Diskussion um Heilbronner Lerchenbergtunnel: Als Fuß- und Radweg nach wie vor umstritten
Luxusprojekt oder Gewinn für die Bürger? Rund 100 Zuhörer machen sich beim Infoabend des Vereins Erlebnisweg Lerchenbergtunnel ein Bild von der aktuellen Diskussion über einen angedachten Fuß- und Radweg von der Sontheimer Landwehr bis zur Jägerhausstraße.

Wäre er ein Gewinn für Heilbronn? Oder am Ende doch nur ein Millionengrab für die Stadt? Rund 100 Zuhörer sind am Freitagabend zur Informationsveranstaltung des Vereins Erlebnisweg Lerchenbergtunnel ins Heilbronner Südgemeindehaus gekommen, um sich in der aktuellen Diskussion um einen durchgängigen Fuß- und Radweg von der Sontheimer Landwehr bis zur Jägerhausstraße auf den neuesten Stand zu bringen. "Für mich wäre es ein Signal, dass es die Stadt ernst meint mit ihrem Radwegekonzept", sagte Vereinsvorsitzender Martin Bücker.
Deutsche Bahn will mehr als zwei Millionen Euro
Knackpunkt bei dem umstrittenen Projekt ist der Lerchenbergtunnel im Osten der Stadt. Der rund 350 Meter lange Bahntunnel ist Teil der ehemaligen eingleisigen Verbindungsbahn zwischen Abzweig Pfühlpark und dem Südbahnhof zur Bottwartalbahn. Würde die Stadt den Tunnel in einen Fuß- und Radweg integrieren, müsste sie das Bauwerk von der Deutschen Bahn (DB) abkaufen. Verkaufsgesprächen vor rund drei Jahren zufolge, will die DB mehr als zwei Millionen Euro für den Tunnel.
80 Prozent der Kosten könnten gefördert werden
Während im Ratsrund die Meinungen wegen der Kosten geteilt sind, liegen für Martin Bücker die Vorteile einer durchgängigen Fuß- und Radwegverbindung inklusive Lerchenbergtunnel auf der Hand. 80 Prozent der Kosten könnten gefördert werden. Die Restfinanzierung wäre durch den städtischen Haushalt zu stemmen, so Bücker.
Durchgängiger Fuß- und Radweg von Park zu Park
So könne der insgesamt rund 3,3 Kilometer lange Radweg nicht nur eine Verbindung zwischen dem Wertwiesen- und dem Pfühlpark inklusive einer "Zuführung zum geplanten Radschnellweg Heilbronn-Bad Wimpfen" sein, so der Vereinsvorsitzende. Der Fuß- und Radweg sei auch gut für die Umwelt und erhöhe die Verkehrssicherheit, zumal die Strecke für Fußgänger und Radfahrer durchgängig autofrei wäre.
Erleichterung auch für die Menschen im Heilbronner Osten
Für die Menschen im Heilbronner Osten wäre der Lerchenbergtunnel als Fuß- und Radweg laut Bücker eine Erleichterung. Sie könnten sich auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen mit dem Rad einen Höhenunterschied von 40 Metern sparen. Umgekehrt seien Pfühlpark, Reiter-, Hockey- und Tennisverein gut für Radfahrer erreichbar.
Oberbürgermeister will alle Fakten auf dem Tisch
Der Heilbronner Oberbürgermeister Harry Mergel hegt durchaus Sympathie für die Radwegvariante. "Die Realisierung der Radwegstrecke ist aber eine Frage der Verhältnismäßigkeit." Grundsätzlich wäre der Fuß- und Radweg "eine Aufwertung der Radfahrstadt Heilbronn", sagte der Rathauschef am Samstag. "Aber erst müssen alle Fakten auf den Tisch", so Mergel. Die Preisvorstellung der DB von mehr als zwei Millionen Euro ist für das Stadtoberhaupt vollkommen utopisch. "Die Bahn muss froh sein, wenn den Tunnel überhaupt jemand kauft", sagte Mergel.
Frist für einen Förderantrag läuft im September aus
Die Stadt hat bereits die zweite Untersuchung in Auftrag gegeben. Das Ergebnis liegt voraussichtlich im Sommer vor. Sollte der Gemeinderat dem Fuß- und Radwegvorhaben dann zustimmen, könnte die Stadt ihren Förderantrag stellen. Die Frist läuft im September aus.
CDU will Investitions- und Folgekosten im Auge behalten
Im Ratsrund ist das Projekt allerdings umstritten. "Die CDU-Fraktion ist nicht dafür", sagte Dr. Albrecht Merkt am Freitagabend am Rande der Informationsveranstaltung des Vereins. Derzeit seien die Investitionskosten zu hoch. Und die Stadt müsse auch Unterhalt und Verkehrssicherungspflicht als Folgekosten im Auge behalten, so Merkt.
Die Meinungen beim Informationsabend sind geteilt
Auch beim Informationsabend des Vereins im Südgemeindehaus waren die Meinungen der Besucher geteilt. "Wir haben eine Menge Träume", sagte ein Zuhörer, der in dem geplanten Radweg ein Luxusprojekt sieht. Für einen anderen Zuhörer wäre der Weg dagegen "ein Gewinn für die Menschen".


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