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Schneeballen aus dem Rezeptebuch der Hohenloher Landfrauen

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Schneeballen gab es früher in der Region Hohenlohe-Franken nur zu wichtigen Anlässen. Die Hohenloher Landfrauen zeigen wie es richtig geht, auf was man zu achten hat und verraten einen Tipp, wie man sich das Ganze etwas einfacher machen kann.

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Schneeballen backen − das gab es auch in Laibach früher vor allem zu großen Feiern wie Konfirmationen und Taufen. Seit mindestens 300 Jahren ist das Backen von Schneeballen bekannt.
Schneeballen backen − das gab es auch in Laibach früher vor allem zu großen Feiern wie Konfirmationen und Taufen. Seit mindestens 300 Jahren ist das Backen von Schneeballen bekannt.  Foto: Draskovits, Katrin

Gefragt nach einem typischen "Jagsttal-Rezept" muss die Vorsitzende der Hohenloher Landfrauen, Regina Müller, überlegen. Dann fällt ihr doch etwas ein, was es früher oft zu ganz speziellen Anlässen gab: Schneeballen. Das Mürbeteig-Gebäck ist in Teilen der Region Hohenlohe-Franken äußerst beliebt. Und auch im Dörzbacher Teilort Laibach, wo Müller Ortsvorsitzende der Landfrauen ist, kennen die meisten das Gebäck. Doch selber gebacken haben es nur wenige. So hat Müller kurzerhand Gertraude Meister, von den meisten nur Traudel genannt, eingeladen. Die Waldbacherin verrät gerne ihre traditionellen Rezepte und teilt sie mit den Landfrauen - und jetzt auch mit den Lesern der Hohenloher Zeitung.

Schneeballen sind Traditions-Gebäck

"Schneeballen gab es früher vor allem zu Konfirmationen und Taufen", erklärt Traudel Meister den Laibacher Landfrauen, die heute von ihr das Herstellen des Traditions-Gebäck lernen. Und das in einzigartigem Ambiente: auf der Terrasse der Kutscherstube, die zum Ferienhof Marina gehört. "Es ist wirklich gut, dass wir das im Freien machen können", sagt Traudel Meister. "Das Fett riecht schon heftig, wenn man das drinnen macht." Wie um das zu bestätigen, kommt in dem Moment Eva-Maria Wabbel um die Ecke. "Man riecht die ganze Straße herunter, das ihr hier backt", ruft sie.

Die sieben Frauen, die heute gekommen sind, um die Schneeball zu backen, kennen das Mürbeteig-Gebäck gut. "Das gibt es vor allem in Rothenburg ob der Tauber oft zu kaufen", sagt eine Laibacherin. "Je älter ich werde, desto lieber mache ich auch traditionelle Gerichte", gesteht sie. Und heute wird es sehr traditionell. Denn seit mindestens 300 Jahren sind Schneeballen bereits bekannt.

Der Trick, Schneeballen ohne Nadeln zu machen

Mit dabei ist auch ein Mann: Fritz Meister. "Er unterstützt mich immer wieder und als alter Gastronom und Metzgermeister ist er perfekt geeignet", erklärt seine Ehefrau lachend, bevor sie ihm einen ausgerollten Teig vor die Nase legt, den ihr Mann dann mit einem Teigrädchen bearbeitet. Viele Schritte der Schneeballen-Herstellung sind einfach: Der Mürbeteig, der über Nacht geruht hat, muss ausgerollt, kurz getrocknet und im Anschluss mit dem Teigrädchen streifenweise eingeschnitten werden. "Bitte denken Sie daran, einen Rand zu lassen", ruft Meister den Frauen zu. Die ersten Schritte gehen nach wenigen Minuten dann auch wie am Fließband.

Rund 40 der Schneeballen werden die Landfrauen nach Meisters Rezept herstellen. Richtig schwierig wird es erst kurz vorm Fritieren der Bällchen. Denn dann muss das Ganze in das "Schneeballen-Eisen". Ganz traditionell kann man das mit Stricknadeln machen.

Bei den Laibacher Landfrauen dürfen auch die Männer mithelfen. Vor allem, wenn sie die Expertise von Fritz Meister haben.
Bei den Laibacher Landfrauen dürfen auch die Männer mithelfen. Vor allem, wenn sie die Expertise von Fritz Meister haben.  Foto: Draskovits, Katrin

Meister zeigt, wie das funktioniert: "Sie fädeln jeden zweiten Teigstreifen auf eine Nadel, das Ganze machen sie mit dem nächsten Streifen auch, aber versetzt - wie beim Weben." So weit, so gut. Der nächste Schritt allerdings bringt so manche der Anwesenden zum Staunen: Mit einer eleganten Drehung lässt Meister den aufgefädelten Teig in das Schneeballen-Eisen gleiten - es entsteht eine perfekte runde Form. Sieht leicht aus, ist es aber nicht. Deshalb verrät Meister einen Trick: "Das ist eigentlich unnötig, man kann es auch ohne Nadeln einfach mit der Hand etwas durcheinander zupfen, das hat denselben Effekt."

Wo gibt es Schneeballen-Eisen zu kaufen?

Dann gilt es nur noch, für einige Minuten das Eisen ins Fett zu halten und dabei ständig zu drehen. Das übernimmt an diesem Tag Sina Farrenkopf. "Es ist gar nicht so schwer, wie ich dachte", sagt die Schöntalerin, die von einer Freundin eingeladen wurde. Doch woher bekommt man ein Schneeballen-Eisen? "Auf jeden Fall in Rothenburg", erklärt Meister, die ihre eigenen Eisen mitgebracht hat. "Das gibt es aber auch in Bad Mergentheim", klärt eine der Landfrauen auf.

Wichtiger Schritt: Das Eisen muss die ganze Zeit gedreht werden.
Wichtiger Schritt: Das Eisen muss die ganze Zeit gedreht werden.  Foto: Draskovits, Katrin

Und was wird nun mit den vielen Schneeballen gemacht? "Die können wir morgen essen, da schmücken wir den Osterbrunnen", erklärt Regina Müller.

Das Schneeballen-Rezept:

Zur Herstellung von Schneeballen nach Traudel Meisters Rezept benötigt es: 30 Eigelb, fünf ganze Eier, 14 Esslöffel Puderzucker, 14 Esslöffel süße Sahne, neun Esslöffel Rum und 1250 bis 1400 g Mehl. Um den Teig herzustellen, werden Eier und Puderzucker verrührt, dann Sahne und Rum dazugegeben und schließlich das Mehl untergerührt. Der Teig sollte über Nacht ruhen. Am nächsten Tag kann er dann zu kleinen Kugeln à 70 Gramm geformt und im Anschluss dünn ausgerollt werden, so dass eine runde Form entsteht. Die ausgerollten Teige müssen dann auf einem Tuch getrocknet und dabei regelmäßig gewendet werden. Im Anschluss geht es in den komplizierteren Teil über: Mit einem Rädel werden etwa ein Zentimeter breite Streifen geschnitten, dabei einen einen Zentimeter Rand stehen lassen. Dann kann der Teig entweder mit Stricknadeln versetzt, wie beim Weben, aufgefädelt oder einfach mit Hand "zerknüllt" werden. Im Anschluss wird der Teig in das Schneeballen-Eisen gegeben und in heißem Fett fritiert. Dabei das Eisen immer drehen. Am Ende mit Puderzucker überstreichen.

 
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