gemütlich war? Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg zerstört und später wieder aufgebaut. Im Lauf der Zeit verfiel sie und verkam schließlich zu einer Art Steinbruch für Bauten im nahen Ort Helfenberg, der seit 1973 zur Gemeinde Ilsfeld gehört.


Burg Lichtenberg

Die Burg Lichtenberg bei Oberstenfeld ist in einem vergleichsweise guten Zustand.
Foto: Archiv/Kuhnle
Die Burg Lichtenberg bei Oberstenfeld ist in einem vergleichsweise guten Zustand. Foto: Archiv/Kuhnle  Foto: Kuhnle

Die Burg Lichtenberg ist ebenfalls eine Burg aus der Stauferzeit. Als ihr Geburtsdatum wird das Jahr 1196 genannt, denn in diesem Jahr wird sie das erste Mal in einer Urkunde erwähnt. Sie gilt als eine der ältesten, vollständig erhaltenen staufischen Burganlagen nördlich der Alpen. Reich bemalt ist die Kapelle, die um 1230 entstanden ist. Besonders eindrucksvoll und auch am ältesten ist der mächtige Bergfried. Er wurde 1220 vollendet.

Ein Bild von diesem Kleinod kann man sich laut Homepage der Gemeinde von April bis Oktober immer sonntags von 11 bis 18 Uhr machen. Dann ist die Burg für Besichtigungen geöffnet, außer es finden Feiern statt. Auf der Lichtenberg kann man sich nämlich einmieten und im Rittersaal festlich tafeln und die Aussicht genießen - egal, ob bei Familienfesten oder Firmenevents.


Obere Burg

Die Talheimer Burg ist ortsbildprägend. Links der Wachturm, auch Schneck genannt. Foto: Archiv/Berger  Foto: Berger

Die Talheimer Burg, auch Obere Burg genannt, ist das Wahrzeichen des Ortes. Sie besteht aus drei Teilen; der älteste hat seine Ursprünge in der Stauferzeit. Dereinst hatte die Burg ein halbes Dutzend Wachtürme. Nur einer überlebte die Jahrhunderte und steht etwas abgerückt von den Hauptgebäuden: der Schneck. Die Talheimer nennen ihn so, weil seine Wendeltreppe an ein Schneckenhaus erinnert.

Die Talheimer Burg ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Ein Teil ist in Gemeinde-, ein Teil ist in Privatbesitz. Schön anzusehen ist die Anlage aber allemal. Und eine wechselvolle Geschichte hat sie natürlich auch. So wurde unter der Herrschaft der Gemminger fast 100 Jahre lang Bier in der Burg gebraut - bis 1833/34. Ab 1821 bis 1938 beherbergte das Wasch- und Backhaus der Burg eine Synagoge.


Burg Hohenbeilstein

Das Wahrzeichen von Beilstein ist die Hohenbeilstein − hier beim Weinbergfest Ende Juli. Foto: Werner Kuhnle  Foto: Kuhnle, Werner

Von der Burg Hohenbeilstein aus erheben sich Adler und Co. und kreisen majestätisch überm Tal. Die aktuellen Öffnungszeiten der Burgfalknerei mit ihren rund 100 Greifvögeln schaut man am besten im Internet nach: www.falknerei-beilstein.de. Lecker speisen kann man in der Burggaststätte.

Die Hohenbeilstein, 326 Meter hoch gelegen, wurde im 12. Jahrhundert erbaut, also ebenfalls zur Zeit der Staufer. Das Wahrzeichen ist der Langhans, ein fünfeckiger und über 20 Meter hoher Turm. Von seiner Plattform aus liegt einem die Umgebung wie ausgerollt zu Füßen. Wie alle Burgen hat die Hohenbeilstein eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Sie ging durch die Hände verschiedener Adelsgeschlechte, wurde zerstört und wieder aufgebaut. Seit 1960 ist sie im Besitz der Stadt Beilstein.

 
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