Stimme+
Köln
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Magna-Standort schließt – auch Mitarbeiter in Untergruppenbach werden nervös

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Nach der Ankündigung, den Standort Köln zu schließen, befürchtet man auch in der Region Stellenabbau bei Magna. In welche Richtung die Transformation geht, ist offenbar noch nicht geklärt.

Magna in Untergruppenbach: Die ehemalige Getrag ist heute Entwicklungsstandort für den kanadisch-österreichischen Autozulieferer Magna.
Foto: Gleichauf, Christian
Magna in Untergruppenbach: Die ehemalige Getrag ist heute Entwicklungsstandort für den kanadisch-österreichischen Autozulieferer Magna. Foto: Gleichauf, Christian  Foto: Gleichauf, Christian

Die Nachricht kam überraschend und ließ auch in der Region aufhorchen: Der Automobilzulieferer Magna schließt den Standort Köln bis Ende Juni. Eng verbunden ist der Entwicklungsstandort Untergruppenbach. Dort könnten ebenfalls zahlreiche Stellen wegfallen. Das Unternehmen antwortet auf Anfragen mit wenigen dürren Zeilen.

Magna schließt Standorte, die sich nicht rechnen

Häufiger war der kanadisch-österreichische Automobilzulieferer Magna zuletzt mit Hiobsbotschaften in den Medien vertreten. Überall in der Republik werden Standorte geschlossen, wird Personal abgebaut. Auch in Heilbronn ist im Dezember bekannt geworden, dass das Karosseriewerk schließen muss, weil es von Audi keine Aufträge mehr gibt. Jetzt also Köln.

Dass es überall bei Magna knirscht, liegt an der Transformation. Weg vom Verbrennermotor und einem Antriebsstrang mit Getriebe und Kupplung, hin zu Elektromotoren mit direkter Kraftübertragung. Für Untergruppenbach, wo es am ehemaligen Getrag-Standort noch immer auch um klassische Getriebe geht, stellt sich die Zukunftsfrage automatisch. Neuentwicklungen gibt es kaum noch, eher Anpassungen bereits ausgereifter Produkte.

IT-ler stehen nicht besser da als klassische Ingenieure

Umso wichtiger wird dabei die Software-Entwicklung. Genau jene scheinbar zukunftsträchtigen Jobs sind nun vom Aus in Köln aber ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Und so stellt sich die Frage, in welcher Richtung es weitergehen soll.

Internen Berechnungen zufolge soll es bei Magna in Untergruppenbach einen Personalüberhang von 100 bis 200 Mitarbeitern geben. Mit der Schließung in Köln müssen offenbar auch 50 bis 70 Manager in Untergruppenbach gehen, hat die Heilbronner Stimme aus vertraulicher Quelle erfahren. Viele auch nur indirekt betroffene Mitarbeiter werden nervös.

Magna antwortet nicht auf zahlreiche Fragen

Magna selbst antwortet auf Anfragen einsilbig. Im Zusammenhang mit der Schließung von Köln seien "keine weitere Stellenstreichungen geplant", erklärt ein Magnasprecher. Keine Antwort auf die Frage nach einer mittel- und langfristigen Strategie für den Standort Untergruppenbach, wie man an Aufträge kommen möchte oder wie Mitarbeitern intern oder extern eine Perspektive geboten werden könnte.

Schließlich war Magna vor drei Jahren vorbildlich vorangegangen und hatte gemeinsam mit dem Bündnis für Transformation, der DHBW und der Arbeitsagentur in Heilbronn ein Qualifizierungsprojekt für 60 Mitarbeiter auf den Weg gebracht. Der Unternehmenssprecher teilt auch nicht mit, wie viele Mitarbeiter in Untergruppenbach beschäftigt sind. Rund 1000 sind es schätzungsweise noch.

Gute Mitarbeiter gehen oder sind schon gegangen

Doch was passiert, wenn Softwareentwicklung - wie intern kolportiert - komplett nach Indien vergeben wird? "Die guten Mitarbeiter gehen oder sind schon gegangen", sagt einer, der mit der Materie vertraut ist. Ein weiteres Problem: Magna sei sehr "Österreich-lastig", neue Projekte würden also erst einmal in St. Valentin in Niederösterreich für gute Beschäftigung sorgen. Es gebe keinen Mechanismus, der für Chancengleichheit innerhalb des Konzerns sorge.

Magna zieht mit Betriebsrat und Gewerkschaften nicht an einem Strang

Die Transformation, die die Getriebesparte ohnehin hart trifft, könnte also Untergruppenbach besonders hart treffen. Gemeinsam mit dem Betriebsrat habe die IG Metall mehrere Versuche in den letzten zwei Jahren unternommen, den Transformationsprozess in die richtige Richtung zu lenken, erklärt die zuständige IG-Metall-Gewerkschaftssekretärin Bianka Hamann in Neckarsulm.

Zum Beispiel sei mit Unterstützung des Transformations-Teams der IG Metall Baden-Württemberg ein Transformations-Check durchgeführt worden. Endgültige Ergebnisse stehen noch aus. Gespräche über einen Zukunftstarifvertrag seien von der Arbeitgeberseite aber zuletzt abgelehnt worden. "Für den Betriebsrat und die IG Metall ist es nicht nachvollziehbar, warum die Arbeitgeberseite die Chance auf Veränderung nicht nutzt", sagt Hamann.

Gewerkschaft und Betriebsrat wollen kämpfen

Die IG Metall gibt auch den Standort Köln noch nicht verloren. "Selbstverständlich kämpfen wir mit dem Betriebsrat, der Belegschaft und der IG Metall in Köln um den Erhalt", erklärt Bianka Hamann, die bei der IG Metall Heilbronn-Neckarsulm für Magna in Untergruppenbach zuständig ist. Man müsse aber gar nicht so weit gehen. Im Neckar-Odenwald-Kreis gibt es ebenfalls Abbaupläne. "Auch in Rosenberg kämpfen die Kolleginnen und Kollegen um den Erhalt der Arbeitsplätze und auch hier unterstützen wir solidarisch."

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
Nach oben  Nach oben