Klares Ja zur Ortsumfahrung in Ilsfeld
Nächster Anlauf für eine Umgehungsstraße in Ilsfeld: Der Gemeinderat hat sich in seiner Stellungnahme gegenüber dem Land einstimmig für das Planfeststellungsverfahren und die Realisierung des Großprojekts ausgesprochen.

Seit rund einem halben Jahrhundert wird in Ilsfeld über eine Ortsumfahrung diskutiert. In diesem 50 Jahren hat die Gemeinde nun zum zweiten Mal nach 2011 ihre Stellungnahme zu einem entsprechenden Planfeststellungsverfahren abgegeben. In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat einstimmig dem Verfahren sowie dem Vorhaben an sich zugestimmt.
Auch neue Trasse ruft Bedenken hervor
"Die von vielen Ilsfeldern seit Jahren herbeigesehnte Ortsumfahrung löst an anderer Stelle Sorgen und Bedenken aus", verwies Bürgermeister Thomas Knödler auf die im Zuge der Offenlegung eingegangenen Anregungen. Das seien zum einen individuelle, aber auch berufsspezifische Aspekte, etwa seitens der Landwirtschaft. "Faktisch ist es uns unmöglich, auf all die Bedenken und Anregungen einzugehen, die in den vergangenen Tagen diskutiert worden sind", so Knödler.
Im Rathaus seien dazu lediglich vier Stellungnahmen eingegangen, inhaltlich habe man darüber hinaus keine Kenntnis zu den Einwendungen, die dem Regierungspräsidium Stuttgart vorgetragen wurden. Denn als Vertreter des Landes ist die Behörde hier der zuständige Planungsträger, der die Einwendungen abzuarbeiten habe. Ilsfeld selbst sei in diesem Fall Träger öffentlicher Belange und in Teilen auch betroffener Grundstückseigentümer, so der Bürgermeister.
Keine Ideallösung für alle
Der Gemeinderat könne also die Frage nach einer Ortsumgehung nur mit einem Ja oder einem Nein beantworten und keine Idealtrasse definieren, die ohnehin nicht existiere. "Die Umfahrung, die alle zufrieden stellt, wird es niemals geben", so Knödler. Ebenso wenig zweckdienlich wie ein völliger Verzicht wäre statt der Umgehungsstraße ein Durchfahrverbot für Lkw, so der Bürgermeister. "Dies führt ins Leere, da sich dadurch alleine die Zahl der Fahrzeugbewegungen nicht reduziert." Zudem riefe dies den Protest der dann durch den verlagerten Verkehr belasteten Kommunen hervor.
Dass es bei knapp 10.000 Einwohnern und vielen hundert betroffenen Grundstückseigentümern zahlreiche Vorbehalte gebe, sei kein Wunder. Kommt die Ortsumfahrung, werde man aber Veränderungen und Einschränkungen akzeptieren müssen, so Knödler, der die zahlreichen Haupt- und Untervarianten wie etwa die "Landgrabenlösung" in Erinnerung rief, die in der Vergangenheit geprüft wurden.
Unterstützung für Landwirtschaft zugesichert
Der Landwirtschaft sicherte Knödler im Namen des Gemeinderats zu, ihre Interessen "zu unterstützen, um Betriebsbeeinträchtigungen und Bewirtschaftsbefugnisse so weit als möglich zu minimieren" - jeweils unter der Prämisse, das Projekt nicht zu gefährden.
Welche finanziellen Belastungen durch Brücken sowie Änderungen am Rad- und Fußwegenetz auf die Gemeinde zukommen, wollte Kilian Graf von Bentzel-Sturmfeder-Horneck (Bürgerforum) in der Aussprache wissen. "Was festgeschrieben wird, ist vom Träger zu zahlen", so Knödler. Seiner Fraktion sei wichtig, dass bei der Realisierung auf die Belange der Landwirtschaft eingegangen wird und keine Existenzen aufs Spiel gesetzt werden, betonte Ralf Weimar (BWV).
Flurbereinigung gefordert
Das Gremium sprach sich dafür aus, dass in der Vorbereitung für den Bau der Umgehungsstraße zeitnah ein Flurbereinigungsverfahren eingeleitet wird. Unabhängig davon soll auch ein Wege- und Gewässerplan erstellt werden.
Darüber hinaus fordert die Gemeinde das Land dazu auf, nach Kenntnis der vorgebrachten Bedenken und Anregungen "das Thema Feld und Radwegenetz gemeinsam mit der Gemeinde nochmals auf den Prüfstand zu stellen", wie es in der Beschlussvorlage heißt.
Keine zweite Chance für Landgrabenlösung
In der Diskussion um die Trassenführung kommt immer wieder die so genannte "Landgrabenlösung" zur Sprache. Diese weitläufige Umfahrung, die eine weitere Siedlungsentwicklung in Ilsfeld nicht einschränken soll, verliefe auf der Markungsgrenze zu Talheim. Sie wurde bereits vor rund 14 Jahren untersucht - und aus vielfältigen Gründen verworfen, wie Bürgermeister Thomas Knödler in Erinnerung rief. Unter anderem wäre hierfür der Bau eines Viadukts über das Schozachtal bei Talheim nötig gewesen. Denkmalschutzauflagen, hohe Kosten und die erforderliche Inanspruchnahme fremder Gemarkung in sensiblen Bereichen seien weitere Argumente gegen diese Lösung gewesen. Das Land habe in dieser Streckenführung auch den Neubau einer Landesstraße und keine Ortsumfahrung gesehen.