Unbekannte drehen Ortsschilder auf den Kopf – was dahinter steckt
In Talheim im Kreis Heilbronn stehen an Weihnachten die Ortsschilder Kopf. Ein Hinweis unter den Schildern zeigt, worauf die Aktion von Unbekannten abzielen könnte.

In Talheim haben Unbekannte ihrem Ärger Luft gemacht: Die Ortsschilder an verschiedenen Ortseingängen der Gemeinde wurden aus der Metallhalterung gelöst und verkehrt herum wieder befestigt. Darunter befinden sich Pappschilder mit der Aufschrift: "Die Regierung stellt (alles) auf den Kopf".
Die Ampel-Regierung hat derzeit keinen guten Stand in der Bevölkerung. Vergangene Woche demonstrierten die Bauern gegen die Agrardiesel-Regelung und legten mit ihren Protesten den Verkehr in Stuttgart lahm. Auch Landwirte aus der Region beteiligten sich an den Demonstrationen. Doch ob die Aktion mit den Protesten der Bauern in Verbindung steht oder sich überhaupt auf die Bundesregierung bezieht, lässt sich nicht belegen.
Wer für die Schilder-Aktion verantwortlich ist, ist ungeklärt. Martin Stähle zum Beispiel, Landwirt aus Flein, äußert sich auf Stimme-Anfrage völlig überrascht. „Ich sehe gar keinen Bezug zu den Bauernprotesten", sagt er. Er vermutet vielmehr, dass es mit ortspolitischen Themen in Talheim zu tun habe. Ähnlich äußert sich ein anderer Landwirt, der nicht namentlich genannt werden möchte.
Umgedrehte Ortsschilder in Talheim Teil der Bauernproteste? Das sagen ortsansässige Landwirte
Der Talheimer Landwirt Klaus Braun ist ebenso überrascht von der Schilder-Aktion. Er habe davon nichts mitbekommen, sagt er. „Keine Ahnung, wer das war, das habe ich noch nicht gesehen.“ Die Stimmung unter den Landwirten jedoch sei auf jeden Fall sehr schlecht. Die Landwirtschaft werde durch Auflagen und niedrige Preise zurückgedrängt. Pläne der Berliner Regierungskoalition, Subventionen für Agrardiesel und die Befreiung von der Kfz-Steuer für landwirtschaftliche Maschinen zu streichen, seien der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringe, meint Braun. Er selbst habe sich bisher nicht an den Bauernprotesten beteiligt.
Bei der Großdemo am 8. Januar aber will er dabei sein. Braun sieht eine mangelnde Wertschätzung gegenüber dem Beruf des Landwirts. „Wir produzieren Nahrungsmittel, und das ist ein sehr wichtiger Beruf.“ Landwirtschaftliche Betriebe kämpften ums Überleben. Die Pläne der Regierung hält er deshalb für unpassend.
Ortsschilder stehen Kopf: Erste derartige Aktion in der Region Heilbronn und im Hohenlohekreis
Nichts mehr mit Landwirtschaft und Weinbau am Hut hat Andreas Kühfuß, der jahrzehntelang den Besen auf dem Talheimer Hof gepachtet hatte. „Ich kann die Proteste verstehen“, sagt er mit Blick auf Landwirte. Er gibt zu bedenken, dass nicht ausgemacht sei, was es mit den Ortstafeln und der Botschaft auf sich habe. Die Aktion könne auch politisch von rechts motiviert sein.
In Talheim sorgt zurzeit eine geplante Freiflächennutzung für eine Photovoltaikanlage für Gesprächsstoff. Ob die Ortstafeln damit in Zusammenhang stehen, ist nicht belegt.
Nach Angaben eines Sprechers des Heilbronner Präsidiums geht die Polizei den auf den Kopf gestellten Schildern nach. Es handele sich um einen Eingriff in den Straßenverkehr, lautet eine erste Einschätzung. Ortsschilder geben zum Beispiel an, wie schnell Autofahrer fahren dürfen. Es sei die bisher erste derartige Aktion in der Region Heilbronn und im Hohenlohekreis.

Stimme.de