Windkraft und Photovoltaik: Region hat reichlich Potenzial
Wo sind in der Region geeignete Flächen für Windräder und Photovoltaikanlagen? Um das auszuloten hat der Regionalverband Heilbronn-Franken jetzt unter anderem eine Suchraumkarte erstellt.
In der Region Heilbronn-Franken müssen 1,8 Prozent der Fläche als Vorranggebiete für Windenergie und mindestens 0,2 Prozent für Freiflächenphotovoltaik ausgewiesen werden. So sieht es die Gesetzeslage, unter anderem das Klimaschutz- und Klimwandelanpassungsgesetz vor. Mit der Frage, wo Erneuerbare Energien in der Region überhaupt möglich und sinnvoll sind, hat sich der Regionalverband Heilbronn-Franken in seiner jüngsten Versammlung beschäftigt.
Bei einer Gesamtfläche von 4765 Quadratkilometern müssten nach den Vorgaben für Wind- und Sonnenenergie also insgesamt 95,3 Quadratkilometer vorgehalten werden. Und: Dieses Flächenziel muss bis 30. September 2025 erreicht sein, ansonsten ist die Windenergie grundsätzlich privilegiert. Heißt: Sie ist dann prinzipiell überall erlaubt und kann nicht mehr durch Ziele der Raumordnung verhindert werden.
Kriterienkatalog schränkt Flächenpotenziale ein
Deshalb soll eine so genannte "Regionale Planungsoffensive" die Voraussetzungen für das Erreichen der Ziele auf regionalplanerischer Ebene schaffen. Die Verbandsverwaltung hat daher in den vergangenen Monaten ein Vorgehen zur Ausweisung der Vorranggebiete für Windenergie erarbeitet und auf Basis festgelegter Kriterien einen ersten Suchraum für die Region ermittelt. Die Planung soll die Voraussetzungen dafür schaffen, dass möglichst kurzfristig und nahe an den Verbrauchsschwerpunkten grüner Strom erzeugt wird, insbesondere für den Stadt- und Landkreis Heilbronn, wie Verbandsdirektor Klaus Mandel erläuterte.
Gemäß dem Motto "Was man hat, wirft man nicht weg", umfasse die so erstellte Suchraumkarte bereits die rechtsverbindlichen Windenergieflächen, so Mandel. "Planerisches Ziel ist der möglichst große Abstand zu bebauten Siedlungsflächen", unterstrich der Verbandsdirektor.
Erste Ergebnisse deutlich über dem Ziel
Dazu erfasse die Karte Gebiete mit hochrangigen Konfliktkriterien, wie Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Bereiche und Hubschraubertieffluggebiete. Nach Abzug sämtlicher Konfliktkriterien komme man so am Ende auf einen Flächenanteil von 5,5 Prozent für Windenergie, so Mandel - deutlich über dem Zielwert.
In einem nächsten Schritt werden nun Kommunen, Behörden und Öffentlichkeit über den Planungsprozess und den Suchraum informiert und können dazu Hinweise und Anregungen einbringen. Abschließend wird zu jedem vorgesehenen Vorranggebiet für Windkraft ein Standortdatenblatt erstellt, das die Umweltbelange der jeweiligen Fläche zusammenfasst.
Optimismus in Sachen Photovoltaik
Deutlich entspannter kann regionalplanerisch das Thema Solarenergie angegangen werden, wie Sascha Weisser, leitender Planer beim Regionalverband, darstellte. Nicht nur, dass hier ein deutlich geringeres Flächenziel erreicht werden muss, "es hat auch keine rechtlichen Folgen, wenn wir dieses Ziel nicht schaffen", sagte Weisser. Davon gehe er aber auch nicht aus, schließlich habe sich allein aus der Bestandsabfrage bei den Kommunen ergeben, dass rund die Hälfte der Zielvorgabe bereits erreicht ist. "Wir haben eine Vielzahl von Projekten, die wir kennen", so der Planer. Dadurch wisse man, was in der Region schon vorgesehen ist.
Angesichts dieser Tatsache will man die Vorrangflächen für Photovoltaik auch nicht wie bei der Windenergie ausweisen, sondern "nachfrageorientiert" vorgehen, so Weisser. Das befürwortete auch ein Großteil der Verbandsmitglieder. Hanspeter Friede (SPD) sprach sich wie auch Georg Heitlinger (FDP) dafür aus, dass hochwertige Böden nicht der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen werden. Martin Schäfer von der Fraktion B90/Grüne/ÖDP/Die Linke forderte, "den Druck von den Flächen wieder herunterzunehmen". Planerisch sollten Photovoltaikanlagen auf versiegelten Flächen favorisiert werden.
Vorerst keine Ausnahmeregelung für Rebflächen
Der Regionalverband verzichtet zunächst auch darauf, Ausnahmeregelungen für Freiflächen-Photovoltaik (FFPV) auf Rebflächen im Regionalen Grünzug zu entwickeln. Da für diese Flächen die Ausnahmevoraussetzungen mangels Infrastrukturanbindung meist nicht greifen, seien diese Flächen bisher für den FFPV-Ausbau weitgehend unzugänglich. Der Württembergische Weinbauverband möchte zunächst durch Modellprojekte zur Nachnutzung unrentabler Reblagen in der Region Erfahrungen sammeln.