Das Paket-Taxi ist auf dem Weg vom Neckarbogen auf die Straße
Paxi, die selbstfahrende Paketbox aus dem Buga-Log-Projekt, sucht nach einem neuen Betätigungsfeld. Wie kann Paxi also noch genutzt werden? Die Heilbronner Hochschule hat durch das Projekt viel über autonome Mobilität gelernt.

Mit der Bundesgartenschau hatte das selbstfahrende Paket-Taxi der Hochschule Heilbronn ein Millionen-Publikum. "Und es war keine Kehrmaschine, wie manche anfangs dachten", erzählt Manuel Geiger von der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft (DVWG). Die gemeinsam mit der Heilbronner Hochschule veranstalteten "Heilbronner Verkehrsgespräche" im neuen Audimax der Hochschule auf dem Bildungscampus dienten in diesem Jahr dazu, Bilanz für das Projekt Buga-Log zu ziehen und einen Ausblick zu wagen.
Ein Besucher ist aufs Dach gesprungen
"Wie gut hat das Projekt funktioniert?", fragte Geiger also. Die Antwort von Nicole Dierolf aus dem Buga-Log-Team: "Für uns gab es unglaublich viele neue Erkenntnisse." Das betraf den rechtlichen Rahmen, die technischen Voraussetzungen und nicht zuletzt den Faktor Mensch. Dazu hatten die Projektverantwortlichen reichlich Anekdoten im Gepäck. "Ein Besucher ist doch tatsächlich aufs Dach gesprungen", erzählt Thomas Schäffer. Das sei ein Einzelfall gewesen, doch solche Probleme hatte vorher keiner auf dem Schirm.
"Immerhin aber konnte man die autonome Mobilität im neuen Stadtteil Neckarbogen von Beginn an mitdenken", befand Tobias Bernecker, der an diesem Tag nicht nur Organisator war, sondern gleichzeitig auch Moderator und als einer der Projektleiter von Buga-Log auch Hauptredner.
Klare Kommunikation nötig
Als die Buga startete, betrat man auch mit Buga-Log Neuland. Man habe zum Beispiel lernen müssen, klar zu kommunizieren, das Projekt richtig zu "verkaufen", erzählt Schäffer. Anfangs habe die Box keinen Hinweis auf ihre Funktion gehabt. Kein Wunder also, dass Besucher das Gefährt für eine Kehrmaschine hielten. Heute steht auf der Box: "Ich liefere Ihre Pakete." Und inzwischen hat sie auch einen Namen: Paxi.
Das Projekt ist mit dem Ende der Buga nicht abgeschlossen. Vielmehr suchen die Verantwortlichen nach neuen Reallaboren, nach neuen Testfeldern, wo das Paxi zum Einsatz kommen kann. "Vier Kommunen haben großes Interesse, Paxi einzusetzen, und eine davon ist Heilbronn", verriet Bernecker.
Viel Zustimmung bei den Umfragen
Wie funktioniert die Technik? Was passiert, wenn das Gefährt nicht rechtzeitig bremsen kann? Wann kann man diese Art der Paketzustellung nutzen? Solche Fragen von Besuchern der Bundesgartenschau zeigten das Interesse an dem Projekt Buga-Log. Insgesamt überwiegt in der Bevölkerung eine positive Grundhaltung. Das wurde in mehreren Umfragen deutlich. So hat das Heilbronner Institut für angewandte Marktforschung der Hochschule Heilbronn (H-Infam) in seinem Heilbronn-Barometer über mehrere Jahre eine Zustimmung zur autonomen Mobilität von über 60 Prozent ausgemacht. Auf der Buga befragte Personen waren sogar zu 80 Prozent positiv gestimmt. Sogar mehr als 90 Prozent fanden es richtig, dass man so eine neue Technik testet - wie etwa im Rahmen von Buga-Log.
In gewachsenen Städten warten neue Herausforderungen
Damit warten neue Herausforderungen. Denn während man im Neckarbogen zum Beispiel mit besonders flachen Bordsteinkanten auf das umgebaute Golf-Cart mit seinen kleinen Rädern Rücksicht nehmen konnte, ist das in einer bestehenden Stadt mit gewachsener Infrastruktur kaum möglich.
Ebenso müssen die Fragen beantwortet werden, wie man künftig der Situation begegnen kann, wenn ein übermütiger Passant dem Paxi aufs Dach steigt. Noch ist der animierte Karl am Steuer nur eine lustige Figur, die sich gegebenenfalls nur tierisch aufregen kann. Auf der Buga konnte aber der ständig präsente Fahrzeugbegleiter eingreifen. Er gilt auch als Fahrer im rechtlichen Sinne. Doch wer greift ein, wenn das Gefährt irgendwann ohne Aufsicht unterwegs sein darf?
Was sich wie rechnet
Logistiker, Techniker und Informatiker haben bei diesem Projekt eng zusammengearbeitet. Aus dem Publikum kam die Frage, wie es um die betriebswirtschaftliche Begleitung stehe. So ein Projekt müsse sich doch auch rechnen. Nicole Dierolf erklärte, Ziel sei gewesen, herauszufinden, wie das Paxi genutzt werden kann: als Quartierskurier, oder auch als Bote, um die gekühlte Milch aus dem Supermarkt zur richtigen Zeit vor der Haustür bereitzustellen.
Bernecker unterstrich: Es sei eben nicht die einfache Gleichung, dass man sich den Fahrer spare und dafür in die Technik investiere. "Es geht um ein vollkommen neues System, wie urbane Logistik funktionieren kann, wie Wege gespart und Zusatznutzen generiert werden kann."

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