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Nationaler Bildungstest: Für Baden-Württemberg sieht es nicht gut aus

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Bildungsforscher haben in Berlin Ergebnisse zum Bildungstrend vorgestellt. Die Ergebnisse für das Land Baden-Württemberg sind nicht gerade erfreulich. Auch Kultusministerin Theresa Schopper ist „nicht zufrieden“.

Die Kultusministerinnen und -minister der Länder sicherten zu, dass es trotz aller Krisen keine Schulschließungen mehr geben soll.
Die Kultusministerinnen und -minister der Länder sicherten zu, dass es trotz aller Krisen keine Schulschließungen mehr geben soll.  Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Mehr Viertklässler im Land verfehlen die Mindeststandards im Lesen als noch vor fünf Jahren, mehr Kinder verfehlen die Mindeststandards im Zuhören. In Mathe verpassen bei der jüngsten Analyse fast 20 Prozent der Mädchen und Jungen den unteren Mindeststandard.

„Beim neuesten nationalen Leistungsvergleichstest IQB spiegeln die Ergebnisse für Baden-Württemberg den desolaten Zustand der Bildungspolitik im Südwesten wider“, heißt es vom Verein für Gemeinschaftsschulen, den der Hohenloher Matthias Wagner-Uhl leitet. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) betont: „Die Ergebnisse stellen uns nicht zufrieden.“

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„Das sieht nicht gut aus“, sagt Harald Schröder von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Seit Jahren habe sich die Entwicklung abgezeichnet, überraschend kommen für den GEW-Kreissprecher im Kreis Heilbronn die Zahlen daher nicht. Es sei aber überhaupt nicht tröstend, dass andere Bundesländer schlechter abschnitten als Baden-Württemberg.


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Bei der Präsentation der Ergebnisse hatten die Verantwortlichen davor gewarnt, die einzelnen Länder miteinander zu vergleichen. Wichtig sei, sagte Petra Stanat, wie sich die einzelnen Länder entwickeln. Man wolle ja, dass es überall nach oben geht, so die Direktorin des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Humboldt-Universität zu Berlin.

GEW-Kreissprecher: Was sollen Schulen überhaupt noch leisten?

Die Bildungsforscher haben auch angeschaut, wie sich der Anteil der Viertklässler mit Migrationshintergrund entwickelt hat. In Baden-Württemberg sei der Anteil in den vergangenen zehn Jahren um 20 Prozent gestiegen. Für Harald Schröder spielt deshalb beim Ergebnis auch eine Rolle, dass in den Grundschulen zunehmend Kinder säßen, die nicht mehr gut Deutsch könnten. „Baden-Württemberg hat einen großen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund.“

Die IQB-Bildungsforscher haben ebenfalls geschaut, wie wichtig es für Kinder sei, dass Bücher bei den Familien seien. Von „kulturellem Kapital“ spricht Petra Stanat. Das sieht Harald Schröder genauso: Grundschulen stellten fest, dass weniger Kinder mit Büchern aufwachsen. Harald Schröder fordert einen gesellschaftlichen Konsens darüber zu finden, was Schulen angesichts dieser Ergebnisse tatsächlich leisten müssten: Müsse man sich an Müllsammelaktionen der Gemeinde beteiligen, sei der Aufwand gerechtfertigt, was die Zahnprophylaxe angehe? Oder solle man sich auf die Kernkompetenzen konzentrieren?


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VBE-Kreisverband für verpflichtendes Vorschuljahr

Für ein „verpflichtendes Vorschuljahr“ in den Kindergärten spricht sich Matthias Schinko vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) aus. Es sei besser, Defizite möglichst früh anzugehen, als zu warten – dann sei das Kind in den Brunnen gefallen, sagt Matthias Schinko, stellvertretender Vorsitzender des VBE-Kreisverbands Heilbronn. Die Ursachen des schlechten Abschneidens seien fehlende Ressourcen bei Lehrern. Wenn ein Kollege wegen Krankheit ausfalle und ein anderer zwei Klassen übernehme, dann sei es nur noch Betreuung – kein Unterricht mehr. Zudem sei es an der Zeit, die Grundschulen aufzuwerten. Über Jahre sei diese Schulart nur mitgelaufen, bedauert der VBE-Kreisvorsitzende.

„Die Schere wird größer“, sagt Marco Haaf, der in der Region die Schulleiter von Gymnasien als Sprecher vertritt. Bildungsergebnisse der Viertklässler kämen bei den Fünfern an, das zeigen Ergebnisse der Vera-fünf-Studien. Man versuche, individuell zu fördern. „Man muss Prioritäten setzen und überlegen, was wichtig ist.“ Entscheidend sei dafür zu sorgen, dass Bildung nicht vom Elternhaus abhänge.

Viviane Kalisch, Vorsitzende des Gesamtelternbeirats Heilbronn, kennt die IQB-Ergebnisse für Baden-Württemberg nicht. Bundesweit schnitten Schüler schlecht ab. „Jetzt ist es spannend zu sehen, welche Konsequenzen die Politik zieht.“

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