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Baden ist im Finsterroter See bereits seit 2016 verboten

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Der See ist trotz des offiziellen Badeverbots ein beliebtes Ziel an heißen Tagen. Was sagen die Besucher zu dem Verbot?

Von Gustav Döttling
Der Finsterroter See ist aufgrund seiner schlechten Wasserqualität offiziell kein Badesee mehr. Bereits 2016 wurde ein Badeverbot ausgesprochen.
Der Finsterroter See ist aufgrund seiner schlechten Wasserqualität offiziell kein Badesee mehr. Bereits 2016 wurde ein Badeverbot ausgesprochen.  Foto: Döttling, Gustav

Schon von Weitem hört man auf dem Weg vom Parkplatz zum See fröhliches Gelächter und Kindergeschrei. Auf dem Finsterroter See sind am Nachmittag einige Tretboote unterwegs. Vom Boot mit einer Rutsche stürzen sich Kinder kreischend ins warme Seewasser.

Am gegenüberliegenden Ufer schwingen sich junge Männer an zwei Seilen, die von Bäumen baumeln, in Tarzanmanier über das Wasser und lassen sich klatschend in den Finsterroter See fallen. Auf der Liegewiese hinter dem Kiosk und dem Kinderspielplatz haben Besucher Decken ausgebreitet, einige Sonnenschirme aufgespannt und Liegestühle aufgestellt.


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Wasser wird nicht mehr auf Keime untersucht

Baden oder nicht baden? Diese Frage stellt sich für Fans des idyllischen Finsterroter Sees erst gar nicht. "Mein Immunsystem kann das ab", meint ein junger Besucher, der triefend nass aus dem Wasser kommt. Auf die Frage, ob es ihm nichts ausmache, dass der See seit 2017 vom Land Baden-Württemberg nicht mehr als Badesee ausgewiesen ist und das Wasser auch nicht auf eine Keimbelastung untersucht wird, zuckt er nur die Schultern.

"Das Wasser ist perfekt. Solange ich keinen Ausschlag bekomme, ist alles gut", meint auch Christian Dürr. Da der Breitenauer See immer noch gesperrt ist, habe er nach einer nahen und ruhigen Alternative gesucht.

Beliebtes Ausflugsziel mit viel Platz

"Die Bewirtung ist hervorragend, der See ist nicht überlaufen, hier ist es wunderbar, eine echte Idylle", schwärmt ein Rentnerehepaar aus Schwäbisch Hall. Währenddessen spielen auf dem Spielplatz Eltern mit ihren Kindern. Eine neue Attraktion sind große glatte Holzklötze. "Die Klötze hat die Fensterfirma Trefz gestiftet und einfach auf dem Spielplatz abgeladen", erzählt Iris Stutz. Sie unterstützt ihren Sohn Daniel, der mit Manfred Hellwig den Seeterrassen-Kiosk bewirtschaftet. "Der See ist nach wie vor ein beliebtes Ausflugsziel, war aber seit Ferienbeginn nie überlaufen, auch an den Wochenenden nicht", erzählt Daniel Stutz.


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Cocktailnacht und Weißwurstfrühstück am See

Den Kiosk habe er in den Pfingst- und Sommerferien die ganze Woche geöffnet, sonst nur an den Wochenenden. Zahlreiche Stammgäste und andere Ausflüger würden sich freuen, dass die Corona-Lage jetzt wieder einen Seebesuch und das Tretbootfahren zulasse. "Wir machen auch wieder einige Events, wie Weißwurstfrühstück am Sonntag oder eine Cocktailnacht", erzählt der Kiosk-Pächter.

"Mir gefällt, dass sich meine Kinder hier auf dem Spielplatz im Sandkasten und mit den Bauklötzen beschäftigen können. Hier ist es viel schöner als im Freibad", schwärmt Saskia Pflederer-Hofmann aus Wüstenrot-Kreuzle.

Badeverbotsschilder verschwunden

Verschwunden sind die beiden Schilder "Baden verboten", die die Gemeinde Wüstenrot laut Hauptamtsleiter Jürgen Reinhardt am Parkplatz und neben der Schranke am Ende der Seestraße auf öffentlichem Grund aufgestellt hatte. "Davon wissen wir nichts, wir weisen alle Seebesucher darauf hin: Wer ins Wasser geht, badet auf eigene Gefahr und Verantwortung, da der See ein Natur- und kein Badesee ist", betont der Kiosk-Pächter.

Kritik des Gesundheitsamts

Da der See derzeit als Badegewässer abgemeldet sei und nicht auf Keime untersucht werde, habe das Gesundheitsamt Heilbronn verlangt, dass die Kommune die Verbotsschilder wieder aufstelle, berichtet Jürgen Reinhardt. Das Gesundheitsamt habe moniert, dass die Eigentümerinnen den See auf ihrer Internetseite immer noch als Badesee bewerben.

Neue Anlage soll Wasserqualität verbessern

"Die Klage der Eigentümerinnen ruht weiterhin, und wir sind in guten Gesprächen, weil auch die Gemeinde ein Interesse daran hat, dass der Finsterroter See wieder ein Badesee wird", erklärt Wüstenrots Bürgermeister Timo Wolf auf Nachfrage. Das neue Rechengebäude der Kläranlage Neuhütten sei in Betrieb, und als nächster Baustein zur Verbesserung der Wasserqualität werde die geförderte, rund 100.000 Euro teure Phosphatneutralisationsanlage in den kommenden Wochen in Betrieb gehen.

Kein Badesee

Auf der Badegewässerkarte des Gesundheitsministeriums und Integration Baden-Württemberg ist der Finsterroter See zwar noch zu finden, aber es fehlt weiterhin die Markierung als ausgewiesener EU Badesee. Wegen mangelnder Wasserqualität wurde das Baden bereits 2016 verboten. 2017 meldete die Gemeinde das Gewässer als Badesee ab.

Was folgte waren 2018 und 2019 eine Unterschriftenaktion der Seeeigentümerinnen und eine Klage gegen die Gemeinde wegen der Ursache der mangelhaften Wasserqualität, die von den Klägerinnen in einem unkontrollierten Überlauf der Kläranlage bei Starkregen vermutet wurde. Die Klage ruht weiterhin, und man spricht wieder miteinander, um gemeinsam die Wasserqualität für den Status eines EU-Badesees zu verbessern. 

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