Radler richtig überholen: Projekt liefert Daten
Wenn Autofahrer Radler mit zu wenig Abstand überholen, kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen. Die Stadt Heilbronn beteiligt sich an einem Forschungsprojekt und stattet Radfahrer mit Sensoren aus. Interessenten können sich jetzt bewerben.

Fast 11.000 Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern gab es 2021 in Baden-Württemberg. Auch wenn die Zahlen sinken: Die Sicherheit von Radfahrern steht im Fokus der Straßenverkehrsordnung, die 2020 einige Änderungen erfahren hat. Seither gilt: Wer mit dem Auto einen Radler überholt, muss innerorts mindestens 1,5 Meter Abstand halten. Sitzt ein Kind im Sattel oder hat das Rad einen Anhänger, sind es auch im Ort zwei Meter, die außerorts grundsätzlich einzuhalten sind. Vorher war lediglich ein "angemessener Sicherheitsabstand" vorgeschrieben.
Neue Regeln seit 2020
Meist bedeutet das: Radler überholen "geht nur, wenn kein Gegenverkehr kommt", sagt Stefan Muth, Radverkehrsbeauftragter der Stadt Heilbronn. Wo es zwischen Autofahrern und Radlern besonders haarig wird, sollen Sensordaten zeigen. "Es geht dabei nicht um Sanktionen von Verkehrsverstößen", stellt Muth klar. Vielmehr will die Stadt Mängel in der Infrastruktur identifizieren und sehen, wo mit Schutzstreifen oder Schildern nachgesteuert werden kann. Die Stadt hatte sich erfolgreich bei dem Forschungsprojekt beworben, das die Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg gemeinsam mit der Hochschule Karlsruhe durchführt.
Dazu startet die Stadt zunächst einen Aufruf, um Radfahrer zum Mitmachen zu bewegen. "Sie sollen mindestens 15 bis 20 Kilometer in der Woche auf dem Rad unterwegs sein", erklärt Stefan Muth. Wer mitmacht, wird mit einem Sensor ausgestattet. Interessenten können sich unter radverkehr@heilbronn.de melden. Das Gerät wird ans Rad geklemmt und sammelt über einen Zeitraum von vier Wochen über GPS-Daten den genauen Standort und Daten zu den Überholvorgängen.
Forschungsprojekt startet demnächst
In diesem Frühjahr oder Sommer, der genaue Startpunkt ist noch nicht klar, treten die Datensammler zum ersten Mal in die Pedale, dann erneut im Frühjahr 2023. Zwischendurch haben die Modellkommunen, zu denen neben Heilbronn etwa Stuttgart oder Backnang gehören, die Möglichkeit zu reagieren.
Sie können etwa Piktogramme mit Warnhinweisen auf der Straße aufbringen oder Verbote, Radler zu überholen, erlassen. Dafür gibt es auch ein neues Verkehrszeichen. Was die Maßnahmen bewirken, zeigt sich dann bei der Kontrollmessung.
Auch der Radfahrclub ADFC verleiht Abstandsensoren und hat eine beachtliche Datensammlung zusammengetragen. "Man sieht sofort, wo Handlungsbedarf besteht", sagt ADFC-Verkehrsreferent Benedikt Glitz. Für Heilbronn gibt es bislang keine Daten, das wird sich bald ändern.