Im Hohenloher Jagsttal schlagen oft zwei Herzen
Obwohl im Württembergischen Hohenlohe zuhause, spielen manche Vereine auch im Badischen Fußballverband. Warum ist das so?

Das Hohenloher Jagsttal ist mit seinen rund 16.000 Einwohnern nicht nur bekannt durch den Götz von Berlichingen und seine Wander- und Radwege, sondern ist auch Standort zahlreicher Sportvereine. Einer dieser Vereine ist der 1946 gegründete VfR Gommersdorf.
Seit Vereinsgründung ist man dort Mitglied im Badischen Fußballverband. Die erste Herren-Fußball-Mannschaft von Gommersdorf nimmt deshalb am Spielbetrieb der Verbandsliga Nordbaden teil, im Unterschied zum direkten Nachbarverein TSV Dörzbach, der ein Mitglied des Württembergischen Fußball-Verbandes ist.
Denkt man an Baden, denkt man in erster Linie an Mannheim und Karlsruhe, aber nicht unbedingt an das Hohenloher Jagsttal. Warum also fühlen sich Hohenloher Vereinsmitglieder aus Gommersdorf oder auch aus Westernhausen eher dem Badischen Fußballverband zugehörig?
Grenzregion?
Arnold Zürn schreibt in seiner 1996 erschienenen Vereinschronik "50 Jahre VfR Gommersdorf", dass das Jagsttal durch eine unglückliche Grenzziehung im Jahr 1806 seiner Einheit beraubt wurde und sich diese Grenze seitdem wie ein roter Faden durch das Spielgeschehen aller Mannschaften ziehe. Dies könnte ein Teil der Antwort sein.
Auch wenn die heutigen Grenzen der Landkreise und des Bundeslandes Baden-Württemberg nichts mehr mit denen des Großherzogtums Baden von 1806 gemein haben, wirkt diese ehemalige Teilung des Jagsttals in den Sport- und Fußballvereinen bis heute nach.
Einzugsgebiete
"Ob eine Mannschaft von Gommersdorf heutzutage am Spielbetrieb des Badischen oder Württembergischen Fußballverbandes teilnimmt, machen wir im einzelnen vom Einzugsgebiet der Spieler im badischen oder württembergischen Raum abhängig und wie viele Spieler aus der jeweiligen Region zur Verfügung stehen", erklärt Eugen Bartl, Vorstandsmitglied des VfR Gommersdorf, im Gespräch. So ergibt sich, dass eine Jugendmannschaft von Gommersdorf im Badischen Fußballverband spielt, während eine andere Nachwuchsmannschaft hingegen im Württembergischen Verband aktiv ist. "Stur nur einem Verband anzugehören, ist bei uns und auch in der heutigen Zeit nicht mehr angebracht. Natürlich könnte man auch sagen, dass die Vereinsgründer sich vor über 70 Jahren für einen Verband entschieden haben und dann ist man im Großen und Ganzen so verblieben."
Auf die Frage, ob sich daran jemals etwas ändern wird, antwortet Bartl: "Es liegt in sehr weit entfernter Zukunft, ob es irgendwann einen vereinigten Landesverband Baden-Württemberg geben wird. Ich glaube aber eher nicht daran."
Ähnlichkeiten
Eine ähnliche Situation zeigt sich bei der SpG Krautheim/Westernhausen. Die Spielgemeinschaft beider Orte belegt in der laufenden Saison der Kreisliga Buchen den achten Tabellenplatz. Während die Spielgemeinschaft mit ihrer aktiven Herrenmannschaft also im Badischen Fußballverband agiert, spielen die Jugendmannschaften der SV Westernhausen als Spielgemeinschaft Schöntal im Württembergischen Fußballverband. "Unsere Spielgemeinschaft im Badischen entstand vor etwa fünf Jahren aus reiner Personalnot und einer daraus resultierenden und notwendigen Neuorganisation", sagt der Fußball-Abteilungsleiter der SV Westernhausen, Steffen Ostertag. "Für uns aus dem nördlichen Jagsttal sind die Fahrtwege in der Kreisliga Buchen kürzer und deshalb spielen wir lieber im Badischen."
Bei dieser Aufspaltung spielen laut Ostertag auch die Verbandsgrenzen zwischen dem Badischen und Württembergischen Verband eine Rolle, denn die Vereine ziehen auf diese Weise organisatorische Vorteile aus der Situation.
Fazit
Die Aufsplittung der Vereine im nördlichen Hohenlohe auf zwei unterschiedliche Fußballverbände ist im Ganzen auf zwei Gründe zurückzuführen: Einerseits steht häufig die bessere Organisation des Spielbetriebs im Vordergrund, andererseits spielt die Zugehörigkeit der Spieler zu einer bestimmten Region, in der noch eine enge Verbundenheit mit dem historischen Herzogtum Baden zu spüren ist, eine Rolle.
Letztendlich bleibt also auch im Fußball die entscheidende Frage, ob man tatsächlich ein "Badenser" mit dem "GelbfüßlerGen" oder eher ein "Hohenloher" ist.
Verbände
Das Verbandsgebiet des Badischen Fußballverbandes erstreckt sich hauptsächlich über den Regierungsbezirk Nordbaden zwischen Pforzheim und Tauberbischofsheim, Sinsheim und Mannheim. Über 600 Vereine und 4800 Mannschaften sind dort Mitglied.
Dem Württembergischen Fußball-Verband gehören heute circa 1758 Vereine und somit etwa 12.856 Mannschaften an.