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Vor-Ort-Recherche in der Garage der Geschichten

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Familie Keim erzählt, warum die Uhr vom früheren Scheppacher Rathaus nun in Adolzfurt ist. Im Rahmen von "12 Monate - 12 Regionen" und im Jubiläumsjahr der Hohenloher Zeitung sind wir vor Ort und gehen Leserfragen nach.

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Gerhard Keim (v.r.) ist wie Werner Kleber, Werner Hübner und Johanna Keim von Oldtimern und schönen alten Dingen. Die Dinge sind sichtbare Erinnerungen an frühere Zeiten und Anlass für einen Blick zurück.
Fotos: Yvonne Tscherwitschke
Gerhard Keim (v.r.) ist wie Werner Kleber, Werner Hübner und Johanna Keim von Oldtimern und schönen alten Dingen. Die Dinge sind sichtbare Erinnerungen an frühere Zeiten und Anlass für einen Blick zurück. Fotos: Yvonne Tscherwitschke  Foto: Tscherwitschke, Yvonne

Das große Garagentor öffnet sich. Drinnen ist es kühl an diesem heißen Sommertag. Vier Menschen sitzen auf Gartenstühlen und frönen ihrer Leidenschaft: dem Sammeln und Restaurieren alter Dinge.

Sammelleidenschaft

Das Vergnügen über das erstaunte Gesicht der Redakteurin ist dem Quartett anzusehen. "Das hätten Sie nicht erwartet?", lautet die rhetorische Frage von Gerhard Keim (76). Er ist Besitzer der Garage, die neben seinem Elternhaus in Adolzfurt steht. Zusammen mit seiner Frau Johanna (72) hat er viele Jahre Dinge zusammengetragen, die nicht nur sein Herz höher schlagen lassen. Gusseiserne Öfen stehen an der Wand, wundervoll verziert und liebevoll restauriert. Ein NSU-Prinz steht da. "Davon gibt es noch mehr", sagt der Senior auf dem Weg in den rückwärtigen Teil der Garage, holt den Schlüssel und fährt ein prächtiges rot-weißes Modell in die Sonne.

Schiefer Glockenturm

Beobachtet wird er dabei von Werner Hübner (75) und Werner Kleber (73). Sie haben von der Vor-Ort-Recherche bei Gerhard Keim gelesen und sind dazu gekommen, um ebenfalls zu hören, was es mit der Uhr vom Scheppacher Rathaus auf sich hat. Die Geschichte der Uhr ist mindestens so spannend wie die der verschiedenen Autos.

Mächtig alt ist die Uhr, weiß Gerhard Keim. Schließlich war sie auf dem ehemaligen Rathaus von Scheppach. Das wurde im Jahr 1701 erbaut. Mit der Gemeindereform kamen die einst selbständigen Orte zur Großgemeinde Bretzfeld. Das alte Rathaus wurde 1973 von der Gemeinde abgebrochen. "Da wurde mit einem Bulldog der Turm umgezogen", erinnert sich Gerhard Keim. Alte Fotos zeigen den schiefen Uhrenturm. Der Platz war lange leer. Die Uhr verschwunden.

Nachforschungen und eine Prise Glück

Gerhard Keim hat nachgeforscht. Erst ohne Erfolg. Dann hat der Zufall ein wenig mitgeholfen und er hat bei einem Oldtimer-Freund von der Uhr erfahren. Auf der Dachterrasse vom Württemberger Hof in Öhringen wurde der Deal gemacht. Die Uhr wechselte für 200 Euro den Besitzer und kam wieder nah zum ursprünglichen Ort. Auf einer CD ist dokumentiert, wie Gerhard Keim das Schmuckstück in Einzelteile zerlegte und restaurierte. Drei Jahre hat es gedauert, die 80 Kilo schwere Uhr zu sanieren. Nun hat sie einen Ehrenplatz auf dem Zwischenboden der Garage.

Dort ist Gerhard Keim täglich. Seine Frau teilt seine Leidenschaft für schöne alte Dinge. Ihr gehört ein VW Käfer aus 1976 und ein Mercedes SL 450 Cabrio. Zusammen hatten sie ein Jahr lang das Museumscafé in der Adolzfurter Ortsdurchfahrt. "Dann wurden wir krank", sagt Gerhard Keim. Die Sammlung zog um in die Garage.

Rare Dinge

80 Kilo schwer ist die Uhr vom Scheppacher Rathaus, die nun in Adolzfurt ist.
80 Kilo schwer ist die Uhr vom Scheppacher Rathaus, die nun in Adolzfurt ist.  Foto: Tscherwitschke, Yvonne

Fachsimpeln können Keims mit Werner Hübner und Werner Kleber. Die beiden haben ebenfalls einige Oldtimer. Ein C-Kadett, von denen es gerade noch 300 Stück gibt, ist der Stolz von Werner Hübner. Werner Kleber ist Porsche-Fan. Viel zu schnell vergeht die Zeit in der Sammlerrunde, der Blick streift Autos, Uhren, Öfen, Bing-Vergaser, landwirtschaftliches Gerät. Und dann ist da noch der Adler von 1935, richtig schwer zu fahren, kaum zu bremsen. Das aber hat Gerhard Keim am Sonntag einen Tag lang gemacht, zur Hochzeit seiner Tochter. Das wäre die nächste Geschichte.

Schreiben vor Ort

Auf der schattigen Terrasse von der Bäckerei Kolb in Bretzfeld entstand die Geschichte der Vor-Ort-Recherche. So hatten Leser Gelegenheit, nicht nur bei der Recherche, sondern auch beim Schreiben dazu zu sein und zu sehen, wie Geschichten in die Zeitung kommen. Und sie hatten Gelegenheit, im Freiluft-Büro weitere Themenwünsche zu äußern. So regten gleich zwei Leser an, in naher Zukunft doch mal über das noch nicht so alte Bretzfelder Stadion und den schlechten Zustand des dortigen Rasens zu schreiben. Ein Thema, das wir gern aufgreifen.

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