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Stimme-Wahlforum in Neckarsulm: Jetzt mit Video

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Die drei Kandidaten sprechen in der Ballei über Mobilitätskonzepte und den Wunsch, OB zu werden.

Von unserer Redakteurin Vanessa Müller

Die Neckarsulmer sehen der Oberbürgermeisterwahl am Sonntag mit Spannung entgegen. Das bestätigte sich am Dienstagabend beim Wahlforum der Heilbronner Stimme.

Gut 1000 Besucher wollten in der Ballei miterleben, wie sich der bisherige Amtsinhaber Joachim Scholz und seine Herausforderer Steffen Hertwig sowie Ulrich Bertok im direkten Duell schlagen - trotz lauem Spätsommerwetter. Dass sie es mit drei recht unterschiedlichen Kandidaten zu tun haben, wurde den Besuchern schnell deutlich. Zunächst wollten die Redakteure Julia Neuert und Christian Gleichauf allerdings mehr über die Persönlichkeit der Bewerber erfahren.

Verkehrskollaps

Die Redakteure Julia Neuert und Christian Gleichauf (jeweils außen) diskutieren mit Joachim Scholz sowie Steffen Hertwig und Ulrich Bertok (Mitte v.l.). Foto: Mario Berger
Die Redakteure Julia Neuert und Christian Gleichauf (jeweils außen) diskutieren mit Joachim Scholz sowie Steffen Hertwig und Ulrich Bertok (Mitte v.l.). Foto: Mario Berger

Warum sie für das Amt kandidieren, konnten alle drei kurz und knackig beantworten. Amtsinhaber Scholz sprach vom "besten Beruf auf der Welt, den ich behalten möchte." Als Oberbürgermeister wolle er nicht nur seine wirtschaftliche, sondern auch seine Lebenserfahrung für die Stadt in die Waagschale werfen, erklärte Jurist Hertwig.

Und Kfz-Meister Bertok verglich seine Kandidatur mit seinem ersten Bungee-Sprung: "Da bin ich hochgefahren und habe das einfach gemacht." Er prognostizierte schon jetzt, dass keiner der Kandidaten am Wahltag eine Mehrheit erreichen werde. "Wegen Ihrem guten Abschneiden?", hakte Redakteur Gleichauf nach. "Das wird es mit beeinflussen", orakelte der Neckarsulmer, bevor es mit den Sachthemen weiterging.

Straßen, Schienen, Räder: Neckarsulm sieht sich täglich mit einem Verkehrskollaps konfrontiert. 26.000 Einwohner hat die Stadt - und 36.000 Arbeitnehmer. "Wie sollen die vielen Pendler in acht Jahren zur Arbeit kommen?", wollten die Redakteure wissen. Auch die schon vor Jahren versprochene B 27-Abfahrt ist nach wie vor Thema, allerdings teurer und größer als damals.

Hertwig, der von den Grünen unterstützt wird und zunächst für den Bau war, betonte, seine Meinung zur Abfahrt im Wahlkampf nicht grundlegend geändert zu haben. "Aber nachdem ich mich intensiver mit dem Thema beschäftigt habe, glaube ich, dass sie nicht die einzige Lösung ist." In Absprache mit den Nachbarkommunen müsse eine Verkehrsanalyse mit den neusten Zahlen in Auftrag gegeben werden. Der Jurist sprach sich für ein neues Mobilitätskonzept aus, etwa mit besserer Taktung des öffentlichen Nahverkehrs und eigenen Busspuren.

Eine negative Stimmung in der Stadt? Die habe er in den vergangenen Monaten nicht gespürt, betonte Amtsinhaber Scholz. Auch bei der bisher nicht realisierten B-27-Abfahrt erkennt er keine Fehler, die Neckarsulm gemacht haben könnte. "Wir hatten die Zusage vom Land, nicht vom Bund. Und dann hat sich die Rechtslage geändert." Er habe keinen Zweifel, dass die Abfahrt dringend gebraucht werde. "Trendpark Nord und Süd: Unsere Gewerbegebiete funktionieren. Aber wenn der Verkehr nicht abfließt, erstickt die Innenstadt." Auch der ÖPNV laufe gut, nur in Spitzenzeiten werde es eng. Gerade erst habe er mit Firmen und den Bürgermeistern der Nachbarkommunen über das weitere Vorgehen beraten. "Zu spät?", hakte Gleichauf nach. Scholz: "Nein, die Firmen wollen jetzt bauen. Die Dinge mussten reif werden."

Radwege

Auch Bertok betonte, dass er neue Vorschläge für ein Verkehrskonzept habe. "Voraussetzung ist aber, dass die B 27 größer ausgebaut wird." Zudem will er das Radwegenetz verbessern, nicht nur innerstädtisch, auch in Richtung der Nachbarkommunen. Und sich für einen Parkplatz zur Bildung von Fahrgemeinschaften einsetzen. "Aus meiner Erfahrung bei Audi weiß ich, dass viele aufgelöst wurden."

 

Biografien

Joachim Scholz (54) ist seit 2008 Oberbürgermeister von Neckarsulm. Er war von 1993 bis 1996 Hauptamtsleiter in Bad Wimpfen, bevor er 1996 als Bürgermeister in Steinheim an der Murr die Amtsgeschäfte führte. Nach zwölfeinhalb Jahren wechselte er an die Neckarsulmer Rathausspitze. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Steffen Hertwig (47) leitet seit 2007 die Rechtsabteilung der Würth Elektronikgruppe in Niedernhall. Zuvor war er dort als Rechtsanwalt tätig. Er lebt mit Partnerin Manuela Stolz in Igersheim und ist SPD-Mitglied. Hertwig ist Vorsitzender des Fördervereins der Bad Mergentheimer Tafel und seit 2014 Mitglied des Gemeinderats in Igersheim.

Ulrich Bertok (49) arbeitet als Auditor bei Audi in Neckarsulm und ist seit 20 Jahren dort beschäftigt. Der Kfz-Meister ist in Neckarsulm geboren und aufgewachsen. Der Vater eines Sohnes (13) wohnte 15 Jahre in Heilbronn und ist mit seiner Lebensgefährtin Manuela Allgaier vor einem Jahr wieder in die Stadt gezogen.
 

 


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Auf Transparenz setzen alle Kandidaten, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß: Steffen Hertwig (links), Joachim Scholz und Ulrich Bertok (rechts). Julia Neuert und Christian Gleichauf haken nach. Fotos: Mario Berger
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