Kaco und Illig begründen Austritt aus Arbeitgeberverband Südwestmetall
Die Unternehmen kämpfen mit hohen Kosten für Energie und Rohstoffe. Erste Entlassungen sind geplant. Südwestmetall äußert sich zurückhaltend.

Gleich zwei Unternehmen haben am Mittwoch ihren Abschied vom Arbeitgeberverband Südwestmetall mitgeteilt: Neben dem Heilbronner Maschinenbauer Illig löst sich damit auch der Kirchardter Dichtungshersteller Kaco aus der Tarifbindung. Beide Unternehmen geben an, durch die hohen Energie- und Rohstoffpreise dazu gezwungen zu sein.
Illig kündigte bei einer Info-Veranstaltung außerdem an, bis zu 45 Mitarbeiter zu entlassen. Die Stromkosten steigen in den kommenden Monaten auf das Vier- bis Zehnfache, erklärt Geschäftsführer Carsten Strenger (53). In Summe seien das Mehrkosten zwischen ein und zwei Millionen Euro. Beschlossen ist, dass die Lackiererei geschlossen wird.
Den Austritt aus dem Arbeitgeberverband begründet Strenger mit der Forderung der IG Metall von acht Prozent mehr Lohn. Ein Gesprächstermin mit der Gewerkschaft sei nicht zustande gekommen. Ab morgen hätte das Unternehmen nicht mehr aus der Tarifbindung aussteigen können. Der Verbandsaustritt stößt beim Illig-Betriebsrat auf Kritik. "Das ist für uns nicht nachvollziehbar. Der erste Termin für Verhandlungen zu einem Ergänzungstarifvertrag steht seit längerer Zeit fest", sagt Betriebsratschef Achim Häberle-Kelm (57).
Verlagerung nach Ungarn
"Wir kämpfen mit den Kosten auf allen Seiten", sagt Kaco-Chef Richard Ongherth. 280 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen im Werk Kirchardt. Entlassungen stünden zwar nicht an, allerdings sei die Verlagerung der energieintensiven Vulkanisation nach Ungarn im nächsten Jahr vorgesehen. Mehr als 100 Mitarbeiter sind in diesem Bereich beschäftigt. "Davon sind nicht alle betroffen, wir können derzeit aber keine Zahl nennen, das steht noch nicht fest."
Die Auftragslage sei problematisch, Kunden orderten sehr kurzfristig, und insgesamt weniger. Zwei Monate Kurzarbeit habe man deshalb in diesem Jahr schon in Anspruch genommen. "Als dann die Forderung der IG Metall von acht Prozent auf dem Tisch lag, war klar, dass wir das nicht leisten können", erklärt Onghert.
Wie auch Illig entschied sich Kaco also, vor Oktober Südwestmetall zu verlassen. Das sei aber nicht abgesprochen gewesen. Beide wechseln in den Unternehmensverband Südwest (USW), der nicht tarifgebunden ist. Bis Ende September läuft der aktuelle Entgelt-Tarifvertrag, ein neuer kommt nicht mehr zur Anwendung. Ob es künftig Haustarifverträge in den zwei Unternehmen geben wird, zeigt sich in nächster Zeit. "Wir gehen davon aus, dass die IG Metall auf uns zukommt", meint der Kaco-Chef.
Ernstzunehmender Vorgang
Dass zwei Unternehmen gleichzeitig den Arbeitgeberverband verlassen, ist für Südwestmetall-Geschäftsführer Jörg Ernstberger ein ernstzunehmender Vorgang. Er ist überzeugt: "Eine konzertierte Aktion ist es nicht. Es sind jeweils sehr individuelle Gründe." Ernstberger betont aber auch, dass er sich "für Tarifautonomie und eine möglichst hohe Tarifbindung" einsetze.
Angesichts der schwersten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg, die jetzt bevorstehe, werde auch von den Tarifpartnern Zurückhaltung erwartet. "Wir haben zwar die Flexibilität über Ergänzungstarifverträge, aber das muss die Ausnahme bleiben, das darf nicht die Regel werden", so Ernstberger. Er hoffe, dass nicht noch weitere Unternehmen dem Beispiel von Kaco und Illig folgen. Illig-Chef Strenger geht davon aus, dass 60 Prozent der tarifgebundenen Unternehmen in der Region einen Ergänzungstarifvertrag haben.
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