Wie der Kraichgau zu seinem Namen kam
Ein Bach gab der Region Kraichgau den Namen. Bekannte Gewässer gibt es in diesem Landstrich viele. Andere Bäche speisen Bade-, Fisch- und Vogelseen.

Mindestens zehn Hektar muss ein See schon haben, damit Wikipedia ihn in seine Liste deutscher Stillgewässer aufnimmt. Elsenz- und Mühlbachsee, der hübsche Jägersee - sie finden in der Sammlung der Online-Enzyklopädie keinen Platz. Bescheiden kommen die Kraichgau-Gewässer daher. Beliebt sind sie bei Einheimischen als Badestellen im Sommer oder Wegmarken beim Wandern und Radfahren.

Fernstreckenradler schätzen die Flüsse, die die Region umschlingen - Rhein und Neckar, auch die Enz - als Routenbegleiter. Kraichgauer wissen hingegen, dass man auch entlang der Elsenz vom gleichnamigen Eppinger Ortsteil bis nach Neckargemünd 52 idyllische Kilometer nahe des heftig mäandernden Flüsschens radeln kann.
In vergangenes Leben eintauchen
Wer die Elsenztal-Tour fährt, entdeckt neben schönen Kraichgau-Panorama-Ausblicken diverse Museen, die Einblicke in vergangenes Leben in der Region bieten. Und er quert die Eppinger Gartenschau. Nachdem das Flüsschen wenige hundert Meter nach seiner Quelle den Elsenzsee noch als Rinnsal speist, wächst es und ist zum Ende hin sogar mit Bötchen befahrbar.
Nicht weniger mäandernd, sich verzweigend und kaum länger als die Elsenz ist ein überregional ebenso unbekanntes Flüsschen, das in Sternenfels entspringt: der Kraichbach, mancherorts nur die Kraich genannt. Nach 55 Kilometern mündet er nahe des Orts Ketsch, westlich von Schwetzingen, in den Altrhein.

Historiker vermuten, dass das sich dahinschlängelnde Fließgewässer Pate für den gesamten Gau stand, auch wenn es sich nicht einmal die Hälfte seiner Länge durch diesen zieht: Denn "die wahrscheinlichste Sinndeutung leitet den Begriff vom germanischen Wort für Krümmung und Biegung ab", sagt ein Kenner der Region über das Wort "Kraich". Thomas Adam leitet die Abteilung Kultur im Hauptamt der Stadt Bruchsal. Der Politikwissenschaftler und Soziologe hat unter anderem "Eine kleine Geschichte" des Kraichgau geschrieben.
Selbst wenn eine andere Interpretation der Namensherkunft vom Kraichgau zuträfe, so hätte er doch auch mit Wasser zu tun. Denn "Kreuch" bezeichnet altväterlich auch "Lehm". Und Adam weiß: "Die Kraichgaubäche tragen nach starken Regenfällen oft große Mengen gelbbraunen Schlamms mit sich."
Waldseen für die Vögel, Stadtseen für die Menschen
Seit wenigen Jahren ist auch der Kraichradweg erschlossen und beschildert. Auf 65 Kilometern geht er "durch die "Badische Toskana" bis zum Rhein" - unter anderem durch Oberderdingen und Kraichtal im Landkreis Karlsruhe. Nur einen guten Kilometer hinter der Quelle führt er am Kraichsee vorbei, der jetzt im Februar durchaus schlammig aussieht. Schwimmen dürfen hier auch nur Enten und andere Wassertiere - überhaupt ist der schattig gelegene See und der Wald drumherum ein Paradies für Vögel.

Doch wie sieht es mit dem Baden aus? Neben dem schon erwähnten Elsenzsee im Nordwesten von Eppingen bietet auch der Mühlbacher See südlich der Fachwerkstadt dazu Gelegenheit. Er ist nicht, wie die Elsenz, Namensgeber des gleichnamigen Eppinger Ortsteils, sondern umgekehrt: Er heißt nach dem Ortsteil. Das Gewässer speist der sprudelnde Himmelreichbach, während der kurze Mühlbach bei Babstadt entspringt und durch Bad Rappenau Richtung Neckar fließt.
Biber schufen Touristenattraktion
Um den Mühlbacher See zu Fuß zu umrunden, braucht man etwas länger als beim Elsenzsee, obwohl er vergleichbar groß ist. Doch auf der Südseite muss der Spaziergänger ein paar Höhenmeter in den Wald hinauf überwinden. Das Gewässer wartet sogar mit einer kleinen, baumbestandenen Insel auf.

Nicht zum Baden, aber zum Erholen geeignet ist der am Ottilienberg gelegene und vom Hellbach gespeiste Jägersee. Wie der Kraichsee mitten im Wald gelegen, kommen an dem idyllischen Gewässer Wanderer, Vogel- und Fischfreunde auf ihre Kosten.
Kein Ausflugsziel für die Freizeitgestaltung und dennoch eine Attraktion ist hingegen der Bibersee bei Adelshofen. Die namensgebenden Nagetiere haben hier vor ein paar Jahren für die Anstauung des Hilsbachs gesorgt und dem kleinen Eppinger Ortsteil damit zu einem touristischen Highlight verholfen.