Stimme+
Neckartal
Lesezeichen setzen Merken

Das Neckartal ist weit mehr als ein Industriemotor des Landkreises Heilbronn

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Starke Wirtschaft, Spitzenleistung im Sport und stolze Orte: Das Neckartal im nördlichen Landkreis Heilbronn hat besondere Reize.

   | 
Lesezeit  3 Min

Audi, Schwarz-Gruppe, Bechtle, Stau: Mit diesen Schlagworten wird man dem Neckartal bei weitem nicht gerecht. Der nördliche Landkreis Heilbronn ist zwar einer der Wachstumsmotoren der Region, Tausende Menschen haben bei den vielen Arbeitgebern eine Anstellung. Allerdings bietet die Region stille Schätze, um Kraft zu tanken, einzukehren und die Seele baumeln zu lassen.

Besonderer Aussicht gibt es in Offenau

Offenau hat einen der schönsten Neckar-Abschnitte der Region.
Offenau hat einen der schönsten Neckar-Abschnitte der Region.  Foto: Peter Klotz

Um einen guten Einblick ins Neckartal zu erhaschen, lohnt sich der steile Anstieg hinauf zum Scheuerberg, dem Hausberg der Neckarsulmer. Von hier oben hat man eine gute Aussicht auf die Weinberge und die Arbeitsplätze, namentlich im IT-Haus Bechtle, beim Autohersteller Audi oder bei der Schwarz-Gruppe, die zurzeit einen Ort weiter ihren sogenannten Schwarz-Projekt-Campus aus dem Boden stampft. Doch es gibt noch weitere, oft unbekannte Orte – direkt am Neckar gelegen hat beispielsweise Offenau einen der schönsten Neckar-Abschnitte der Region geschaffen. Der Ort hat dafür sogar viel Geld in die Hand genommen, um Künstlern direkt auf dem Wasser eine Bühne zu präsentieren. Ein Glück für Offenau: Diese Perle hat noch keine umliegende Nachbarkommune kopiert.

Auf der Baustelle des Schwarz-Projekt-Campus in Bad Friedrichshall wird sechs, manchmal auch sieben Tage die Woche gearbeitet.
Auf der Baustelle des Schwarz-Projekt-Campus in Bad Friedrichshall wird sechs, manchmal auch sieben Tage die Woche gearbeitet.  Foto: Seidel

Zurück zur Schwarz-Gruppe, die in Neckarsulm sitzt und mit einer gigantischen Baustelle in Bad Friedrichshall den schon sehr großen Neubau ihrer Lidl-Deutschlandzentrale in Bad Wimpfen in den Schatten stellt: Der Projekt-Campus, wie das Vorhaben heißt, wächst in rasendem Tempo in die Höhe und soll Ende 2025 in Betrieb gehen. Mehr Arbeit, mehr Verkehr? Viele Bewohner im nördlichen Landkreis erwarten, dass die Arbeitnehmer mit dem Rad kommen oder über die neue Stadtbahn-Haltestelle im Bad Friedrichshaller Stadtteil Kochendorf ankommen. Doch für das Projekt entsteht zugleich eine größere B27-Anschlussstelle, die leistungsfähiger als das bestehende Nadelöhr sein soll.

Womit das Stichwort Verkehr gefallen ist, fürs Neckartal eines der drängenden Themen. Die B27 in Neckarsulm gilt als überlastet, der Bund will sie auf vier Spuren zwischen der A6-Anschlussstelle Heilbronn und den Aral-Tankstellen auf vier Spuren ausbauen. Wie? Wann geht es los? Vieles steht in den Sternen. Und ob der Neckarsulmer Gemeinderat das Projekt wenigstens mehrheitlich unterstützt, ist genauso unsicher. Erste Ideen, wonach Dutzende Häuser abgerissen werden könnten, sorgen in der Stadt für blankes Entsetzen.

Mehr Pendler sollen aufs Rad umsteigen

Unverständlich für den Gemeinderat: Der Neckarsteg von Bad Friedrichshall nach Untereisesheim wird nicht in den Radschnellweg einbezogen. Stattdessen wird eine neue Brücke gebaut.
Unverständlich für den Gemeinderat: Der Neckarsteg von Bad Friedrichshall nach Untereisesheim wird nicht in den Radschnellweg einbezogen. Stattdessen wird eine neue Brücke gebaut.  Foto: Plückthun, Ute

Das Neckartal setzt auf den sogenannten Mobilitätspakt. Hinter dem Wort-Ungetüm steckt die Zusammenarbeit von Behörden, Firmen, dem Land und Kommunen, um gemeinsam den Verkehrskollaps abzuwenden und die Mobilitätswende zu schaffen. Als ein Erfolg gilt für viele die Stadtbahn, jetzt soll mit dem Radschnellweg zwischen Bad Wimpfen und Heilbronn ein weiterer Baustein entstehen, um den Arbeitnehmern die Abkehr vom eigenen Auto zu erleichtern. Das Projekt ist längst nicht in trockenen Tüchern, Kritik gibt es an der Wegeführung unter anderem in Untereisesheim, Bad Friedrichshall und Neckarsulm.

Viele setzen auf den Tourismus

Der Blaue Turm ist seit einigen Monaten wieder in alter Schönheit zu bewundern.
Der Blaue Turm ist seit einigen Monaten wieder in alter Schönheit zu bewundern.  Foto: Plückthun, Ute

Beim Tourismus ist vor allem Bad Wimpfen das Zugpferd im nördlichen Landkreis, saniert ist der Blaue Turm, die wichtigen Veranstaltungen laufen. Alle hoffen, dass der Weihnachtsmarkt wieder an seine erfolgreichen Vor-Corona-Jahre anknüpft. Bad Friedrichshall will mit Führungen ein Stück vom Tourismus-Kuchen abhaben, lockt mit dem Besucherbergwerk, Erlenbach ist bei Weinfreunden sehr geschätzt. Sogar die Industriemetropole Neckarsulm hat ihre touristischen Glanzlichter, wird aber in der Region oft stiefmütterlich behandelt. Das Deutsche Motorradmuseum, zuletzt noch Deutsches Zweirad- und NSU-Museum genannt, hat sich in der Szene einen Namen gemacht, sogar ausländische Touristen planen bei Urlaubsfahrten einen Stopp in Neckarsulm ein.

Das Neckartal lohnt sich in vielfältiger Hinsicht. Die Menschen in kleinen Orten, beispielsweise auf der Krumen Ebene, sind stolz auf ihre Heimat, und sie pflegen ihre beliebten Dorffeste. Kultur wird im nördlichen Landkreis Heilbronn genauso groß geschrieben wie Hochleistungssport. Und doch gibt es auch die natürlichen Kleinode, die zum Verweilen einladen. Als ein Juwel gilt die Neckar-Insel zwischen Neckarsulm und Untereisesheim: Das Land will diesen Abschnitt sogar als Naturschutzgebiet bewahren. Und das unweit Tausender Arbeitsplätze: Das passt. Das Neckartal ist ein Ort, in dem es vieles zu bestaunen und entdecken ist – gerade abseits der bekannten Anlaufstellen.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben