Zabergäubahn: Wichtiger Baustein der Finanzierung steht
Wegen Sparzwängen kommen Neubauprojekte der Bahn auf den Prüfstand. Zuletzt gab es Sorge, für die Digitalisierung der Signaltechnik rund um Stuttgart könnte das Geld fehlen – es wäre wohl das Aus für die Reaktivierung der Zabergäubahn. Jetzt kommt in diesem Punkt Entwarnung.

Der Bund will den Schienenknotenpunkt Stuttgart wie geplant digitalisieren. "Ich kann beim Digitalen Knoten Stuttgart verbindlich erklären, dass die Umsetzung nicht an der Finanzierung scheitert", sagte der Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Michael Theurer (FDP), den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft.
Damit Züge enger getaktet werden können, wird rund um die Landeshauptstadt die Signaltechnik nach dem Standard ETCS digitalisiert. Der Digitale Knoten Stuttgart (DKS) ist ein in diesem Umfang einmaliges Projekt, das in drei Stufen unterteilt ist. Die ersten beiden sind im Bau, um die Finanzierung von Stufe drei wurde hart gerungen. Zuletzt gab es die Sorge, hier könnte der Rotstift angesetzt werden. Dem tritt der Bahnbeauftragte Theurer mit seiner jüngsten Äußerung entgegen und sorgt damit auch für Aufatmen in der Region.
Bei Stufe drei der Stuttgarter Digitalisierungsoffensive geht es um Signaltechnik in der Peripherie des S-Bahn-Netzes und ganz konkret um das Stellwerk in Lauffen, ein zentraler Faktor bei der Finanzierung des Zabergäuprojekts. Das Stellwerk aus dem Jahr 1959 hat Museumswert. Ersatzteile oder kundige Fachleute gibt es nicht, die Bahn hat deswegen ein Umbauverbot erlassen.
Stellwerk zentral für Zabergäubahn
Um Züge einer künftigen Zabergäubahn zu lenken, muss die Anlage neu gebaut werden. Das kostet bis zu 30 Millionen Euro. Würden sie der geplanten Reaktiverung zwischen Lauffen und Zaberfeld zugeschlagen, wäre die Wirtschaftlichkeit des Projekts dahin. Die Rettung heißt DKS. Das bestätigte kürzlich Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) auf eine Anfrage seines Parteifreunds Erwin Köhler, Landtagsabgeordneter aus Lauffen.
Der Stellwerkneubau werde über den Digitalen Knoten finanziert, heißt es in dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt. Von einem "Meilenstein" sprach Köhler in einer Pressemitteilung. Das war allerdings, bevor die Debatte um mögliche Sparzwänge losging, die Theurer nun zu beenden sucht. Eine Anfrage unserer Zeitung bei der Deutschen Bahn zur DKS-Finanzierung bleib unbeantwortet. Hintergrund der Spardiskussionen: Nach dem Gerichtsurteil, zum Ampel-Haushalt fehlen Milliarden im Etat, auch Investitionen in die Schieneninfrastruktur stehen wieder infrage.
Unsicherheit über Finanzierung von Bahnprojekten
Bei den Bauprojekten hat der Konzern damit begonnen, die zeitliche Abfolge der Vorhaben zu überprüfen. Eine vor einer Woche bekannt gewordene Liste der Bahn-Infrastrukturgesellschaft InfraGo zeigt, dass die Sanierung des Netzes dem Ausbau vorgezogen wird. "Es handelt sich bei der Liste um einen im Dezember vergangenen Jahres erstellten Zwischenstand zum Abschluss von Finanzierungsvereinbarungen zwischen Bund und DB", sagte Theurer. "Streichungen einzelner Projekte lassen sich daraus nicht ableiten."
Die Pläne, die stillgelegte Bahnstrecke zwischen Lauffen und Zaberfeld wieder in Betrieb zu nehmen, wurden zuletzt vorangetrieben. Machbarkeitsstudien ergaben, dass dies wirtschaftlich machbar wäre. Zuletzt haben alle Kommunen entlang der Strecke grundsätzlich zugestimmt.
Jetzt ist es an der Deutschen Bahn als Eigentümerin der Trasse, die Pläne zu konkretisieren. Hierzu stehen in den kommenden Monaten Vereinbarungen mit dem Landkreis an. Auch wenn die Zabergäubahn von den Reaktivierungsvorhaben in der Region mit am weitesten gediehen ist - bis zu einer Umsetzung wird es noch lange dauern. Fachleute rechnen damit, dass allein die Planung mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird. Wenn die Kosten feststehen, müssen sich die Gemeinderäte noch einmal mit dem Thema befassen. Eine Inbetriebnahme in diesem Jahrzehnt ist unrealistisch.