Mordsspaß im Kraichgau
Der Schriftsteller Johannes Hucke bringt in seinen Regionalkrimis Spannung und Landschaft zusammen. Der Kraichgau wird darin lebendig - mit seinem ganzen Charme.

Er lässt eine Leiche im Keller eines Maulbronner Supermarktes zurück, platziert den Showdown einer Verbrecherjagd mitten im Peter-und-Paul-Fest in Bretten - und legt gleich zwei Tote in einem Weinberg ab. Wenn Johannes Hucke einen seiner Regionalkrimis schreibt, dann ist der Kraichgau die passende Kulisse.
Geschichten, die im Zug entstehen
Die Hügellandschaft, der Wein, aber auch die lebensfrohe Art der Menschen, die dort leben, haben es dem waschechten Frankfurter angetan, seit er sie einst als junger Mann mit dem Fahrrad und zu Fuß erkundet hat. 55 Jahre alt ist Johannes Hucke heute. Er lebt in Karlsruhe und verdient sein Brot an vier Tagen die Woche als Sozialpädagoge in einer diakonischen Einrichtung in Ludwigshafen. Im Zug, auf der Fahrt dorthin, kann er abschalten, indem er Geschichten erfindet.
Über seinen Krimi "Aqua Asini" schreibt der Lindemanns-Buchverlag in Bretten: "Johannes Hucke, bekannt für seine Wein-Krimis "Rotstich", "Die Brettener Methode" und "Frühlingsfahrt" sowie für seine Weinlesebücher unter anderem aus dem Kraichgau, legt in einer Mischung aus heimatlichem Schelmenroman, Gaunerkomödie und Ermittler-Krimi die buntesten Handlungsfäden aus, um sie mitten im Maulbronner Klosterhof kunstvoll zu verknoten.
Dabei entsteht das Porträt einer Kulturlandschaft mitsamt ihren Bewohnerinnen und Bewohnern: gestrenge Ortsvorsteher, listige Selbstversorger, zarte Klosterschülerinnen und gierige Gourmets." Genau so ist es.
Das Brutale passe nicht zum Kraichgau, sagt Johannes Hucke. Er selbst ist ohnehin kein blutrünstiger, sondern ein sanfter Mörder - und übrigens auch ein stets erfolgreicher Ermittler. Einer, dem es mehr um die Atmosphäre, um den Genuss und den sprachlichen Wohlklang geht.
Sein Kraichgau-Stromberg-Weinlesebuch liegt zwischenzeitlich in dritter Auflage vor. "Die Gegend ist literarisch unverbraucht", sagt er und plant gerade seinen nächsten Krimi zusammen mit dem Winzer Thomas Seeger aus Leimen. Land, Natur und Wein werden darin wieder eine Rolle spielen.
Atmosphäre, Stimmung, Poesie
Johannes Hucke will unterhalten, wie er sagt, im Brecht"schen Sinne auch lehrreich erzählen. "Sprache ist mir sehr wichtig", sagt er. Und so schreibe er seine Geschichten auch nicht einfach nur als Krimi runter, "das wäre mir zu langweilig." Er schaffe vielmehr "Atmosphäre, Stimmung, vielleicht sogar Poesie".
Auf jeden Fall begegnen einem in Huckes Büchern Orte, die man kennt oder kennenlernen möchte, Sehenswürdigkeiten, Geheimnisse einer ganzen Region, Menschen mit besonderen Charaktermerkmalen, all das. Als er den Kraichgau erkundet habe, sei er - unter anderem in den vielen Besenwirtschaften, die es dort gibt - mit zahlreichen Menschen ins Gespräch gekommen. Von ihnen hat er Anekdotisches und Spannendes erfahren. Von diesem Stoff zehrt er heute noch.
Wann immer Johannes Hucke die Sehnsucht packt, setzt er sich in die S-Bahn und fährt raus Richtung Bruchsal oder Richtung Sulzfeld und Eppingen. Die Stimmung sei dort abends oft ähnlich wie in der Südpfalz, schwärmt er.
Die Erzeugnisse der dortigen Weingüter nennt er unverkrampft und passend zu den Speisen. Vieles schlummert bei Johannes Hucke noch in der Schublade. Veröffentlichtes und nicht Veröffentlichtes stünden sich im Verhältnis 1:1 gegenüber. Der 55 Jahre alte Hucke ist dankbar, dass er nicht immer ohne Publikum schreiben muss. Als Theaterschriftsteller hat er begonnen. Sein Opus Magnum, sein mit 400 Seiten bedeutendstes Werk, wurde während des ersten Corona-Jahres fertig.
Die Suche nach einem Verlag für die "Dragoner wider das Morgenlicht" läuft jetzt an, "aber das Buch ist lektoriert und könnte jederzeit starten". Nach Essays, Vorträgen, Sachbüchern und Regionalkrimis hat die große Literatur Johannes Hucke gereizt. Doch dem Morden in Großvillars, Bretten und Maulbronn bleibt er treu. Der Kraichgau bleibt seine literarische Heimat.