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Hohenlohe
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Geschichte mit Götz

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Auf den Spuren des Ritters mit der eisernen Hand unterwegs im Jagsttal: Götzenspruch in Krautheim, Schloss in Rossach, Stammsitz in Berlichingen und Grabmal im Kloster Schöntal.

von Armin Rößler
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Hier hat Götz von Berlichingen im Jahr 1540 selbst Hand angelegt: Das Schloss Rossach, eine Gutshofanlage mit mehreren Fachwerkbauten, ist bis heute im Familienbesitz.
Hier hat Götz von Berlichingen im Jahr 1540 selbst Hand angelegt: Das Schloss Rossach, eine Gutshofanlage mit mehreren Fachwerkbauten, ist bis heute im Familienbesitz.  Foto: Rößler, Armin

Glaubt man Goethe, hat Götz von Berlichingen keinen Fuß in den Hohenlohekreis gesetzt. So verlegt die dichterische Freiheit den berühmten Satz "Er aber, sag"s ihm, er kann mich ..." im dritten Akt des Schauspiels nach Jagsthausen, in die heutige Götzenburg. Tatsächlich hat sich der Ritter mit der eisernen Hand für die viel zitierten Worte aber im Jahr 1516 nach Krautheim begeben. In der dortigen Burg saß der Kurmainzer Amtmann Max Stumpf, der ihn des Verrats bezichtigt hatte. Götz von Berlichingen schreibt in seinen eigenen Worten: "Da schriehe ich wider zu ime hinauff, er soldt mich hinden leckhenn." Krautheim wirbt dann auch unter anderem auf seinem Amtsblatt mit dem Slogan "Die Stadt des Götzenspruchs", eine Statue und ein Gedenkstein erinnern im Tal mit gutem Blick zur Burg hinauf an die historische Begebenheit.

In Berlichingen steht das Stammhaus

Nicht die einzige Spur, die der Raubritter im zum Hohenlohekreis gehörenden Abschnitt des Jagsttals hinterlassen hat: Auch in Berlichingen, Rossach und dem Kloster Schöntal begegnet man dem Götz. So steht in Berlichingen das im Jahr 1244 erstmals urkundlich erwähnte Stammhaus der gleichnamigen Familie. Bis heute streiten sich die Experten, ob der spätere Ritter mit der eisernen Hand um 1480 hier oder in der Götzenburg zu Jagsthausen das Licht der Welt erblickt hat. Bei einem Besuch der HZ im Sommer 2020 meinte Elisabeth Model, die damals schon seit über 60 Jahren im ehemaligen Wasserschloss wohnte: "Es heißt ja Götz von Berlichingen, nicht Götz von Jagsthausen."

Es knackt im alten Gebälk

In Krautheim erinnern Statue und Gedenkstein an den viel zitierten Götzenspruch, mit dem der Raubritter 1516 einen in der Burg sitzenden Amtmann provoziert haben soll.
In Krautheim erinnern Statue und Gedenkstein an den viel zitierten Götzenspruch, mit dem der Raubritter 1516 einen in der Burg sitzenden Amtmann provoziert haben soll.  Foto: Rößler, Armin

Ihr Sohn Klaus Model sagte zum Streit ums Geburtshaus: "Da bin ich entspannt, weil ich ja kein Geschäft damit machen will." Sein Großvater Karl, vorher Gutsverwalter bei den Berlichingens, kaufte das Anwesen 1953. Und Elisabeth Model erzählte noch, dass es im Haus manchmal zu spuken scheint. Wenn es mal wieder merkwürdig im alten Gebälk knackt, denke sie sich: "Vielleicht ist er doch noch irgendwo in den Mauern." Er, der Götz.

Schloss: Zutritt verboten

Keine fünf Kilometer von Berlichingen entfernt, liegt der Weiler Rossach, ebenfalls zur Gemeinde Schöntal gehörend. Etwas außerhalb, am Schloss, gibt es zwar eine Bushaltestelle, aber keinen Zutritt für die Öffentlichkeit. "Privat - Zutritt verboten", heißt es auf einem Schild. Schlossherr ist heute Götz Freiherr von Berlichingen, direkter Nachfahre des Ritters in der 18. Generation. Erbaut wurde das Schloss schon im 12. Jahrhundert von den Herren von Rossach. Später haben es die Herren von Berlichingen-Rossach bewohnt.

Stammsitz der Berlichingens und vielleicht Geburtsort des Götz.
Stammsitz der Berlichingens und vielleicht Geburtsort des Götz.  Foto: Armin Rößler

Im Dreißigjährigen Krieg wurde es teilweise zerstört, nur ein Teil des Haupthauses blieb erhalten, darüber hinaus lediglich Reste von Ringmauern und Türmen. Heute steht hier eine Gutshofanlage mit mehreren Fachwerkbauten. Das Herrenhaus auf einem Steinsockel ist zweigeschossig. Dass Götz von Berlichingen hier einst selbst Hand angelegt hat, im Gegensatz zu anderen Besitzungen, die er geerbt oder gekauft hat, verkündet eine Inschrift im Torhaus: "Anno domi 1540 do Hot der edel un ernvest Gotfridt vo Berlichen dis Haus erbaudt."

Der Ritter kniet

Am Grabmal des Götz, trotz eines bewegten Lebens und vieler Fehden erst im hohen Alter von 82 Jahren verstorben, ist schließlich zu lesen: "Anno dni 1562, den 23. Juli, ist in Gott verschieden der Edel und Ehren-Vest Gottfried von Berlichingen zu Hornberg, der Seelen Gott gnädig seye! Amen!" Es findet sich im Kreuzgang des Klosters Schöntal, der letzten Station auf der Reise auf Götz" Spuren durch das Jagsttal.

Das Grabmal des Götz von Berlichingen im Kloster Schöntal.
Das Grabmal des Götz von Berlichingen im Kloster Schöntal.  Foto: Rößler, Armin

Ungewöhnlich: Während sich die meisten seiner Vorfahren als tapfere Ritter auf einem Löwen stehend verewigt haben, kniet er mit gefalteten Händen - dass ihm die rechte Hand im Bayrischen Erbfolgekrieg 1504 vor Landshut abgeschossen wurde, ist hier kein Thema. Von Berlichingen kniet auch nicht etwa auf seiner eisernen Ersatzhand, sondern auf einem Fehdehandschuh. In der Broschüre "Ein Gang durchs Kloster Schöntal" heißt es dazu: "Die Zeit der Fehden, des Streites ist vorbei."


Zur Person

In Goethes Schauspiel ist er der Held, im echten Leben im rauen Mittelalter war er keinem Streit abgeneigt. Um 1480 geboren, im Stammsitz der Familie in Berlichingen oder in der Burg in Jagsthausen, hat sich Götz von Berlichingen unter anderem als Raubritter verdingt und in zahlreichen Fehden gekämpft. Durch einen Kanonenschuss verlor er 1504 die rechte Hand. Nach dem schwäbischen Bauernkrieg musste er 1528 schwören, sich zeit seines Lebens nur noch im Bereich seiner Burg Hornberg in Neckarzimmern aufzuhalten. Erst 1540 löste ihn Kaiser Karl V. aus seiner Acht. Götz starb 1562 auf Burg Hornberg. rö

 
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