Die verschiedenen Wege im Jagsttal zum schnellen Internet
Schon seit Jahren arbeiten die vier Jagsttalgemeinden daran, besseres Internet in die ländliche Gegend zu bringen. Dabei haben sie alle unterschiedliche Wege gewählt - mit unterschiedlichem Ausgang.

Die Geschichte des Breitbandausbaus im Jagsttal ist eine beschwerliche. Schon vor zehn Jahren begannen in den Kommunen konkretere Überlegungen, wie sie ihre Bürger an das schnelle Internet anbinden können. Dass das nicht leicht wird, die rund 17 000 Einwohner des Jagsttals mit Breitband zu versorgen, war klar.Immerhin verteilen sich diese in der Flächengemeinde auf knapp 23 000 Hektar. Dennoch machte man sich ans Werk - auf ganz unterschiedliche Weise. Bis heute stehen die Kommunen deshalb ganz unterschiedlich da.
Kreisweite Bemühungen
Bereits im Jahr 2012 hatte der Kreistag beschlossen, mit allen 16 Kommunen gemeinsam nach Wegen zu suchen, um die weißen Flecken in der Breitbandversorgung zu tilgen. Das Ziel war ein gemeinsames Netzentwicklungskonzept, für dessen Planung Fördergelder von knapp 70 000 Euro flossen. Die Planungsergebnisse lagen 2017 vor. Damals veranschlagte Kosten: 36 Millionen Euro. Um schnelles Internet in alle Gebäude im Kreis zu bringen: weitere 326 Millionen Euro. Dies schien nicht zu stemmen und so waren die Kommunen wieder auf sich allein gestellt.
Wirft man einen Blick auf den Breitbandatlas der Bundesregierung, zeigt sich: die Internetversorgung im Jagsttal wird stetig besser. So stieg die Anzahl der mit immerhin 50 Mbit/s versorgten Haushalte zwischen 2018 und 2021 in vielen Gemeinden deutlich an. Dies passt zum bundesweiten Trend, bei dem vor allem ländliche Gegenden stark aufholen. Der Breitbandatlas zeigt jedoch auch: Während in Dörzbach, Schöntal und Mulfingen zum Teil sogar 400 Mbit/s an vielen Haushalten ankommen, herrscht in Krautheim und seinen Teilorten Aufholbedarf, hier stechen lediglich Krautheim Berg und Klepsau positiv hervor. Doch wie kommt es zu diesen Unterschieden?
Zweckverband Breitbandversorgung Mittleres Jagsttal
Mulfingen und Schöntal schlossen sich bereits im Jahr 2011 zum "Zweckverband Breitbandversorgung Mittleres Jagsttal" zusammen und einigten sich auf ein sogenanntes Betreibermodell. Heißt: Die Kommunen bauen das Glasfasernetz, um es im Anschluss an einen Betreiber zu verpachten. Aufgrund des interkommunalen Ansatzes floßen Fördergelder, um 64 Kilometer Leitungen neu zu verlegen, von denen bereits damals 17 Ortschaften profitierten. Noch im selben Jahr erklärte sich die NeckarCom bereit, Netzbetreiber zu werden.
Ende 2018 traten auch Dörzbach und Krautheim dem Zweckverband bei und beantragten eine Förderung. Die positive Antwort kam jedoch erst zwei Jahre später. So konnten die Bauarbeiten in Krautheim-Tal erst 2020 starten. Dabei war die Stadt eigentlich früh dran: "Wir haben bereits 2006 begonnen mit der Telekom gemeinsam die Ortschaften mit Glasfaser zu erschließen", erinnert sich Bürgermeister Andreas Köhler. Und so waren einige Ortsteile frühzeitig vernetzt - wenn auch nicht mit Glasfaser bis zum Haus (FTTB), sondern oft nur bis zum Kabelverzweiger (FTTC). "Doch dann stellte die Telekom den Ausbau ein", erklärt Köhler.
Dörzbach nutzt die Gunst der Stunde
Derweil hatte Dörzbach die Gunst der Stunde genutzt und zusätzlich 2019 bei der Sanierung der Ortsdurchfahrt im Zuge der neuen Wasserleitung gleich Speedpipes für schnelles Internet mitverlegt. Der Breitbandatlas zeigt deshalb vor allem für den Kernort Dörzbach sowie für Hohebach einen guten Breitbandausbau. In Krautheims Teilorten hingegen haben viele bis heute schlechtes Internet. "Gommersdorfer haben etwa zwei bis drei Mbit pro Sekunde. Das ist unterirdisch" weiß Köhler. Und auch in Horrenbach zeigt der Breitbandatlas: Hier gibt es meist nur unter zehn Mbit/s.
Jetzt kommt noch Giganetz ins Spiel
Das Ziel ist jedoch Glasfaser in jedes Gebäude zu bekommen. Und genau hier kommt nun seit kurzem die Deutsche Giganetz ins Spiel: Die Firma soll auch die letzten Gebäude ohne Glasfaser eigenwirtschaftlich anschließen. "Giganetz setzt dort an, wo der Zeckverband mit Glasfaser aufhört", erklärt Köhler. Heißt: Es könnte Glasfaser bis in die Gebäude geben, wenn genug Bürger, nämlich 35 Prozent pro Kommune, ihr Interesse bekunden. In Schöntal ist dies schon passiert. Mit 40 Prozent schloss die Vorvermarktung hier ab und so wird im Lauf des Jahres mit den Arbeiten begonnen. In Krautheim und Dörzbach haben die Bürger noch Zeit, sich zu entscheiden. Und Mulfingen? "Wir sind einfach schon zu weit voraus gewesen", sagt Bürgermeister Robert Böhnel. Denn hier wurde bereits im November 2021 mit dem Eigenausbau begonnen. 1,3 Millionen Euro investiert die Gemeinde in das 13 Millionen Euro Projekt. Betreiber wird die NetzeBW sein. Doch egal für welchen Weg sich die Kommunen entschieden haben, die Dringlichkeit von schnellem Internet, gerade in ländlichen Gegenden, haben sie alle erkannt.