Lange Wunsch- und Mängelliste am Beilsteiner Gymnasium
Am Herzog-Christoph-Gymnasium gehen die Sanierungsarbeiten voran. Doch auch bei den naturwissenschaftlichen Unterrichtsräumen besteht Handlungsbedarf. Sie entsprechen nicht mehr den Sicherheits- und Brandschutzauflagen.

Auf den Tischen stehen Kisten mit Reagenzgläsern, Lehrbüchern, Aktenordnern und Schutzbrillen, dazwischen ragen das wohl jedem Schüler bekannte Plastikskelett des menschlichen Körpers sowie das Modell einer Wirbelsäule heraus. Die Chemiesäle im B-Trakt des Beilsteiner Herzog-Christoph-Gymnasiums (HCG) sind vollgepackt mit Dingen, die eigentlich für den naturwissenschaftlichen Unterricht gedacht sind. An den ist hier aber aus zweierlei Gründen nicht zu denken.
Chemiesammlung wegen PCB-Sanierung ausgelagert
Denn zum einen müssen sie derzeit als Aufbewahrungsort für die ausgelagerten Materialien aus den Sammlungsräumen dienen, in denen eine PCB-Belastung (Polychlorierte Biphenyle) festgestellt worden war und die inzwischen weitest gehend saniert sind. Zum anderen sind die Räume selbst dringend sanierungsbedürftig, da sie nicht mehr den Sicherheits- und Brandschutzbestimmungen für den Experimentalunterricht entsprechen.
Seit 1972 nicht mehr modernisiert
"Unsere beiden Chemieräume B21 und B28 stammen aus dem Jahr 1972, in dem die Schule gebaut wurde. Seitdem wurden sie nicht mehr modernisiert", sagt Schulleiter Felix Stadtfeld. So gebe es etwa keine Not-Aus-Schalter an den Ausgängen, sondern nur an den Lehrerpulten. Die Oberflächen der zu eng beieinander stehenden Tische sind aus Holz und damit nicht feuerfest, Gasarmaturen ragen in die Gänge und könnten so im Vorbeigehen versehentlich aufgedreht werden, zählt er einige Aspekte der Mängelliste auf. Auch der gemusterte Linoleumfußbodenbelag entspreche nicht mehr aktuellen Sicherheitsbestimmungen, da darauf beispielsweise verschüttete Chemikalien leicht übersehen werden könnten.
Brandgefahr, da Trennwände aus Holz
"Für das praktische Arbeiten sind auch ausreichend viele Abzüge nötig, die entstehende Dämpfe absaugen", erläutert Stadtfeld. Versuche, die früher frei im Raum durchgeführt wurden, seien aufgrund der strengeren Vorgaben nur noch unter Absaugung möglich - "und für uns daher zurzeit gar nicht". Hinzu komme, dass Trennwände zwischen den Unterrichts- und den Sammlungsräumen, in denen unter anderem Chemikalien gelagert werden, aus Holz sind statt aus dem geforderten nicht brennbaren Material. Die Mängel habe die Schule dem Träger im Juli vergangenen Jahres gemeldet, so der Rektor.
Schule schlägt Übergangslösung vor
In diesem Zusammenhang schlug die Leitung auch gleich vor, wie ein naturwissenschaftlicher Unterricht in den Räumen zeitnah wieder zu gewährleisten wäre: So könnte Raum B21 mit einer Grundausstattung für den Experimentalunterricht versehen werden. Raum B28, der aufgrund seiner Möblierung mit ansteigenden, eng beieinanderliegenden Sitzreihen ohnehin nicht für Schülerexperimente zugelassen ist, könnte mit einem speziellen Abzug ausgestattet werden. "So wäre der Raum zumindest für Demonstrationsversuche durch die Lehrkraft nutzbar", sagt Stadtfeld. Mittelfristig wäre aber zu überlegen, ob das Podest mit den Sitzreihen nicht ganz zurückgebaut werden sollte, zumal diese im Zuge der PCB-Sanierung ohnehin abmontiert werden müssten, so der Schulleiter. Damit wäre der hohe Raum künftig auch für Praktika nutzbar.
Dachabschnitt wird ab Sommer saniert
Er sei sich bewusst, dass die Liste lang und mit entsprechenden Kosten verbunden ist, betont der Schulleiter. Die Stadt als Schulträger investiere durchaus viel, etwa mit den aktuell laufenden Sanierungsarbeiten am Dach, im energetischen Bereich und bei den Sanitäranlagen. Letztere stehen kurz vor dem Abschluss, dann können auch die ersatzweise aufgestellten Sanitärcontainer wieder abgebaut werden. Im Sommer könnte sich das Thema Raumnot noch verschärfen, wenn die Sanierung des Daches über dem D-Trakt beginnt. Für die Dauer der Arbeiten, die laut Felix Stadtfeld mindestens ein halbes Jahr dauern sollen, müssen sechs Fachklassenzimmer sowie drei Sammlungsräume gesperrt werden.
Schüler sollen verstärkt praktisch arbeiten
Nicht nur schärfere Sicherheitsbestimmungen sorgen am HCG für einen erhöhten Raumbedarf in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Der Bildungsplan 2016 sieht vor, dass Schüler verstärkt praktisch arbeiten. Seit dem Bau der Schule 1972 kamen überdies Pflichtfächer wie Naturwissenschaft und Technik (NwT), der Verbund Biologie, Naturphänomene und Technik (BNT) oder Informatik hinzu.
Überdies steigen die Schülerzahlen weiter; derzeit besuchen rund 1100 Schüler das Beilsteiner Gymnasium. Nach Angaben der Schulleitung finden aktuell bis zu acht naturwissenschaftlich-technische Unterrichte parallel statt, im MINT-Bereich weiche man dabei auch auf Kunst- und Musikräume aus.