Naturfreundehaus Steinknickle in Neuhütten soll 2025 wieder öffnen
Der Brandschutz im Naturfreundehaus Steinknickle in Neuhütten muss erneuert werden. Die Naturfreunde Heilbronn bauen eine Pächterwohnung ein. Sie soll die Suche nach einem Betreiber erleichtern.

Die Naturfreunde Heilbronn sind voller Tatendrang. Sie packen es an und wollen ihr Wanderheim am Steinknickle in Wüstenrot-Neuhütten umbauen. Der Brandschutz muss dringend auf den neuesten Stand gebracht werden. Die nicht mehr zeitgemäßen beiden Schlafsäle unter dem Dach sollen in eine Pächter-Wohnung verwandelt werden.
Dadurch erhofft sich der Verein, wieder jemanden zu finden, der das Naturfreundehaus betreibt, Familien, Vereine, Gruppen und Schulklassen für eine Auszeit eine Übernachtungsmöglichkeit bietet, Wanderer, Mountainbiker und Ausflügler am Fuße des Steinknickle-Turms bewirtet. Seit dem ersten Lockdown vor rund vier Jahren sind die Fensterläden des stattlichen Gebäudes mitten im Wald - eine beliebte Einkehrmöglichkeit - geschlossen.
Interessenten gibt es
Die Pächtersuche dauert seit fast zwei Jahren an. Interessenten gibt es, wie Vorstandsmitglied Johannes Müllerschön zur Auskunft gibt. Nach dem Artikel in der Heilbronner Stimme zu Jahresbeginn habe die Ortsgruppe rund 20 Leuten das Haus gezeigt. "Es waren solide Anfragen dabei", sagt Müllerschön. Für einen Vertragsabschluss ist es aber noch zu früh, muss der Verein doch erst seine Hausaufgaben machen. Die Behörden fordern, den Brandschutz zu erneuern, erst dann könne der Beherbergungsbetrieb wieder aufgenommen werden.
Baugesuch wird bald eingereicht
Ein Termin mit Kreisbrandmeister Bernd Halter sei ausgemacht, um die Pläne vorzustellen. Am 12. Juni wollen die Naturfreunde beim Landratsamt das Baugesuch einreichen. Das Brandschutzkonzept sieht einen zweiten Fluchtweg mit zwei außenliegenden Fluchttreppen vor. Die Holzverkleidung im Treppenhaus wird entfernt, Brandschutztüren werden eingebaut. Die Kalkulation, so Müllerschön, liege bei 130 000 Euro. Für die Pächterwohnung im Dachgeschoss fielen weitere 70 000 Euro an.
Spenden und zinslose Darlehen erwünscht

Ein großer Brocken für die Ortsgruppe, zumal sie seit der Schließung des Naturfreundehauses auf Einnahmen in fünfstelliger Höhe verzichten, gleichzeitig aber auch für die Gebäudeunterhaltung aufkommen musste.
"Die Finanzierung steht noch nicht", so Müllerschön. Es bestehe aber die Aussicht, die Hälfte der Summe mit Fördergeld vom Land für Wanderheime zu bestreiten. Einen Teil der Arbeiten wollen die Mitglieder selbst übernehmen. Neben Geldbeträgen setzt der Vorstand auch auf zinslose Darlehen von Privatleuten. "Es gibt viele Menschen, denen das Steinknickle und die Naturfreundebewegung wichtig sind", weiß Müllerschön.
Zwischenlösung wird angestrebt
Durch den Einbau einer Pächterwohnung sinkt die Zahl der Betten von 80 auf etwa 50, schätzt das Vorstandsmitglied. Damit habe das Naturfreundehaus aber immer noch eine Größe, bei der es wirtschaftlich betrieben werden könne. Die Ortsgruppe hofft bis zur Wiedererföffnung im Frühjahr 2025 auf eine Zwischenlösung. Einem der potenziellen Pächter könnte eine Teilnutzung mit Gastronomiebetrieb am Wochenende während des laufenden Umbaus ermöglicht werden. Oder es finde sich ein Teilzeitgastronom, der bis 2025 bewirtet. "Wir probieren es, für 2023 noch jemanden zu kriegen", gibt sich Müllerschön optimistisch.
Naturnahe Bildungsstätte
Die baulichen Maßnahmen sind das eine, die inhaltliche Neuausrichtung das andere. Das Naturfreundehaus soll zu einer naturnahen Bildungsstätte entwickelt werden, zu einem außerschulischen Lernort, wie Müllerschön sagt. Naturpädagogen und ehrenamtliche Naturliehaber sollen Angebote machen.
Die natursportliche Palette der Naturfreunde sei groß, meint Müllerschön und denkt etwa an geführte Mountainbike-Touren. Der Landesverband fördere bereits fünf Häuser mit einem solchen Gesamtprogramm. Das strebt auch die Heilbronner Ortsgruppe an. Die traditionelle Sonnwendfeier soll wieder im Terminkalender auftauchen und die Waldolympiade zum Auftakt des Naturerlebniscamps von Gemeinde und Naturparkführern wieder an den Ursprungs-Standort zurück geholt werden.
Vor 110 Jahren erbaut
Die Naturfreunde hätten sicherlich gerne Wanderer und Ausflügler um sich versammelt, um den 110. Geburtstag ihres Wanderheims am Steinknickle in diesem Jahr zu feiern. Aber ohne Pächter, der die Gäste bewirtet, ist an ein Fest nicht zu denken. Vor zehn Jahren wurde das 100. Jubiläum jedenfalls groß gefeiert.
Am 8. Juni 1913 wurde die Schutzhütte am Fuße des Steinknickle-Turms in Neuhütten eingeweiht. Die Heilbronner Ortsgruppe war die erste im Gau Schwaben, die ein solches Gebäude errichtete. Ein Teil des Ursprungs-Blockhauses mit Aufenthaltsraum und Schlafstätte ist noch erhalten. MIt Unterstützung des Landes wurden 1953, Anfang der 1980er Jahre sowie 2011 Erweiterungen und Komplettsanierung gestemmt. Zu den 30 Matratzen in acht Kojen kommen zwei weitere Schlafräume und vier Zimmer mit Betten, die von der Wand zu klappen sind.
1933 beschlagnahmten die Nationalsozialisten die Herberge und machten sie zum Heim für die Hitler-Jugend. 1945 quartierte die Gemeinde Neuhütten im Naturfreundehaus Flüchtlinge ein. Drei Jahre später gab sie die Schutzhütte als Wiedergutmachung der Ortsgruppe zurück.


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