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Sprachförderung: In den Vorbereitungsklassen bekommen die Kinder eine Basis

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Junge Flüchtlinge, die die Schule besuchen, kommen in den normalen Klassen nicht immer mit. Sie erhalten stattdessen spezielle Förderung in den Vorbereitungsklassen.

Verben konjugieren, Pronomen, Grammatik: Carina Weber unterrichtet die Vorbereitungsklasse eins an der Dammrealschule. Hier lernen zwölf- bis vierzehnjährige Schüler aller Nationalitäten von Grund auf die deutsche Sprache. 
Foto: Mario Berger
Verben konjugieren, Pronomen, Grammatik: Carina Weber unterrichtet die Vorbereitungsklasse eins an der Dammrealschule. Hier lernen zwölf- bis vierzehnjährige Schüler aller Nationalitäten von Grund auf die deutsche Sprache. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Noch heute hat Victoria Lardani Gänsehaut, wenn sie sich an die Schülerin erinnert. An ihren holprigen Start in Deutschland, die schwierigen Familienverhältnisse, und wie schwer sich das Mädchen in den Vorbereitungsklassen der Heilbronner Dammrealschule getan hat. Am Ende begleitete Lardani sie bis zu ihrem Abschluss. Die Schülerin ging dann auf ein Gymnasium.

An der Dammrealschule beginnt die Sprachförderung schon Ende der 80er-Jahre

Es zeigt, was möglich ist in Vorbereitungsklassen wie jenen der Dammrealschule. Eine erste Sprachförderklasse gibt es dort seit 1989/90, mit der großen Flüchtlingswelle wurden ab 2014/15 drei Vorbereitungsklassen eingerichtet.


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Dort lernen Schülerinnen und Schüler aller Nationalitäten, die neu nach Deutschland gezogen sind und die Sprache nicht sprechen, Deutsch, Englisch und Mathe. An der Heilbronner Realschule sind es Schüler, die unter anderem aus der Ukraine, Albanien, Vietnam, der Türkei, Mazedonien oder dem Kosovo kommen.

Manche von ihnen müssen das westliche Alphabet von Grund auf lernen. Immer öfter sprechen die Kinder nicht einmal Englisch. Je nach Alter werden ihnen in den beiden Vorbereitungsklassen für die Zehn- bis Zwölfjährigen und die Zwölf- bis 14-Jährigen Grundthemen der deutschen Sprache vermittelt: Verben konjugieren, Pronomen, Grammatik. „Wir wollen eine Basis legen, damit die Schüler gut mitkommen“, sagt Lehrerin Carina Weber.

Bis zu eineinhalb Jahre bleiben die Kinder und Jugendlichen in den Vorbereitungsklassen

In der Vorbereitungsklasse zwei geht es vor allem ums Textverstehen. Auf bis zu acht verschiedenen Lernniveaus gleichzeitig werde in den Vorbereitungsklassen unterrichtet, sagt Realschulrektor Slawomir Siewior. Zwischen einem halben Jahr und eineinhalb Jahren bleiben die Schüler im Schnitt in den Vorbereitungsklassen.

„Sie lernen schnell, obwohl manche erst seit einer Woche da sind. Manchmal dauert es seine Zeit, bis Arbeitsaufträge verstanden werden. Das ist eine große Herausforderung“, sagt Mirna Kurevija, die die erste Vorbereitungsklasse der Zehn- bis Zwölfjährigen unterrichtet. In solchen Fällen hilft es, sich mit Händen und Füßen zu verständigen, mit Bildern, oder die Schüler erklären sich die Begriffe untereinander. Am Ende steht das Ziel, dass sie gut Deutsch sprechen.

Flüchtlingen werden auch über die Schulen zu einem Teil der Heilbronner Gesellschaft

„Es ist viel Arbeit, aber die Mühe lohnt sich. Die Schüler werden auf dem zu ihnen passenden Bildungsniveau unterrichtet“, meint Slawomir Siewior. „Für uns ist wichtig, dass sie sich wohlfühlen. Mit dem gemeinsamen Start finden sie Freunde, sie fügen sich in die Schulgemeinschaft ein und werden ein Teil der Heilbronner Gesellschaft.“

Als eine von vier Heilbronner Schulen ist die Dammrealschule außerdem Pilotschule beim Projekt „Sprachsensible Schulentwicklung“. Neben dem Vermitteln von Fachwissen leisten die Lehrerinnen auch Integrationsarbeit. „Das macht es interessant“, sagt Victoria Lardani, Klassenlehrerin der Vorbereitungsklasse zwei für die Fortgeschrittenen. An der Heilbronner Realschule lege man viel Wert auf eine frühzeitige, teilweise Integration in die Regelklassen, erklärt sie.

Wenn ein Schüler beispielsweise die Grundkenntnisse in anderen Fächern beherrscht, kann er die entsprechende Regelklassen besuchen. Für die individuellen Stundenpläne gleicht Lardani die Zeiten der Regel- und Vorbereitungsklassen ab. „Organisatorisch ist das nicht immer einfach“, sagt sie. Öfter im Jahr werden die Stundenpläne aktualisiert, je nach Lernfortschritt. „Ältere Schüler sollten auf jeden Fall recht schnell in den Hauptfächern in die Regelklassen gehen.“ Die Abschlussprüfungen werden sie schließlich einmal regulär mitschreiben müssen. „Daran führt kein Weg vorbei.“

Nur die Grammatik bereitet noch Kopfzerbrechen

Die 13-jährige Jana aus Serbien und die zwölfjährige Sonia aus Italien kommen gerade aus dem Deutschunterricht der 7a in die fortgeschrittene Vorbereitungsklasse und müssen sich im digitalen Aufgabenmodul am Tablet erst einmal einfinden. Heute geht es um Verben, die Gefühle ausdrücken. Dem Gespräch auf Deutsch können die Schülerinnen mühelos folgen. Schwierigkeiten bereite ihnen noch die Grammatik.

„Von uns bekommen die Schüler Methoden beigebracht, um fächerübergreifend Texte zu verstehen und selbst wiederzugeben“, sagt Victoria Lardani. Hilfsmittel wie Wörterbücher liegen stets bereit. Die Gruppen werden außerdem von Lern- und Sprachassistentinnen in ihrer Muttersprache im Unterricht unterstützt. Die Idee stammt aus Schweden und startete vor zwei Jahren als Pilotprojekt an der Dammrealschule. Seitdem hat es sich bewährt. „Anfangs waren die Schüler schüchtern, mittlerweile haben sich freundschaftliche Verhältnis entwickelt“, sagt Victoria Lardani. Über das Förderprogramm Schulen mit Rückenwind soll das Projekt weiter bezuschusst werden.

Für Flüchtlinge gibt es Einstufungstests

An dem Einstufungstest für die Vorbereitungsklassen der Dammrealschule nehmen Schüler aus der Stadt und dem Landkreis Heilbronn teil. Er dauert in der Regel 45 Minuten und findet einmal im Monat statt. Dabei werden Englisch- und Mathekenntnisse abgefragt und kognitive Fähigkeiten getestet. Interesse an dem System habe die Stadt München schon bekundet, sagt Rektor Slawomir Siewior.

Vergangenes Jahr nahmen 106 Schüler teil, dieses Jahr sind es 290. Die Korrektur übernehmen zwei Lehrkräfte der Dammrealschule und der Rosenau-Werkrealschule. Am Ende steht eine Bildungsempfehlung für die Werkrealschule, die Realschule, Gymnasium oder Gemeinschaftsschule für den jeweiligen Wohnort der Schüler.

 

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