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Warum Wüstenrot Flüchtlinge im "Lamm" unterbringt

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In der ehemaligen Metzgerei mit Gasthof im Wüstenroter Teilort Neuhütten soll das Erdgeschoss als Unterkunft umgebaut werden.

Von Gustav Döttling
Im Erdgeschoss des ehemaligen Gasthofs Lamm wird die Gemeinde Wüstenrot zehn Einzelzimmer und Gemeinschaftsräume für Flüchtlinge einbauen.
Foto: Gustav Döttling
Im Erdgeschoss des ehemaligen Gasthofs Lamm wird die Gemeinde Wüstenrot zehn Einzelzimmer und Gemeinschaftsräume für Flüchtlinge einbauen. Foto: Gustav Döttling  Foto: Döttling, Gustav

Die Gemeinde Wüstenrot nutzt seit 2018 das Obergeschoss des ehemaligen Gasthofs Lamm in Neuhütten als Flüchtlingsunterkunft. Nun kann das Erdgeschoss mit Metzgerei für weitere zehn Einzelzimmer zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen umgebaut werden. Der Wüstenroter Gemeinderat billigte am Dienstag bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung die entsprechende Nutzungsänderung für das gemeindeeigene Gebäude.

Kapazität soll geschaffen werden

Die Planungsleistungen vergab das Gremium für ein Honorar von knapp 40 000 Euro an das Mainhardter Architekturbüro Manfred Schoch. Fünf Räte stimmten dagegen. "Wir gehen davon aus, dass wir jährlich vom Landratsamt rund 30 Flüchtlinge zugewiesen bekommen, die wir unterbringen müssen", erläuterte Bürgermeister Timo Wolf. Durch den Umbau könne die Gemeinde die erforderliche Kapazität schaffen. Aktuell habe man 80 Flüchtlinge aus der Ukraine und 56 andere in der Anschlussunterbringung aufgenommen.

 


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"Für den Bau der Einzelzimmer werden zum Teil neue Trennwände eingezogen, neben den Zimmern werden für die Geflüchteten ein Aufenthaltsraum mit Küche, Lagerräume, Etagenduschen und Toiletten eingebaut", erlärte Johannes Geist, technischer Leiter im Bauamt. Im Zuge der Umnutzung sei vorgesehen, das an der südöstlichen Seite angebaute ehemalige Schlachthaus abzubrechen, um einen zweiten Fluchtweg zu schaffen. "Durch die räumlichen Gegebenheiten können entweder nur Frauen oder nur Männer untergebracht werden", ergänzte Geist.

Nutzung für zehn Jahre festgeschrieben

Die Umbaukosten beziffere der Architekt auf rund 380.000 Euro. Die Gemeinde erhalte eine Förderung von 900 Euro je Quadratmeter. "Dies entspricht einer Förderquote von etwa 50 Prozent", so Geist. "Müssen wir das Haus dann zehn Jahre als Sozialwohnung vorhalten?", wollte Gemeinderätin Julia Zügel (FWV) wissen. "Wenn die Förderung bewilligt wird, müssen wir das Gebäude zehn Jahre als sozialen Wohnraum nutzen, und es muss 20 Jahre im Gemeindebesitz bleiben", erläuterte Geist. "Ich halte den Umbau für sehr sinnvoll, wir sollten Tempo zulegen, um nicht in Zeitdruck zu kommen", befürwortete Heiko Dietterle (FWV) den Verwaltungsantrag. Warum man einen Architekt brauche, es sei doch nur ein Umbau, fragte er. "Es werden nicht nur ein paar Wände gestellt, wir brauchen den Architekten für die Bestandsaufnahme, Kostenberechnung für die Förderung, Planung und den Bauantrag", erklärte Timo Wolf.

 


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Kritik an hohen Kosten

"Grundsätzlich ja, aber die Kosten sind mir zu hoch. 400 000 Euro in ein Abbruchgebäude zu stecken und die Bindung durch die Förderung finde ich fragwürdig", meinte Benjamin Bäuchle (FWV). "Haben wir Alternativen?", fragte Klaus Reinhardt (SPD). Das könnten dann ja nur Container sein. Da das Obergeschoss belegt sei müsse die Gemeinde das Gebäude trotzdem unterhalten, plädierte Manfred Schmidgall (FWV) für den Ausbau des Erdgeschosses.

Aufschrei in der Bevölkerung vermeiden

Man bräuchte ja bis zu 50 Container, da sei wieder ein Aufschrei in der Bevölkerung wegen des Standorts zu erwarten "Ich sehe, dass wir handeln müssen und finde den Umbau positiv, der Flüchtlingsstrom nimmt nicht ab", plädierte Jochen Scholl für die Nutzungsänderung. Nach zehn Jahren könne man die Fläche eventuell anderweitig nutzen. "Es geht nicht darum, keine Flüchtlinge unterzubringen, aber eine Bindung über 20 Jahre finde ich zu lang", erklärte Neuhüttens Ortsvorsteherin und Gemeinderätin Ute Wolf. "Wir gehen davon aus, dass die Zimmer im Frühling nächsten Jahres bezugsfertig sind", beantwortete Geist eine Frage von Dr. Kay Schloe (FWV).

 


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Aus der Geschichte

Der Gasthof Lamm in Wüstenrot-Neuhütten war seit Generationen im Besitz der Familie des Metzgermeisters Albert Wieland und hat den Hausnamen "Schläger", wie im alten Ortskern von Neuhütten üblich, weil es viele Familien gleichen Namens gibt. Ein Foto auf einer alten Ansichtskarte im Besitz von Museumskuratorin Karola Schierle zeigt das alte "Lamm" im Jahr 1922 mit einem Pferdefuhrwerk vor dem Gebäude und dem Namen des Wirts Adolf Wieland. Das Gasthaus in seiner heutigen Bausubstanz wurde 1972 eingeweiht. 17 Jahre betrieb Metzgermeister und Wirt Albert Wieland die Wirtschaft und die Metzgerei. Danach wurde die Metzgerei an einen Biometzger verpachtet. Die Gastwirtschaft wurde bis 2014 von der Familie Wieland betrieben. 2017 ersteigerte die Gemeinde das Gebäude.

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