Hunderte Teilnehmer an Friedensdemo in Neckarsulm
Viele Menschen beteiligten sich am Samstag an einer Friedensdemo in der Neckarsulmer Innenstadt. Sie protestierten gegen den russischen Angriff auf die Ukraine.
Viele Generationen haben in der Neckarsulmer Innenstadt gegen den russischen Einmarsch in der Ukraine demonstriert. Eltern kamen mit ihren Kindern, die Friedenstauben gebastelt und auf selbst gemalte ukrainische Fahnen geklebt hatten. Zahlreiche Vereine, Organisationen und Rettungskräfte hielten Kerzen, demonstrierten in ihren Uniformen für den Frieden. Die Stadt hatte dazu aufgerufen. Die Polizei schätzte, dass bis zu 450 Teilnehmer auf dem Marktplatz waren.
Feuerwehr zeigt sich mit Einsatzkräften in der Ukraine solidarisch
Die Freiwillige Feuerwehr stand mit Dutzenden Mitgliedern in der ersten Reihe. "Wir wollen ein hohes Maß an Solidarität mit allen Einsatzkräften in der Ukraine zeigen", sagte Reinhold Gall, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Heilbronn. Dass Russen ein Atomkraftwerk beschossen haben, zeige den Feuerwehren ganz besonders, was dieser Krieg bedeute. "Ich bin schon lange nicht mehr entspannt", sagte Reinhold Gall mit Bezug auf die jüngsten Äußerungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Er ist unberechenbar."
Die Kirchengemeinden holen nach 30 Jahren wieder das Regebogen-Band hervor
Mittendrin war der Ortsverein der DLRG mit 20 Mitgliedern. "Das ist für mich eine Herzensangelegenheit", sagte der Vorsitzende Patrick Rendle. Ruhig sei er nicht, wenn er Putin zuhört. Die evangelische und die katholische Kirchengemeinde hatten in den 90er-Jahren beim Irak-Krieg ein mehrere Meter langes Regenbogen-Band gebastelt und zur Friedensdemo getragen.
Drei Jahrzehnte später sei es wieder aus der Schachtel gekommen, erzählt die 71 Jahre alte Erika Polonio, die schon damals mit dabei war. Wieder für den Frieden zu demonstrieren, das sei ihr wichtig. Schon beim Weltgebetstag kurz zuvor hätten die Gläubigen an die Ukrainer gedacht. Sie fühlt sich ohnmächtig angesichts der Entwicklung in der Ukraine. "Woher kommt so etwas?", fragte sie. Putin wisse nicht, was Demokratie sei. Er wolle alles, was so organisiert ist, schlecht machen. "Das finde ich schlimm."
Ein Neckarsulmer setzt auf die Russen, die Putin in die Schranken weisen
Eine große ukrainische Fahne hatte ein Neckarsulmer schon daheim liegen, aus einem anderen Grund, sagt er. Die holte er jetzt hervor und schloss sich mit seiner Familie der Demo an. Es gehe nicht gegen Russland, sondern gegen den Präsidenten. Der Neckarsulmer begrüßte, dass es solche Demonstrationen gibt. Das sei eine Gelegenheit, etwas zu tun. Der Westen allein, sagt er, könne den Krieg nicht beenden. "Ich hoffe, dass die Russen Putin in die Schranken weisen."
Oberbürgermeister Steffen Hertwig hofft, dass Krieg keinen Keil zwischen Neckarsulmer treibt
Oberbürgermeister Steffen Hertwig sprach von einem "brutalen Treiben", das fassungs- und sprachlos mache. Man zeige sich solidarisch mit der Ukraine, aber auch mit jenen Russen, die gegen Putin protestieren. Sie hätten "großen Mut". Zugleich hoffte Steffen Hertwig, dass der Krieg keinen Keil zwischen Neckarsulmer treibe, die ukrainische und russische Wurzeln hätten. In der Stadt dürfe es an keiner Stelle Ausgrenzung geben, sagte er.