Zukunft Hafen: Schiffe könnten Wasserstoff transportieren
Der Heilbronner Hafen gehört zu den größten Binnenhäfen Deutschlands. Gleichzeitig steht er vor einem großen Strukturwandel. Bisher ist nämlich Steinkohle eines der wichtigsten Umschlaggüter. Mit dem Kohleausstieg fällt also eine wichtige Einnahmequelle weg.

Das Kompetenzzentrum Logwert an der Hochschule Heilbronn (HHN) und das auf dem Bildungscampus angesiedelte Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) haben für diesen Strukturwandel eine Reihe von Handlungsempfehlungen erarbeitet. Als eine Chance für neue Entwicklungen wird das Element Wasserstoff gesehen.
Einjährige Studie beendet
In einer einjährigen Studie "H2-Hafen Heilbronn", die kurz vor dem Abschluss steht, wurden mit Akteuren vor Ort Potenziale und Hindernisse herausgearbeitet sowie Umsetzungspfade hin zu einer Wasserstoffwirtschaft entwickelt.
Über 580 Unternehmen befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Heilbronner Hafen oder sind überregional mit ihm vernetzt. Rund 20 geeignete Akteure wurden auf Angebot-, Transport- und Nachfrageseite in einem nächsten Schritt identifiziert, um sie in Fachgesprächen und Workshops in den gesamten Prozess mit einzubinden.
Netzwerke schaffen
Um welche Akteure es sich genau handelt, könne noch nicht gesagt werden. Dennoch, so viel dürfen Professor Jens Hujer vom Kompetenzzentrum Logwert und Felix Zimmermann vom IAO verraten, "war eine große Bereitschaft bei den Akteuren zu spüren. Das Thema bewegt alle sehr. Es besteht starkes Interesse." Als eine der größten Herausforderungen bei der Einführung eines neuen Energieträgers sehen die beiden Projektleiter Angebot und Nachfrage, die sich synchron entwickeln müssen, um beide Seiten zu Investitionen animieren zu können. Daher sei es wichtig, die Akteure zusammenzubringen und Netzwerke zu bilden.
Kapazität des Neckars entscheidend
Als Restriktion wird unter anderem der Preis auf Verbraucherseite und die Wasserstraße gesehen. Sie habe zwar gute Kapazitäten. "An der Infrastruktur muss einiges passieren", resümiert Jens Hujer. Die Diskussion, ob die Neckarschleusen für 135-Meter-Schiffe ausgebaut werden, sorgt derzeit für Verunsicherung. Außerdem brauche es Schiffe, die speziell für den Transport von Wasserstoff ausgelegt seien. Je nach Aggregatzustand werde Wasserstoff nämlich auch als Gefahrgut definiert.
Ein großer Vorteil des Heilbronner Hafens liegt in der sogenannten trimodalen Anbindung, Güterumschlag ist hier über drei Wege möglich: über Wasser, Straße und Schiene. "Der Hafen hat dadurch tolle Möglichkeiten. Allein auf der Straße wäre man limitierter", freut sich Hujer. Auch positiv hervorzuheben sei die unmittelbare Nähe zum Industriegebiet.
Forscher wollen Leitfaden vorstellen
Demnächst sollen alle Ergebnisse in einem Art Leitfaden gebündelt werden, sodass sie für die Entwicklung von Wasserstoff-Ökosystemen auf andere Hafenstandorte in Baden-Württemberg übertragen werden können. "Wir werden die Erkenntnisse auf ein allgemeines Level heben und sie für jedermann transparent machen", gibt Jens Hujer einen Ausblick. So sollen Chancen und Herausforderungen für die Entwicklung eines Hafenareals hinsichtlich der Anlandung, Distribution, Speicherung und Verwertung von Wasserstoff aufgezeigt werden.
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